Bundesanwaltschaft spricht von «zehn Personen»
Muss Blatter heute zum Verhör?

Die Schweizer und die US-Behörden haben sich für den Schlag gegen die Fifa «seit Monaten ausgetauscht». Die beiden Verfahren laufen aber unabhängig voneinander. Jene Fifa-Funktionäre, die heute von der Bundesanwaltschaft einvernommen werden, sind nicht die selben, welche die US-Justiz verhaften liess.
Publiziert: 27.05.2015 um 14:37 Uhr
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Aktualisiert: 04.10.2018 um 20:28 Uhr
«Blatter tanzt nicht in seinem Büro!»
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FIFA-Knall:«Blatter tanzt nicht in seinem Büro!»
Von Nico Menzato

Gegen die Fifa laufen zwei unterschiedliche Strafuntersuchungen. Die Schweizer Bundesanwaltschaft ermittelt gegen eine unbekannte Täterschaft wegen der WM-Vergaben an Russland 2018 und Katar 2022. Vorwurf: ungetreue Geschäftsbesorgung und Geldwäscherei.

10 Personen werden heute Nachmittag durch die Bundesanwaltschaft und die Bundeskriminalpolizei einvernommen – alles Mitglieder des Exekutivkomitee, die 2010 an der Wahl zur WM-Vergabe von 2018 und 2022 teilgenommen hatten. Anzeige erstattet hat die Fifa.

Welche Fifa-Funktionäre einvernommen werden, gibt weder die Fifa noch die Bundesanwaltschaft preis. Der britische «Guardian» hingegen hat die Namen: Es sind: Issa Hayatou (Kamerun), Angel Maria Villar Llona (Spanien), Michel D'Hooghe (Belgien), Senes Erzik (Türkei), Worawi Makudi (Thailand), Marios Lefkaritis (Zypern), Jacques Anouma (Elfenbeinküste), Rafael Salguero (Guatemala), Hany Abo Rida (Ägypten) und Vitaly Mutko (Russland).  Fifa-Präsident Sepp Blatter ist nicht auf der Liste. Es ist aber gut möglich, dass er trotzdem von der Bundesanwaltschaft aufgeboten wird. Genau wie sein Kontrahent und Uefa-Präsident Michel Platini, der sich im Rahmen der Katar-Vergabe selbst schon Korruptionsvorwürfen ausgesetzt sah. Möglich also, dass die beiden mächtigsten Fussball-Bosse der Welt bei der Bundesanwaltschaft antraben müssen.

Das zweite Verfahren läuft in den USA. Einzelheiten werden heute Nachmittag von der US-Justiz bekannt gegeben. Das Schweizerische Bundesamt für Justiz unterstützt diese Strafuntersuchung im Rahmen der internationalen Rechtshilfe – und liess heute Morgen in Zürich mehrere Fifa-Funktionäre verhaften.

Zudem wurden Bankkonten gesperrt, über die mutmasslich Bestechungsgelder geflossen sind. Folgende Personen befinden sich in U-Haft:

- Eugenio Figueredo, Vizepräsident des Südamerikanischen Fussballverbandes und Vizepräsident der Fifa, uruguayanischer Staatsangehöriger.

- Eduardo Li, Präsident des Fussballverbandes von Costa Rica und Funktionär der Fifa, costa-ricanischer Staatsangehöriger.

- José Maria Marin, Exekutivmitglied des Südamerikanischen Fussballverbandes, brasilianischer Staatsangehöriger

- Julio Rocha, ehemaliger Präsident des Fussballverbandes von Nicaragua und Fifa-Funktionär, nicaraguanischer Staatsangehöriger

- Costas Takkas, ehemaliger Generalsekretär des Fussballverbandes der Cayman Island, britischer Staatsangehöriger

- Jeffrey Webb, Präsident des Nord- und Zentralamerikanischen und Karibischen Fussballverbandes und Vizepräsident der Fifa, britischer Staatsangehöriger

- Rafael Esquivel, Präsident des venezuelanischen Fussballverbandes und Exekutivmitglied des Südamerikanischen Fussballverbandes, venezuelanischer Staatsbürger

Der Sprecher der Bundesanwaltschaft, André Marty, sagt gegenüber Blick.ch, dass jene 10 Personen, welche von der Bundesanwaltschaft und der Bundeskriminalpolizei einvernommen werden, «nicht die selben» seien, wie heute Morgen verhaftet worden sind.

Die beiden Verfahren seien «unabhängig» voneinander, es gebe auch keine gemeinsame Taskforce. «Seit Monaten gab es aber einen Austausch zwischen den Schweizer und die US-Behörden», sagt Marty.

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