Bundesrat will Kostenexplosion im Gesundheitswesen dämpfen
Was bringen Bersets 38 Massnahmen?

Bundesrat Alain Berset hat heute bekannt gegeben, was er gegen die Kostenexplosion im Gesundheitswesen unternehmen will.
Publiziert: 25.10.2017 um 22:41 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 23:57 Uhr
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Florian Wicki

Die Gesundheitskosten steigen Jahr für Jahr – und so auch die Krankenkassenprämien. Doch jetzt hat Bundesrat Berset 38 Massnahmen präsentiert, mit denen die Kosten im Zaum gehalten werden sollen. Sind wir also vor einer bösen Überraschung bei der nächsten Prämienrechnung gefeit oder wird alles genau wie bisher weitergehen?

Felix Schneuwly, Krankenkassenexperte und Mediensprecher des Vergleichsportals comparis.ch
Foto: zVg

Felix Schneuwly, Krankenkassenexperte und Mediensprecher des Vergleichsportals Comparis, ist skeptisch: «In den 20 Jahren, in denen wir in der Schweiz das Krankenversicherungsgesetz (KVG) haben, haben einerseits das Parlament, andererseits aber auch schon mehrere Bundesräte so einiges versucht, um die Gesundheitskosten in den Griff zu bekommen.» An der jährlichen Kostensteigerung von rund vier Prozent habe sich aber nichts geändert. 

Bei seinem Antritt 2012 habe auch Bundesrat Berset viele Massnahmen und Ziele angekündigt, die bisher erfolglos geblieben seien: «Nun kündigt er 38 weitere Massnahmen an, da bin ich natürlich wie bisher pessimistisch», so Schneuwly.

Leistungen zu streichen geht nur schwer

Natürlich gebe es im neuen Massnahmenpaket Teile, die in der Schweiz bisher noch nie angewandt wurden. Zum Beispiel das Globalbudget, das vereinfacht gesagt nichts anderes als einen Deckel auf die Kosten lege. In anderen Ländern sei das auch schon versucht worden, da habe sich aber laut Schneuwly gezeigt, dass der Rahmen entweder so lasch angesetzt wurde, dass sich nichts geändert habe, oder aber so straff, dass Leistungen rationiert werden mussten.

Leistungen zu rationieren sei in unserer Wohlstandsgesellschaft aber schwierig, da sich Verzicht bei einer solchen Wirtschaftslage grundsätzlich nur schwer rechtfertigen lasse, so Schneuwly.

Effiziente Werkzeuge sind schon lange bekannt

So weit weg liege die Lösung eigentlich nicht, meint Schneuwly: «Im KVG wäre eigentlich ganz genau geregelt, wie man die Kosten in den Griff bekommt. Und zwar, indem man medizinische Leistungen, aber auch Medikamente auf ihre Wirksamkeit und ihren Preis überprüft.» Also zum Beispiel Untersuchungen, die nicht nötig sind, auch nicht verordnet oder bezahlt. Das sei aber schwierig: «Leider spielen da viele Ärzte, wie auch Teile der Pharmaindustrie, nicht mit.»

Schneuwlys Fazit: «Würde man das KVG konsequent umsetzen und diese Umsetzung auch kontrollieren, wäre das deutlich effektiver als die 38 Massnahmen der Expertengruppe.» Das sei aber leider auch unbequemer.

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