Asylministerin Elisabeth Baume-Schneider (59) verteidigt im Gespräch ihre Asylpolitik. Sie rechnet auch für das kommende Jahr mit vielen Flüchtlingen. Die Magistratin geht davon aus, dass die Anzahl Asylgesuche ähnlich hoch wie in diesem Jahr bleiben wird.
Baume-Schneider äussert im Gespräch mit der «NZZ am Sonntag» Verständnis für besorgte Anwohnerinnen und Anwohner von Asylzentren. Sie «merke, dass die Bevölkerung noch immer sehr solidarisch ist und bereit, sich zu engagieren».
Zeigt Verständnis für wachsende Intoleranz
Sie «verstehe» aber auch, «dass die Toleranz sinkt, wenn einem zum dritten Mal etwas aus dem Auto gestohlen wird», sagt die seit einem Jahr amtierende Vorsteherin des Eidgenössischen Justiz- und Polizeidepartements (EJPD).
Sie nennt das Fallbeispiel des Bundesasylzentrums in Boudry im Kanton Neuenburg. «Dort gibt es auch Herausforderungen» – und es würden Massnahmen ergriffen, so die Sozialdemokratin. Massnahmen der Symptom- statt Ursachenbekämpfung: «Es gibt etwa mehr Sicherheitspersonal im öffentlichen Verkehr», so Baume-Schneider, «und rund um die Asylzentren und in der Nacht eine bessere Strassenbeleuchtung.»
«Habe keine Angst vor einer 12-Millionen-Schweiz»
Weiter verteidigt Baume-Schneider die Personenfreizügigkeit mit der EU: «Ich habe keine Angst vor einer 12-Millionen-Schweiz», sagt die Bundesrätin. «Wenn wir Wachstum und Wohlstand wollen, dann brauchen wir Arbeitskräfte.»
Für sie sind die Grenzen des Wachstums noch nicht erreicht. «Es braucht bezahlbare Wohnungen. Es braucht einen gut ausgebauten öffentlichen Verkehr.» (kes)