Bund gibt grünes Licht für Uralt-AKW
Beznau I geht wieder ans Netz

Seit knapp drei Jahren ist Block I des Atomkraftwerks Beznau abgeschaltet – weil es knapp 1000 Schwachstellen in der Wand des Reaktordruckbehälters gibt. Nun gibt die Atomaufsicht grünes Licht für die Wiederinbetriebnahme.
Publiziert: 06.03.2018 um 08:55 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 15:00 Uhr
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Das Kernkraftwerk Beznau I und II mit den beiden Reaktorblöcken.
Foto: Keystone/GAETAN BALLY
Sermîn Faki, Sven Zaugg

Nach drei Jahren Stillstand darf der Block I des AKW Beznau wieder ans Netz. Dies hat die Nuklearaufsichtsbehörde Ensi entschieden. Die Betreibergesellschaft Axpo habe nachgewiesen, dass die im Stahl des Reaktordruckbehälters gefundenen Einschlüsse keinen negativen Einfluss auf die Sicherheit haben, so das Ensi am Dienstag vor den Medien in Brugg AG. Man habe den Nachweis geprüft und akzeptiert.

Die Axpo wird nach dem positiven Entscheid des ENSI die Anlage schrittweise wieder in Betrieb nehmen. Bei der Wiederinbetriebnahme würden umfangreiche Sicherheitstests durchgeführt, so Axpo weiter.

Danach wird der Leistungsbetrieb gemäss Axpo-Angaben stufenweise aufgenommen, so dass Block 1 voraussichtlich Ende März wieder auf Volllast sein wird. Damit dürfte Beznau 1 nach genau dreijähriger Pause wieder Strom liefern können.

Seit 1100 Tagen vom Netz

Beznau I ist gehört zu den ältesten AKWs der Welt. Seit dem 15. März 2015 steht es allerdings still. Damals hatte die Axpo 925 Materialfehler in der Stahlwand des Reaktordruckbehälters entdeckt.

Er informierte, wie es mit Beznau I weitergeht: Hans Wanner, Direktor des Eidgenössischen Nuklearsicherheitsinspektorats ENSI.
Foto: Keystone

Betreiberin Axpo musste die Wiederinbetriebnahme ihres Meilers wiederholt verschieben, weil das Ensi den Sicherheitsnachweis, den der Stromkonzern im November 2016 geliefert hatte, als nicht ausreichend befand. Nun aber gibt das Ensi grünes Licht.

Kritik von der SES

«Heute ist ein schwarzer Tag für die Sicherheit in der Schweiz», sagt Nils Epprecht von der Schweizerischen Energie-Stiftung (SES). Zur ohnehin schon langen Mängelliste der Anlage käme nun noch ein mangelhaftes Herzstück hinzu.

In der 15 cm dicken Wand des Reaktordruckbehälters im Reaktor I des AKW Beznau gab es fast 1000 eingeschlossene Löcher mit 0,5 cm Durchmesser. Das sei jetzt behoben.
Foto: ENSI

«Der Entscheid passt aber ins Bild: Der Bundesrat revidiert gerade die Strahlenschutzvorschriften sodass das AKW Beznau noch für Jahrzehnte am Netz bleiben könnte», so Epprecht und warnt: «Ich hoffe nicht, dass hierzulande erst etwas passieren muss, bis in der Schweiz ein AKW aus Sicherheitsgründen stillgelegt wird.»

Demos sind angekündigt

AKW-Gegner haben bereits angekündigt, die Wiederinbetriebnahme von Beznau I nicht hinzunehmen. Vor dem Ensi-Sitz in Brugg sind bereits erste Demonstranten. Die Grünen Aargau haben für heute Dienstagabend um 18 Uhr zu einer Kundgebung vor dem Axpo-Hauptsitz in Baden aufgerufen.

Die Axpo richtet sich bereits auf Proteste ein. So sind auf der Zufahrtsstrasse zur Kraftwerksinsel massive Betonblöcke aufgestellt worden. Wie Axpo-Sprecher Antonio Sommavilla gegenüber Tele M1 sagte, stünden die Sicherungsmassnahmen «im Zusammenhang mit unserem Ziel- und Planungstermin für die Wiederinbetriebnahme von Block 1 am 31. März 2018».

Massives Minusgeschäft für die Axpo

Das AKW Beznau bereitet der Axpo auch finanziell Sorgen: Der Stillstand des Meilers verursacht horrende Kosten. Die Abschaltung kostet den Energiekonzern jeden Tag hunderttausende Franken. Die Kantone und die kantonalen Elektrizitätswerke als Eigentümer der Axpo Holding nehmen dies zähnknirschend zur Kenntnis.

Historisches Dokument: Am 11. Mai 1970 wird in Döttingen AG das Atomkraftwerk Beznau I - die Anlage ist seit Ende 1969 in Betrieb und produziert seither Strom - offiziell eingeweiht. Bundesrat Ernst Brugger, sitzend, lässt sich von Professor Hochstrasser (l.), und von Direktor der Nordostschweizerischen Kraftwerke AG (NOK) Fritz Aemmer (r.), in die Geheimnisse des Kommandoraums des AKW einführen.
Foto: KEY

Wegen des Stillstands hat Axpo nach eigenen Angabe bereits 350 Millionen Franken verloren. Der Verlust resultiert daher, dass der Energiekonzern Strom, den sie Kunden in langjährigen Verträgen zugesichert hat, mit Beznau I nicht produzieren kann und stattdessen einkaufen muss. Gemäss Axpo kostete die Behebung der Mängel und die Nachrüstung des Atommeilers satte 2,4 Milliarden Franken.

«Besser in Rückbau investiert»

«Mit dem Stillstand hat die Axpo in den letzten fünf Jahren Milliarden in den Sand gesetzt», sagt SES-Mann Epprecht. Er kritisiert, dass man dieses Geld besser in die Stilllegung investiert hätte. Denn das Grundproblem, so Epprecht, bleibe weiterhin bestehen: «Das Risiko des Weiterbetriebs trägt die Bevölkerung. Für ein Werk, das weder für die Versorgungssicherheit nötig, noch rentabel ist.»

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