Bundesrätin spricht über ihre persönlichen Erfahrungen
Sexismus-Opfer Sommaruga

Diskriminierung aufgrund des Geschlechts ist nach wie vor eine gesellschaftliche Realität. Davon kann auch Bundesrätin Simonetta Sommaruga ein Liedchen singen. Im TV-Interview berichtet sie über persönliche Erfahrungen.
Publiziert: 01.06.2021 um 10:41 Uhr
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Aktualisiert: 01.06.2021 um 11:37 Uhr
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Noch hat der Frauenstreik von 2019 wenig gefruchtet. Diskriminierung aufgrund des Geschlechts ist nach wie vor eine gesellschaftliche Realität.
Foto: Keystone

Auch Simonetta Sommaruga (61) ist ein Opfer von Sexismus am Arbeitsplatz. Und die SP-Bundesrätin spricht offen darüber. «Ich habe eine neue Stelle angetreten als junge Frau und habe dann zufällig gemerkt, dass ich weniger als die Hälfte meines Vorgängers verdiene», erzählt die Spitzenpolitikerin im Interview mit Patrizia Laeri (44).

Das Gespräch wurde für den Dreiteiler «Starke Frauen» geführt, welcher im gemeinsamen TV-Sender 3sat von SRG, ZDF und ORF ausgestrahlt wird. Wie es der Titel schon sagt, stellt die Reihe starke Frauen aus verschiedenen Bereichen der Gesellschaft vor und zeigt, welche Kämpfe sie ausfechten. Denn: Diskriminierung aufgrund des Geschlechts sei nach wie vor eine gesellschaftliche Realität.

«Das entsetzt mich eigentlich heute noch»

Teil eins der Reihe fragt: Wie funktioniert weibliche Macht und welche Massnahmen sind nötig, um mehr Frauen an die Macht zu bringen? Bundesrätin Sommaruga spricht dabei über ihre ganz persönlichen Erfahrungen mit Sexismus.

Nachdem sie als junge Frau erfahren habe, dass sie viel weniger Lohn erhält als ihr männlicher Vorgänger, sei ihre erste Reaktion gewesen: «Ich muss jetzt den Beweis erbringen, dass ich diese Arbeit kann.» Sie habe sich deshalb noch mehr angestrengt. «Das entsetzt mich eigentlich heute noch», findet Sommaruga. Gleichzeitig sei die Reaktion wohl ziemlich weiblich.

Erst nach einem Jahr sei sie vor den Arbeitgeber getreten. «Entschuldigung, aber da stimmt etwas nicht», habe sie erklärt. «Ich habe weniger als die Hälfte des Lohnes. Dabei mache ich die gleiche Arbeit – und das nicht schlechter.» Sie habe denselben Lohn gefordert. Und tatsächlich erhalten. Immerhin.

Noch immer verdienen Frauen ein Fünftel weniger

Das ist bis heute keine Selbstverständlichkeit. Noch immer verdienen Frauen im Durchschnitt rund ein Fünftel weniger als Männer. Das zeigt eine im Februar veröffentlichte Erhebung des Bundesamts für Statistik. Ein Teil der Lohnunterschiede lässt sich durch Faktoren wie Alter, Ausbildung, Dienstjahre oder durch den Tätigkeitsbereich oder die Stelle erklären. Der andere Teil, immerhin knapp die Hälfte des Lohnunterschiedes, bleibe hingegen ungeklärt.

Es ist denn gerade auch Bundesrätin Sommaruga, die an vorderster Front gegen solche Ungleichbehandlungen ankämpft. (dba)

Der Dreiteiler «Starke Frauen» mit Simonetta Sommaruga startet am Mittwoch, 2. Juni, um 20.15 auf 3sat.

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