Gross war der Aufschrei zu Beginn der Woche, als am Dienstag in der «Aargauer Zeitung» zu lesen war: Ignazio Cassis will Kokain legalisieren! Der Tessiner Bundesratskandidat (56) liess eine veritable Bombe platzen. Besonders die SVP zeigte sich schockiert über diese Haltung, wie BLICK berichtete. Auch Konkurrent Pierre Maudet distanzierte sich von seinem Parteirivalen.
Im grossen Interview mit der «NZZ» erklärt Cassis nun, weshalb er aus Überzeugung für eine liberale Drogenpolitik einsteht. Er habe auf dem Zürcher Platzspitz Nadelaustauschprogramme gemacht und dann feststellen müssen, dass die damalige Prohibitionspolitik unwirksam gewesen sei. «Wir müssen den Schwarzmarkt austrocknen», ist Cassis überzeugt. Deshalb plädiere er für die Regulierung aller psychoaktiven Substanzen – es brauche einen regulierten Markt.
Dieser soll ähnlich wie die Arzneimittel oder Genussmittel reglementiert sein. So könne man den Jugendschutz wirksamer gestalten und den Zugang für Erwachsene der Situation angepasst modulieren.
Strikt in Ausländer- und Europafragen
Nachdem er die SVP mit seinen Kokain-Aussagen ärgerte, war es ihm wohl willkommen, sich im Interview insbesondere zur Europafrage äussern zu können. Cassis verspricht, er strebe keinen EU-Beitritt an. Er wolle den bilateralen Königsweg weitergehen. Automatische Rechtsübernahme sowie fremde Richter kommen für den Tessiner nicht ihn Frage
Ausserdem spricht Cassis von «zu vielen Migranten» in der Schweiz. Die Zuwanderung müsse besser und aktiver gesteuert werden. Auch den Familiennachzug will er restriktiver gestalten: «Wir sind bei der Migration an der Grenze dessen, was für die Menschen in unserem Land akzeptabel ist.» Mit solchen Aussagen dürfte Cassis wieder ein paar Stimmen der SVP zurückgewinnen. (jdc)
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