«Die Impfung ist und bleibt die Lösung», betonte Gesundheitsminister Alain Berset (49) am Mittwoch vor den Medien einmal mehr. Nur so komme man aus der Krise. «Wir müssen informieren, informieren, informieren.»
Dennoch backt der Bundesrat bei seiner Impfoffensive nun kleinere Brötchen als ursprünglich geplant. Insgesamt 150 Millionen Franken wollte er investieren, um mehr Menschen im Land zum Piks zu bewegen. Nun aber sollen es doch höchstens 96,2 Millionen Franken sein.
«Wir befinden uns aber auch in einer unkonventionellen Krise»
Hauptgrund ist der Verzicht auf die umstrittene Piks-Prämie. Wer andere von einer Impfung überzeugt, hätte einen 50-Franken-Gutschein erhalten sollen. Hier macht der Bundesrat einen Rückzieher. Der Widerstand der Kantone war zu gross. Damit würden falsche Anreize gesetzt, befanden diese. Es sei eine unkonventionelle Idee gewesen, räumte Berset ein. «Wir befinden uns aber auch in einer unkonventionellen Krise.»
Impfwoche, mobile Beratungs- und Impfstellen sowie Impfberater
Festhalten will der Bundesrat hingegen an den drei anderen Standbeinen seiner Impfoffensive: eine nationale Impfwoche, zusätzliche mobile Beratungs- und Impfstellen sowie Impfberater. Die Finanzierung übernimmt der Bund, umgesetzt werden sollen die Massnahmen von den Kantonen.
Nationale Impfwoche: Ziel der Woche vom 8. bis 14. November ist es, so viele Menschen wie möglich über Vorteile der Impfung zu informieren. Geplant ist eine nationale Medienkampagne. Daneben sollen Kantone und Gemeinden die Bevölkerung an Infoveranstaltungen informieren. Und: Der Bundesrat will einen Brief an die Bevölkerung schreiben, in dem er auf die Bedeutung der Impfung hinweist. Gesamtkosten: maximal 15,2 Millionen Franken.
Mobile Beratungs- und Impfstellen: Mobile Einheiten wie Impfbusse sollen einen einfachen Zugang zu einer spontanen Beratung und Impfung ermöglichen. Heute gibt es in der Schweiz rund 50 solcher Angebote. Mit Hilfe des Bundes soll diese Zahl deutlich erhöht werden. Für jede zusätzliche mobile Beratungs- und Impfstelle zahlt der Bund bis zu 220'000 Franken, insgesamt aber nicht mehr als 38 Millionen Franken.
Impfberater: Vorgesehen sind Gruppendiskussionen, persönliche oder telefonische Kontakte oder solche über soziale Netzwerke. Die Berater gehen auf den Informationsbedarf der Bevölkerung ein und helfen ihr zum Beispiel dabei, ein Impfzentrum zu finden oder einen Arzt oder Übersetzer zu kontaktieren. Die Kantone können selbst Beraterinnen und Berater einstellen, aber auch Organisationen wie die Spitex oder andere Beratungsstellen beauftragen. Dafür hat der Bund 43 Millionen Franken vorgesehen.
«Der Bundesrat kann diese Krise nicht beenden»
«Die Impfoffensive ist kein Wundermittel», stellte Berset klar. Es gehe vor allem darum, mögliche Zweifel der Bevölkerung zu beseitigen. Und: «Der Bundesrat kann diese Krise nicht beenden. Aber gemeinsam als Gesellschaft können wir diese Krise beenden.»
Laut dem Gesundheitsminister könnten die Corona-Massnahmen wohl aufgehoben werden, wenn sich noch rund eine Million Menschen in der Schweiz für eine Impfung entscheiden würden. «Dann wären wir auf einem ähnlichen Niveau wie einige Nachbarländer.» Darauf behaften lassen wollte sich Berset aber nicht.
Um die geltenden Massnahmen aufzuheben, müsste die Impfrate laut dem Bundesrat – ohne Einberechnung der Genesenen – bei den über 65-Jährigen bei ungefähr 93 Prozent liegen, bei den 18- bis 65-Jährigen bei 80 Prozent. (dba)
Impfoffensive des Bundesrats 13.10.