Karin Keller-Sutter (55) machts Spass, Bundesrätin zu sein. Das sagt sie nicht nur, sondern strahlt es auch aus. Gut gelaunt empfängt die Justizministerin die Medien heute auf der herausgeputzten «MS Säntis», um nach drei Monaten im Amt eine erste Zwischenbilanz zu ziehen. «Ich habe sehr viel Freude an meiner Aufgabe», sagt Keller-Sutter, während sich das Schiff im Hafen von Romanshorn ganz leicht mit den Wellen bewegt. Und ergänzt: «Ich glaube, dass ich angekommen bin.»
Begrenzungs-Initiative habe «höchste Priorität»
Den Ort für ihre Zwischenbilanz hat die FDP-Magistratin sorgfältig ausgesucht. Während sie spricht, legt am Steg nebenan die Fähre aus Deutschland an. Die Schweiz brauche den Austausch mit dem Ausland, sagt sie und spricht damit unter anderem das Schengen-Abkommen an, die bei einem Nein zum revidierten Waffenrecht am 19. Mai in Gefahr ist. Gleich mit einem Abstimmungskampf konfrontiert, hat die Bundesrätin einen aussergewöhnlich steilen Start ins Amt hingelegt.
Und Keller-Sutter schaltet noch einen Gang höher. Einen Schwerpunkt legt Keller-Sutter in ihrer Ansprache auf die Begrenzungs-Initiative der SVP, die die Kündigung der Personenfreizügigkeit mit der EU vorsieht. Obwohl das Geschäft erst nächstes Jahr vors Volk kommt, ist Keller-Sutter jetzt schon in Alarmbereitschaft. «Dieses Dossier hat höchste Priorität», sagt sie. «Eine Annahme der Initiative wäre der Schweizer Brexit.» Um diesen zu verhindern, müsse man die Sozialpartner zwingend miteinbeziehen. Was geschehe, wenn Wirtschaftsverbände und Arbeitnehmervertreter nicht am selben Strang ziehen, habe man bei der 2014 bei der Masseneinwanderungsinitiative gesehen.
Trauer um Hund Picasso
Ein Grund für die gute Laune Keller-Sutters war sicherlich auch, zurück in der Heimat zu sein. Seit ihrem Amtseintritt sei sie nur noch selten in der Ostschweiz, sagt die Wilerin. «Ich wusste, dass man Bundesrätin mit Haut und Haar ist.» Zumindest am Wochenende aber versuche sie «mindestens einen kurzen Augenblick» zu Hause zu sein, damit sie Familie und Freunde sehen könne. Denn ein bisschen Heimweh habe sie ja schon.
Privat war der Amtsantritt in Bern für die Bundesrätin nicht leicht. Wie BLICK berichtet hat, musste Keller-Sutter den Tod von Familienhund Picasso verkraften. Sie und ihr Mann seien darauf vorbereitet gewesen, sagt Keller-Sutter heute. Trotzdem habe sein Tod «natürlich geschmerzt», denn Picasso sei ein «super Freund und ein Familienmitglied» gewesen. In dieser Hinsicht, sagt Keller-Sutter, habe es wohl auch Vorteile gehabt, dass sie im neuen Amt gleich Vollgas habe geben müssen.