Rund um die Schweiz gelten Ausgangssperren. Am Freitag hat Bayern als erstes deutsches Bundesland die einschneidende Massnahme beschlossen. Österreich hat sie bis Ostern verlängert. Nicht aus dem Haus dürfen bis auf weiteres auch die Italiener, Franzosen und Spanier. Jeden Tag kommen neue Staaten hinzu – gestern unter anderen Argentinien und Israel.
So weit geht die Schweiz nicht. Noch nicht! Und dies, obwohl die Zahl der Infizierten innert 24 Stunden auf knapp 5000 und die der Todesfälle auf 43 angestiegen ist.
Innenminister Alain Berset (47) erklärte ausführlich, wieso der Bundesrat darauf verzichtet: «Es ist nicht die Ausgangssperre, die uns schützt. Was uns schützt, ist unser Verhalten.» Das öffentliche Leben könne man nicht ganz stilllegen. Und weiter: Massnahmen müssten von der Bevölkerung akzeptiert werden, sonst gebe es eine Gegenreaktion.
Zweifel an der langfristigen Wirksamkeit einer Ausgangssperre
Er wolle jetzt nicht pathetisch werden, aber: «Wir brauchen die Leute mit uns im Boot», sagte der SP-Bundesrat. Er zweifelt denn auch daran, ob die Länder mit Ausgangssperre dies längerfristig durchhalten können.
«Unsere Massnahmen sind nicht populistisch», sagte Berset weiter. «Es geht nicht darum, den Hundespaziergang zu verbieten. Es braucht die individuelle Verantwortlichkeit.» Dennoch: Hausarrest könnte noch kommen, man sei «nahe» an der Ausgangssperre. Die Appelle hätten bislang noch nicht genug gewirkt, mahnte der Freiburger. Es sei jetzt der «letzte Moment», um die Abstandsregeln strikte einzuhalten.
Ansammlungen mit mehr als fünf Personen per sofort verboten
Entsprechend werden diese nochmals verschärft. Ansammlungen mit mehr als fünf Personen im öffentlichen Raum – also auf der Strasse, auf Plätzen, am See und in Parks – sind per sofort verboten. «Diese Grenze ist fix», so Berset. Kleinere Gruppen müssten einen Abstand von mindestens zwei Metern zu anderen Kleingruppen einhalten – und auch zueinander. Die Polizei kann und soll dies kontrollieren und durchsetzen. Wer sich nicht daran hält, kassiert eine Busse von 100 Franken.
Es sei jetzt der Moment, um Menschenansammlungen aufzulösen, sagte Berset. «Solidarität ist nicht nur ein Wort, das man an der 1.-August-Rede gebrauchen kann. Es gilt: Alle für einen, einer für alle!»
Auf die Seite der Corona-Bekämpfer schlug sich gestern auch das Wetter. Während Berset noch Fragen beantwortete, wich das Frühlingswetter der letzten Tage riesigen Wolken, die sich in gewaltigem Hagel entluden. Als ob auch Petrus ins bundesrätliche Mantra einstimmen wollte: «Bleibt zu Hause!»