Freut euch, ihr Frauen: Der Bundesrat will die Quote nun doch! Stolze Verkünderin der Botschaft war gestern Bundesrätin Simonetta Sommaruga (54, SP). Sie setzte ihre Vorstellungen durch: mindestens 30 Prozent Frauen in den Verwaltungsräten und Geschäftsleitungen der gut 250 grössten Schweizer Firmen – das soll Pflicht werden.
Frauenquote nennt Sommaruga das nicht. Sie spricht konsequent vom Geschlechter-Richtwert. Aber um die Frauen geht es natürlich: Sie fehlen in den Chefetagen. Nur 13 Prozent der Verwaltungsratsmitglieder der hundert grössten Schweizer Firmen sind weiblich. In den Geschäftsleitungen sind nur sechs Prozent Frauen. «In 60 Prozent der börsenkotierten Unternehmen sitzt sogar keine einzige Frau im Verwaltungsrat», beanstandet die Justizministerin.
Offensichtlich führe Selbstregulierung nicht zum Ziel, tadelt sie. «Deshalb braucht es jetzt politischen Druck!» Der werde «beträchtlich» sein, glaubt sie. Wenn Firmenchefs dereinst hinstehen und erklären müssten, wieso sie immer noch so wenige Frauen befördert hätten. Welche Massnahmen sie für Frauenförderung geplant hätten – oder eben nicht.
Sommaruga glaubt an die Kraft des Tadels und wirkt dabei eher wie eine Gouvernante, die den Zeigefinger erhebt. Doch mehr ist da nicht: Der Bundesrat hat für die Nichtbefolgung gar keine Sanktionen vorgesehen. Das war der Preis dafür, dass selbst bürgerliche Bundesräte dem linken Anliegen zum Durchbruch verhalfen.
Die Methode stammt aus Grossbritannien und nennt sich «comply or explain»: Folge der Vorschrift oder erkläre dich. Sollte sich der Bundesrat im Parlament mit der Quotenidee durchsetzen, haben die Unternehmen fünf Jahre Zeit, um die Vorschrift zu erfüllen. Also wohl bis mindestens 2022.
Dann müssen sie sich für Frauenmangel erklären. Und sonst? Werden sie getadelt.
Da ist es schon fast erstaunlich, wenn SP-Frauenpräsidentin Yvonne Feri (48) den zahnlosen Entscheid «historisch» nennt. Oder dass die SVP sich vor «sozialistischer Politik» fürchtet. Die FDP, die das Ganze als weiteren Staatseingriff ins Unternehmensrecht bezeichnet, will sich wehren. «Sonst werden dereinst in allen Lebenslagen Quoten eingeführt», fürchtet FDP-Nationalrat Christian Wasserfallen (33).
Tatsächlich: Sommaruga weist darauf hin, dass sie es nicht bei einer Frauenquote für grosse Firmen belassen möchte. «Das ist ein guter Anfang!», sagt sie.
Klingt ganz so, als gebe es bald viel zu tadeln, viel zu erklären – aber wenig durchzusetzen.