Der Lack ist ab: Seit bekannt geworden ist, dass Bundesanwalt Michael Lauber (53) sich noch ein drittes Mal mit Fifa-Präsident Gianni Infantino (49) getroffen hat, ist der Bann gebrochen. Der angebliche Supermafiajäger und grosse Aufräumer in der Bundesanwaltschaft (BA) ist entzaubert.
Schon die ersten beiden Treffen mit dem Präsidenten des Weltfussballverbands warfen die Frage auf, ob Lauber die notwendige Distanz zu zentralen Figuren einhält, die im Visier seiner Behörde sind. Das bislang verschwiegene dritte Treffen im Juni 2017 in Bern hat das Fass zum Überlaufen gebracht.
Es herrsche ein Klima der Angst
Jetzt packen frühere BA-Mitarbeiter und Juristen aus dem Umfeld der Bundesanwaltschaft aus. Sie üben massive Kritik an Laubers Führungsstil. Stefan Lenz, von 2002 bis 2016 Staatsanwalt des Bundes, sagt: «Mit zunehmender Amtsdauer hat mich Lauber mehr und mehr enttäuscht.» Gehe es darum, Lorbeeren zu ernten, stehe der Bundesanwalt zuvorderst. «Kritik gibt er dann aber sehr gerne an seine Untergebenen weiter.» Bei etlichen Mitarbeitern herrsche ein Klima der Angst.
Sein einstiger Amtskollege Lienhard Ochsner hält zudem die Machtfülle Laubers, der aus seiner Sicht egomanische Züge habe, für problematisch. «In vielen Fällen entscheidet er allein.»
«Auch der Bundesanwalt steht nicht über dem Recht»
Weiter werden Lauber gravierende handwerkliche Fehler vorgeworfen. Darunter fällt, dass er die informellen Treffen mit Infantino nicht protokollierte. «Auch der Bundesanwalt steht nicht über dem Recht!», kritisiert Ochsner.
Dass Lauber das dritte Meeting mit Infantino unterschlug, macht den Chefermittler nun vollends zur Zielscheibe. «Selbst wenn es Lauber nicht das Genick bricht, ist er angezählt», so ein BA-Insider. Entweder leide Lauber an Vergesslichkeit, oder er habe gelogen. In beiden Fällen sei er als Bundesanwalt nicht mehr tragbar, sagen mehrere Quellen.
Auch Parlamentarier äussern sich in diese Richtung. SVP-Nationalrat Roland Rino Büchel (53) hofft, dass Lauber «mehr Probleme mit dem Gedächtnis als mit der Wahrheit» hat. SP-Nationalrat Matthias Aebischer (51) hat ebenfalls Mühe mit den «Ungereimtheiten» rund um das Infantino-Treffen.
Aufsichtsbehörde präsentiert heute Bericht
Früher nie um ein Interview verlegen, ist es inzwischen ziemlich still geworden um Lauber. Auf Nachfrage von BLICK will sich der Kritisierte weiterhin nicht zum dritten Treffen äussern.
Heute Vormittag wird sich jedoch die Aufsichtsbehörde über die Bundesanwaltschaft zu Wort melden. Sie präsentiert ihren Tätigkeitsbericht – und geht dabei auf die Ergebnisse mehrerer Inspektionen bei der BA ein.
Brisant dabei ist: Die Aufsichtsbehörde prüft derzeit ein Disziplinarverfahren gegen Lauber. Wird dieses tatsächlich durchgeführt und kommt man zum Schluss, dass der Bundesanwalt das Recht geritzt hat, droht Lauber im Sommer die Abwahl.
Plötzlich wackelt Laubers Stuhl
Bereits am 15. Mai entscheidet die Gerichtskommission von National- und Ständerat, ob sie Lauber zur Wiederwahl empfiehlt. Normalerweise ist der Termin eine reine Formsache – doch dieses Mal kündigen einzelne Mitglieder gegenüber BLICK an, dem Bundesanwalt genau auf den Zahn zu fühlen.
Anders als die Richter, die im Zweifel für den Angeklagten entscheiden, ist den Parlamentariern mit Blick auf die Wahlen im Herbst vor allem wichtig, selbst gut dazustehen. Je nach Dynamik, die entsteht, heisst es dann: Im Zweifel gegen den Kritisierten. Und plötzlich wackelt Laubers Stuhl gewaltig.
Mit vielen Vorschusslorbeeren gestartet, gilt Bundesanwalt Michael Lauber heute bei vielen als Blender. Tatsächlich sind seine Erfolge ebenso bescheiden wie die seiner Vorgänger. Dafür sind die Misserfolge umso zahlreicher: 2018 sprach das Bundesstrafgericht die Vorstandsmitglieder des Islamischen Zentralrats Schweiz (IZRS), Nicolas Blancho und Qaasim Illi, vom Vorwurf der unerlaubten Propaganda für Al Kaida frei. Die Bundesanwaltschaft zog das Urteil weiter.
Auch der Tamil-Tigers-Fall ist noch nicht abgeschlossen. Das Bundesstrafgericht hat 2018 geurteilt, dass die 13 Angeklagten keiner kriminellen Organisation angehörten. Eine riesige Niederlage für Lauber. Schliesslich hatte seine Behörde neun Jahre lang ermittelt.
Ein weiterer Rückschlag erfolgte in der Korruptionsaffäre um die usbekische Präsidententochter Gulnara Karimowa. Wegen einer dubiosen Reise nach Usbekistan, an der auch Lauber teilnahm, erklärte das Gericht den Verfahrensleiter für befangen.
In der Kritik steht der Bundesanwalt zudem wegen der schleppenden Ermittlungen im Fifa-Komplex sowie im Bereich des Völkerstrafrechts. 2012 war unter grossem Tamtam eine eigene Abteilung für solche Fälle geschaffen worden – zur Anklage ist bis heute aber erst ein Fall gekommen.
Mit vielen Vorschusslorbeeren gestartet, gilt Bundesanwalt Michael Lauber heute bei vielen als Blender. Tatsächlich sind seine Erfolge ebenso bescheiden wie die seiner Vorgänger. Dafür sind die Misserfolge umso zahlreicher: 2018 sprach das Bundesstrafgericht die Vorstandsmitglieder des Islamischen Zentralrats Schweiz (IZRS), Nicolas Blancho und Qaasim Illi, vom Vorwurf der unerlaubten Propaganda für Al Kaida frei. Die Bundesanwaltschaft zog das Urteil weiter.
Auch der Tamil-Tigers-Fall ist noch nicht abgeschlossen. Das Bundesstrafgericht hat 2018 geurteilt, dass die 13 Angeklagten keiner kriminellen Organisation angehörten. Eine riesige Niederlage für Lauber. Schliesslich hatte seine Behörde neun Jahre lang ermittelt.
Ein weiterer Rückschlag erfolgte in der Korruptionsaffäre um die usbekische Präsidententochter Gulnara Karimowa. Wegen einer dubiosen Reise nach Usbekistan, an der auch Lauber teilnahm, erklärte das Gericht den Verfahrensleiter für befangen.
In der Kritik steht der Bundesanwalt zudem wegen der schleppenden Ermittlungen im Fifa-Komplex sowie im Bereich des Völkerstrafrechts. 2012 war unter grossem Tamtam eine eigene Abteilung für solche Fälle geschaffen worden – zur Anklage ist bis heute aber erst ein Fall gekommen.