Das scheinbar Undenkbare ist passiert: Eine Mehrheit der Briten will die EU verlassen. Der Brexit kommt. Während noch völlig offen ist, wie diese europäische Kampfscheidung über die Bühne gehen soll, stellt sich in Brüssel die bange Frage: Wie weiter mit der Union? Bereits haben Rechtspopulisten in den Niederlanden und Frankreich neue Referenden angekündigt.
Marine Le Pen, Anführerin des französischen Front national bejubelte das Ja zum Brexit als einen «Sieg der Freiheit». Le Pen drängt nun wie ihr holländisches Pendant Geert Wilders auf eine Abstimmung über den Austritt ihres Landes.
Tatsache ist: Verabschieden sich diese Gründerstaaten aus der Union, würde dies wohl ihr Ende bedeuten. Dies scheint derzeit wenig wahrscheinlich - aber das dachten die meisten Beobachter auch vor der britischen Ausmarchung.
EU als Feindbild
Doch warum ist die EU überhaupt so unbeliebt? Experten in Brüssel nennen verschiedene Gründe. Seit der Finanzkrise von 2008 befindet sich die EU im permanenten Krisenmodus. Auf die Wirtschaftskrise folgte die Euro- und Schuldenkrise, 2015 schliesslich die Flüchtlingskrise.
Angst vor dem Fremden und wirtschaftliche Malaise - der ideale Nährboden für populistische Parteien, die nicht nur die jeweiligen nationalen Regierungen mit ätzender Kritik übergiessen, sondern insbesondere Brüssel ins Fadenkreuz nehmen.
Heute, am Tag eins nach der Abstimmung über den Brexit, ist die Union erschüttert. Sie wird noch lange zittern.