Es geht züchtig zu und her in der neuen Anti-Aids-Kampagne des Bundes. Es wird zwar innig geküsst, alles weitere aber höchstens angedeutet. Im letzten Jahr konnte man noch ekstatisch kopulierende Pärchen aller Art bestaunen, was dem Bundesamt für Gesundheit (BAG) einen Porno-Vorwurf und viel Aufmerksamkeit einbrachte. Nun also alles ganz anständig – doch dafür wechseln die Sexpartner im Video im Fünf-Sekunden-Takt.
Damit rücken BAG, Aids-Hilfe Schweiz und die Stiftung Sexuelle Gesundheit den Partnerwechsel in den Mittelpunkt ihrer diesjährigen Präventionskampagne. Mit gutem Grund: Verschiedene Partner bringen zwar mehr Abwechslung ins Liebesleben. Sie erhöhen aber auch das Risiko, sich mit einer Geschlechtskrankheit anzustecken.
23 Prozent mehr Tripper-Fälle
Und die Ansteckungen haben zugenommen. Die Gonorrhoe, besser bekannt als Tripper, nahm 2015 gegenüber dem Vorjahr um 23 Prozent zu, Syphilis um sieben Prozent und Chlamydien um fünf Prozent. Dieser Trend sei in ganz Europa zu beobachten, wobei er teilweise auch durch bessere und häufigere Tests zu erklären sei, so das BAG.
Alle diese Krankheiten sind gut behandelbar, auch wenn die Bakterien zunehmend resistenter gegenüber Antibiotika werden. So warnt die Weltgesundheitsorganisation (WHO), dass es in absehbarer Zeit für Millionen Gonorrhoe-Infizierte keine Heilung mehr geben könnte. Zudem drohen Infizierten Spätfolgen: Chlamydien können beispielsweise zu Unfruchtbarkeit führen.
HIV-Infektionen stabil
Während die Fallzahlen der heilbaren Geschlechtskrankheiten leicht zunehmen, ist die Zahl der HIV-Infektionen weitgehend stabil geblieben. Über mehrere Jahre ist gemäss BAG sogar eine leichte Abnahme zu beobachten. In der Gruppe von Männern, die Sex mit Männern haben, ist dieser Trend allerdings weniger ausgeprägt.
Aus diesen Gründen ruft die Kampagne nochmals die wichtigsten Safer-Sex-Regeln in Erinnerung. Ganz oben: die Verwendung eines Kondoms. «Wer sich strikt an das Motto ‹Partner wechselt, Safer Sex bleibt› hält, kann sich vor einer HIV-Infektion schützen und das Risiko einer Ansteckung mit anderen Krankheiten verringern», schreibt das BAG.