Veranstaltungsverbot soll verschärft werden
Bundesrat will Anlässe mit über 300 Personen verbieten

Die Zahl der Corona-Infizierten in der Schweiz steigt weiter an. Jetzt will der Bundesrat die Vorsichtmassnahmen weiter verschärfen. Veranstaltungen mit mehr als 300 Teilnehmern sollen schweizweit verboten werden.
Publiziert: 12.03.2020 um 13:49 Uhr
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Aktualisiert: 12.03.2020 um 18:35 Uhr
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Gesundheitsminister Bundesrat Alain Berset (rechts) und BAG-Vertreter Daniel Koch haben die Vorsichtsmassnahmen und Sicherheitsempfehlungen in den letzten Wochen verschärft.
Foto: Keystone
Ruedi Studer

Wegen des Coronavirus hat der Bundesrat bisher Grossveranstaltungen mit mehr als 1000 Personen verboten. Diese Zahl soll nun auf 300 Personen sinken. Die Landesregierung schlägt die neue Limite den Kantonen vor. Das berichtet der «Tages-Anzeiger» in seiner Online-Ausgabe.

Dieser Vorschlag ist zurzeit in der Vernehmlassung bei den Kantonen. Definitiv entscheiden wird der Bundesrat in seiner Sitzung vom Freitag. Das Verbot würde demnach ab Montag gelten. Bis am Sonntag hingegen gilt noch die 1000-Personen-Grenze.

Einschneidend für Zürich

Die geplante Einschränkung kommt nicht überraschend. So wurden die Massnahmen und Empfehlungen seitens des Bundesamts für Gesundheit (BAG) in den letzten zwei Wochen immer wieder verschärft. So wurde auch erwartet, dass der Bundesrat das Grossveranstaltungsverbot an seiner Sitzung vom Freitag verlängert und allenfalls auch die Limite anpasst.

Besonders einschneidend wäre das neue Verbot für den Kanton Zürich, der für Anlässe bis 1000 Personen bisher keine Bewilligungspflicht kennt. Andere Kantone hingegen gehen bereits weiter: Im Kanton Tessin sind Anlässe mit mehr als 50 Personen seit Mittwoch untersagt.

SVP-Chiesa fordert noch tiefere Limite

Geht es nach dem Tessiner SVP-Ständerat Marco Chiesa (45), soll sich der Bund an seinem Kanton orientieren. Ihm geht die geplante 300er-Limite zu wenig weit. «Es braucht mehr Social Distancing und weniger Kontakte. Der Bund soll sich ein Beispiel am Tessin nehmen und Veranstaltungen mit mehr als 50 Personen verbieten», sagt er zu BLICK.

«Die Salamitaktik des Bundesrates überzeugt mich nicht.» Dies umso mehr, als die meisten Einwohner bereits von sich aus auf grössere Veranstaltungen verzichten würden. «Wir dürfen nicht weiter zögern, sondern müssen rasch handeln. Doch offen fehlt es uns aber an mutigen Kapitänen», so Chiesa.

Skeptisch zeigt sich hingegen sein Parteikollege Christian Imark (38). «Ich verstehe, dass der Bund die Situation in den Griff zu bekommen versucht, aber ich zweifle, ob die Massnahme wirklich etwas nützt», so der Solothurner Nationalrat. «Das Risiko ist gross, dass damit mehr kaputt gemacht wird», spricht er auf die wirtschaftlichen Schäden an. «Bei vielen Unternehmen geht es mittlerweile ums nackte Überleben. Der Bund muss diesen nun rasch unter die Arme greifen.»

Parmelin ist nun auch gefordert

«Die Gesundheitsbehörden haben die Verantwortung und können einschätzen, welche Massnahmen nötig sind. Wir tragen allfällige weitere Massnahmen loyal und aktiv mit», sagt Grünen-Chefin Regula Rytz (58).

Damit verschärfe sich aber die Situation für Veranstalter, Kulturschaffende oder Lieferanten noch weiter. «Deshalb müssen nun endlich auch die Wirtschaftsbehörden reagieren. Bundesrat Parmelin muss jetzt liefern», so die Berner Nationalrätin. Die Regeln für Kurzarbeit müssten gelockert werden. «Und es braucht einen Unterstützungsfonds für das vom Veranstaltungsverbot besonders betroffene Gewerbe und die Kultur.» Für jene, die sonst zwischen Stuhl und Bank fallen würden.

Bierbrauer Gmür: «Für unsere Branche sehr schlecht»

«Die Grenze ist nachvollziehbar und okay», sagt der Schwyzer CVP-Nationalrat Alois Gmür (64). Obwohl der Bierbrauer das Veranstaltungsverbot jetzt schon zu spüren bekommt – und mit einer tieferen Grenze noch mehr.

«Das ist für unsere Branche sehr schlecht. Somit können keine Turner-Kränzlein oder Musikkonzerte, an denen Bier und Wein getrunken wird, durchgeführt werden.» Auswärts in Gesellschaft sei der Konsum höher als zuhause.

Was die wirtschaftlichen Schäden betrifft, müsse man sich nun zuerst einen Überblick verschaffen, so Gmür. Er ist sich aber sicher: «Der Bundesrat wird morgen Geld für wirtschaftliche Hilfe freigeben.»

Social Distancing bleibt wichtig

Das Verständnis für eine tiefere Limite ist also weit herum vorhanden. Klar ist nämlich: Social Distancing – Abstand zu anderen halten – ist gemäss Bundesrat die wichtigste Massnahme gegen die Ausbreitung des Coronavirus. Das haben Gesundheitsminister Alain Berset (47) und Daniel Koch (64), Leiter der Abteilung Übertragbare Krankheiten beim BAG, schon letzte Woche an einer Medienkonferenz in Bern betont.

Dazu gehörte auch eine Empfehlung: Pendler sollen Stosszeiten so weit wie möglich meiden. Und Arbeitgeber demzufolge die Arbeitszeiten ihrer Angestellten so flexibel wie möglich gestalten. Angestellte sollten zudem möglichst von zu Hause aus, also im Homeoffice, arbeiten.

Von zu Hause aus produktiv arbeiten

Im Homeoffice kann man durchaus produktiv sein, wenn man es richtig macht. Dabei gilt es aber einige Regeln zu beachten. BLICK gibt Tipps, wie sie ihre eigenen vier Wände effizient als Büro nutzen können.

Im Homeoffice kann man durchaus produktiv sein, wenn man es richtig macht. Dabei gilt es aber einige Regeln zu beachten. BLICK gibt Tipps, wie sie ihre eigenen vier Wände effizient als Büro nutzen können.

Bitte nicht gleich in die Notaufnahme!

Der Bund befürchtet, dass es über das Wochenende zu einem Run auf die Spitäler kommen könnte. Daniel Koch (64) vom Bundesamt für Gesundheit richtete deshalb gestern einen eindringlichen Appell an die Bevölkerung: Nur wer wirklich medizinische Hilfe brauche, solle in die Notaufnahme oder sich beim Arzt melden.

Wer hingegen lediglich Husten und Fieber habe, soll zu Hause bleiben und abwarten – «und erst dann den Arzt anrufen, wenn sich der Zustand verschlechtern sollte», sagte der Leiter der Abteilung Übertragbare Krankheiten. Es sei eine «Frage der Solidarität», die Spitalbetten für diejenigen freizuhalten, die ärztliche Hilfe wirklich nötig hätten. Und zwar nicht nur Patienten, die vom Virus schwer getroffen wurden, sondern auch Personen mit anderen schweren Krankheiten. Lea Hartmann

Der Bund befürchtet, dass es über das Wochenende zu einem Run auf die Spitäler kommen könnte. Daniel Koch (64) vom Bundesamt für Gesundheit richtete deshalb gestern einen eindringlichen Appell an die Bevölkerung: Nur wer wirklich medizinische Hilfe brauche, solle in die Notaufnahme oder sich beim Arzt melden.

Wer hingegen lediglich Husten und Fieber habe, soll zu Hause bleiben und abwarten – «und erst dann den Arzt anrufen, wenn sich der Zustand verschlechtern sollte», sagte der Leiter der Abteilung Übertragbare Krankheiten. Es sei eine «Frage der Solidarität», die Spitalbetten für diejenigen freizuhalten, die ärztliche Hilfe wirklich nötig hätten. Und zwar nicht nur Patienten, die vom Virus schwer getroffen wurden, sondern auch Personen mit anderen schweren Krankheiten. Lea Hartmann

Risikogruppen brauchen Schutz

Diese Massnahmen sollen die unausweichliche weitere Ausbreitung des Virus verlangsamen. Und sie sollen jene Personen schützen, für die eine Ansteckung gravierende Folgen haben könnte – Menschen über 65 Jahre und solche, die Atemwegserkrankungen oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen haben, unter Bluthochdruck oder Diabetes leiden oder deren Immunsystem geschwächt ist, etwa durch eine Krebstherapie. Diese sollen, wenn irgend möglich, zu Hause bleiben. «Wir müssen die verletzlichen Gruppen besonders schützen», so Bersets Credo.

Die Zahl der Coronavirus-Erkrankungen in der Schweiz steigt derweil weiter an: Am Donnerstagmittag gab es bereits 815 bestätigte Fälle, wie das BAG mitteilte. 43 weitere Fälle waren noch nicht bestätigt. Am Mittwochmittag waren es noch 613 bestätigte Fälle gewesen.

Schutz gegen Coronavirus

Empfehlungen des Bundesamtes für Gesundheit, wie Sie sich selbst schützen können:

Hygienemassnahmen

  • Hände regelmässig mit Wasser und Seife waschen und/oder Desinfektionsmittel nutzen.
  • Nicht in Hände niesen oder husten, sondern Taschentuch oder Armbeuge nutzen. Taschentücher anschliessend sofort korrekt in geschlossenem Abfalleimer entsorgen.
  • Bei Fieber und Husten zwingend zu Hause bleiben.

Kontakt minimieren

  • Zu Hause blieben und Kontakte mit Personen möglichst minimieren. Nur in Ausnahmesituationen aus dem Haus gehen: Lebensmittel einkaufen / Arzt- oder Apothekenbesuch / Homeoffice ist für Ihre Arbeit nicht möglich / Sie müssen anderen Menschen helfen. Kontakt mit Personen vermeiden, die Atembeschwerden oder Husten haben.
  • Wichtig: Keine Begrüssungsküsschen, keine Umarmungen, kein Händeschütteln.
  • 2 Meter Abstand zu Mitmenschen halten, beispielsweise beim Anstehen oder bei Sitzungen.
  • Öffentliche Verkehrsmittel meiden und Lieferdienste nutzen.
  • Bei Symptomen (Atembeschwerden, Husten oder Fieber) nicht in die Öffentlichkeit gehen und umgehend – unbedingt zuerst telefonisch – eine Ärztin, einen Arzt oder eine Gesundheitseinrichtung kontaktieren.

Informiert bleiben

  • An die Regeln und Ansagen der Behörden halten. Infoline Coronavirus: 058 463 00 00, Info-Seite des BAG: bag-coronavirus.ch

Empfehlungen des Bundesamtes für Gesundheit, wie Sie sich selbst schützen können:

Hygienemassnahmen

  • Hände regelmässig mit Wasser und Seife waschen und/oder Desinfektionsmittel nutzen.
  • Nicht in Hände niesen oder husten, sondern Taschentuch oder Armbeuge nutzen. Taschentücher anschliessend sofort korrekt in geschlossenem Abfalleimer entsorgen.
  • Bei Fieber und Husten zwingend zu Hause bleiben.

Kontakt minimieren

  • Zu Hause blieben und Kontakte mit Personen möglichst minimieren. Nur in Ausnahmesituationen aus dem Haus gehen: Lebensmittel einkaufen / Arzt- oder Apothekenbesuch / Homeoffice ist für Ihre Arbeit nicht möglich / Sie müssen anderen Menschen helfen. Kontakt mit Personen vermeiden, die Atembeschwerden oder Husten haben.
  • Wichtig: Keine Begrüssungsküsschen, keine Umarmungen, kein Händeschütteln.
  • 2 Meter Abstand zu Mitmenschen halten, beispielsweise beim Anstehen oder bei Sitzungen.
  • Öffentliche Verkehrsmittel meiden und Lieferdienste nutzen.
  • Bei Symptomen (Atembeschwerden, Husten oder Fieber) nicht in die Öffentlichkeit gehen und umgehend – unbedingt zuerst telefonisch – eine Ärztin, einen Arzt oder eine Gesundheitseinrichtung kontaktieren.

Informiert bleiben

  • An die Regeln und Ansagen der Behörden halten. Infoline Coronavirus: 058 463 00 00, Info-Seite des BAG: bag-coronavirus.ch
Coronavirus

Das Coronavirus beschäftigt aktuell die ganze Welt und täglich gibt es neue Entwicklungen. Alle aktuellen Informationen rund ums Thema gibt es im Coronavirus-Ticker.

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