Kantonsregierungen pflegen traditionellerweise einen sehr engen und regelmässigen Kontakt mit den Mitgliedern in National- und Ständerat. Schliesslich sind sie sehr daran interessiert, dass die Mitglieder ihrer kantonalen Deputation auch wissen, welche Haltungen und Interessen der Kanton bei gewissen Geschäften im Parlament hat.
Die Interessen der Kantone können sehr gegenläufig sein. Ein Widerspruch, der sich in den letzten Jahrzehnten immer mehr manifestiert: Der Gegensatz von Berg- und Talkantonen. So etwa in der Energie-Politik, in Raumplanungsfragen oder aber auch wenn es um die Grossraubtiere wie Wolf und Bär geht.
Hat sie Heimweh?
Im noblen italienischen Restaurant «Lorenzini» luden die Zürcher Exekutiven gestern Abend zum Treffen mit «ihren» Abgeordneten in der grossen und kleinen Kammer. Diese erschienen auch zahlreich. Gemäss Mitteilung der Staatskanzlei des Kantons Zürich sei es «für den Kanton wichtig, seine Anliegen auch im Bundesparlament zu platzieren und über die Auswirkungen bei der konkreten Anwendung von Bundesvorlagen im Kanton zu informieren. Um den Kontakt mit der Zürcher Deputation in Bundesbern zu pflegen, laden der Regierungsrat sowie die Stadträte von Zürich und Winterthur die Zürcher Bundesparlamentarierinnen und -parlamentarier alljährlich zu einem Treffen ein.»
Umso überraschender ist es darum, wenn Parlamentarier von anderen Kantonen bei Veranstaltungen einer Kantonsregierung vorbeischauen: Am Treffen der Zürcher nahm gestern nämlich auch eine Bündner Nationalrätin teil – Magdalena Martullo-Blocher. Die Chefin der Ems-Chemie wohnt zwar in Meilen am Zürichsee, wurde am 18. Oktober 2015 aber vom Bündner Volk gewählt. Hat sie Heimweh?
In den Sozialen Medien wird nun darüber gewitzelt, was genau die Bündnerin am Zürcher Treffen machte. «Endlich sieht man, dass Martullo-Blocher eine Zürcher Parlamentarierin ist», twittert etwa der Zürcher SP-Kantonsrat Felix Hoesch.
Gegenüber der BLICK erklärt Martullo-Blocher ihren Auftritt: «Gerade als Bündner Nationalrätin ist ein Kontakt mit anderen Kantonsvertretern wichtig. Am gestrigen Anlass mit Zürcher Vertretern wurden die Themen Unternehmenssteuerreform III, Verkehr, Olympia und Tourismus diskutiert. Selbstverständlich nehme ich auch an Treffen mit Vertretern anderer Kantone teil.»
Die Staatskanzlei schreibt in der Mitteilung weiter: «Neben der Besprechung von konkreten Geschäften bietet der Anlass auch eine seltene Gelegenheit zu einem parteiübergreifenden Austausch zwischen den drei Zürcher Exekutiven und den Zürcher Mitgliedern des Bundesparlaments.» Sofern Martullo-Blocher in Zukunft regelmässig an diesen Treffen teilnimmt, könnte die Staatskanzlei dann ab sofort nicht nur von einem partei- sondern auch von einem kantonsübergreifenden Austausch sprechen. (eis)