Am Mittwoch richtete der Bund mit der grossen Kelle an: Rund 20 Milliarden Franken stehen seit heute Donnerstag für Notkredite zur Verfügung. Bis 500'000 Franken zum Nulltarif, wie Finanzminister Ueli Maurer (69) bekannt gab. Schon am Freitag dürfte der Bundesrat einen weiteren wichtigen Entscheid fällen: Er muss die Frage der Krisenfenster für die besonders stark betroffenen Kantone regeln. Und damit, unter welchen Bedingungen zum Beispiel der Kanton Tessin ein vom Bund bewilligtes Sonderzüglein fahren darf.
Denn ausgestanden ist die Corona-Krise noch lange nicht. Gemäss der Plattform corona-data.ch sind in der Schweiz mittlerweile über 11'000 Fälle bestätigt und 164 Todesopfer zu verzeichnen. Das Bundesamt für Gesundheit vermeldet derweil 10'714 positiv getestete und 161 verstorbene Personen.
Gezielte Durchseuchung sei «unethisch»
Viele Fragen sind immer noch ungeklärt. Das zeigte einmal mehr die Medienkonferenz mit Fachexperten des Bundes am Donnerstag. So sind etwa immer wieder die grossen Schwankungen bei den täglich vermeldeten Zahlen ein Thema.
Die Fälle würden von den Kantonen und Praxen nicht immer gleich schnell und in gleichem Rhythmus gemeldet, sagte Daniel Koch (64), Leiter Abteilung Übertragbare Krankheiten beim Bundesamt für Gesundheit (BAG) dazu. Er warnte vor der Überbewertung der täglichen Zahlen. Auch der Sprung von plus 58 Todesopfern in der Schweiz von Mittwoch auf Donnerstag in der BAG-Liste lasse sich nicht verlässlich interpretieren. Die Todeszahlen hinkten den Infekten immer hinterher.
Das sei auch der Grund, weshalb er vor einer Überbewertung der täglichen Zahlen im Einzelnen warne, so Koch. Das BAG sei derzeit dabei, eine Trendanalyse zu erarbeiten. Daraus liessen sich dann erste verlässliche Schlüsse ziehen. Das könne man erst machen, wenn man die Entwicklung von mindestens acht Tagen kenne.
Von einer aktiven möglichst schnellen Durchseuchung der Bevölkerung hält Koch nichts. Das sei ethisch «absolut unvertretbar», weil auch Menschen ohne Vorerkrankungen und entsprechende Dispositionen schwer erkranken könnten. Im Fall der vorliegenden, schnell um sich greifenden Pandemie geschehe die Durchseuchung ohnehin von alleine.
«Nicht der Moment, die Massnahmen herunterzufahren»
Für Koch ist es derzeit zu früh, an Lockerungen für die Wirtschaft zu denken. Dazu müsse man erst die Spitze der Epidemie abwarten. Es sei aber «sicher nicht der Moment, die Massnahmen herunterzufahren», machte Koch klar. Es sei auch zu früh, bereits eine mögliche Exit-Strategie darzulegen, so Koch. Man werde sie so wählen, dass sie möglichst sinnvoll sei, um die öffentliche Gesundheit zu schützen. «Es darf damit keine neue Gefährdung aufkommen.»
Das BAG arbeitet laut Koch zudem mit Hochdruck am Aufbau von serologischen Tests, die die Suche nach bereits immunisierten Personen ermöglichen würden. Das sei jedoch eher ein Instrument für den mittel- bis langfristigen Einsatz.
Gestrandete Schweizer zurückholen
Weiter wurde etwa über die Einsätze von Armee und Zivilschutz informiert. Aber auch über das Rückhol-Programm für im Ausland gestrandete Schweizer. Bisher wurden 1400 Personen zurückgeholt. Bis am 4. April sollen es rund 3500 werden. Das sei aber noch nicht das Ende, so Johannes Matyassy, Direktor der Konsularischen Direktion des Aussendepartements.: «Wir richten uns darauf ein, dass wir noch mehrere Flüge machen werden.»
Er machte aber auch klar: «Wir werden eine Reihe von Schweizern haben, die wir mittelfristig nicht zurückholen können.» Diese Leute bekommen konsularischen Schutz, etwa finanzielle Hilfe. Man schaue im Einzelfall aber genau hin, warum jemand im Ausland verblieben sei.
Ohnehin könnten nicht alle Erwartungen erfüllt werden. So sei es zum Beispiel nicht möglich, einen Helikopter zu einer entlegenen Insel vor Venezuela zu schicken.
Das Coronavirus beschäftigt aktuell die ganze Welt und täglich gibt es neue Entwicklungen. Alle aktuellen Informationen rund ums Thema gibt es im Coronavirus-Ticker.
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