Bundesrats-Kandidat stellt sich in Locarno ins beste Licht
Cassis betont seine weibliche Seite

Jetzt jagt ein Treffen das nächste: Am Filmfestival Locarno gibt es politisch nur ein Thema: Schafft es Ignazio Cassis in die Regierung? Der FDP-Mann nutzt den Heimvorteil und weibelt fleissig für sich selbst.
Publiziert: 05.08.2017 um 00:09 Uhr
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Aktualisiert: 24.10.2018 um 13:20 Uhr
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«Die Frauenfrage ist zur Religion geworden. Das sagt man mir jetzt ständig», erzählt Bundesrats-Kandidat Ignazio Cassis (r.) Bankmanager Joe Ackermann und dem ehemaligen SRG-Präsident Raymond Loretan (Mitte).
Foto: Philippe Rossier,
Cinzia Venafro

Weibeln. Werben. Gute Stimmung machen: Seit Ignazio Cassis am Dienstag zum offiziellen – und einzigen – Tessiner Kandidaten für die Nachfolge von Didier Burkhalter (57) ernannt wurde, jagt am Rande des Filmfestivals Locarno ein Gespräch das nächste. «Klar nutze ich jetzt meinen Heimvorteil», sagt Ignazio Cassis. «So weit weg von Bern kann ich mich von einer anderen Seite zeigen.»

Und so lächelt der Arzt spitzbübisch, als Bundesrat Alain Berset (45) bei der Rede auf dem Monte Verità in Ascona TI ihm «alles Gute» wünscht und scherzt: «Ich habe gerade gelernt, dass man Polenta 13 Stunden köcheln muss. Ich kann Ihnen sagen, bis ein Bundesrat gebacken ist, dauert das länger.»

In Cassis rumort es

Doch so souverän Cassis wirkt – in ihm drin rumort es. «Derart nervös wie heute habe ich Ignazio noch nie gesehen», sagt sein langjähriger Weggefährte und Freund Andrea Incerti, Gemeindepräsident von Bissone TI. Gut stellen muss er sich beispielsweise mit alt Ständerat Felix Gutzwiller (69), mit dem er beim Polenta-Zmittag immer wieder plaudert. BLICK weiss: Der FDP-Stratege prüft die Kandidaten der Partei auf Herz und Nieren. «Einen Bundesratskandidaten mit Leichen im Keller können wir uns nicht mehr leisten», so Gutzwiller.

Doch Cassis, gewohnt leger in Turnschuhen und ohne Krawatte, scheint zu Hause zumindest beliebt zu sein. «Ignazio ist ein Brückenbauer zwischen dem Sotto- und dem Sopraceneri», erklärt Giovanna Masoni, die frühere Vizestapi von Lugano.

Anspruch der Frauen wird lauter

«Es ist klar: Jetzt muss er hier die Nationalräte, die am Festival sind, für sich gewinnen», sagt Parlamentskollege und Vize-Präsident des Nationalrats, Dominique de Buman (61, CVP/FR). 

Das Problem: Der Anspruch der Frauen auf den frei werdenden Sitz in der Regierung wird immer lauter. «Ja, die Frauenfrage ist zur Religion geworden, das sagt man mir jetzt ständig», so Ignazio Cassis. «Aber ich habe auch eine starke weibliche Seite. Wenn man mit drei Schwestern, einer Mutter und nur einem Bad aufwächst, dann lernt man: Machtkämpfe nützen nichts.»

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