850'000 Franken für zwei Worte. Soviel zahlt das Zürcher Tagblatt der Stadt Zürich, dass es sich «Städtisches Amtsblatt» nennen darf.
Im Gegenzug zahlt die Stadt für amtliche Publikationen (Konkurse, Bestattungen, freie Wohnungen etc.). Auch Kolumnen der neun (meist linksgrünen) Stadträte sind ein fester Bestandteil.
«Am Schluss des Jahres bleibt für uns etwas übrig. Im Moment ist es ein gutes Geschäft für die Stadt», sagt die Zürcher Stadtschreiberin Claudia Cuche-Curti zu BLICK.
Nun ändert vieles. Christoph Blocher hat dem Tamedia-Verlag seine «Basler Zeitung» verkauft - und bekommt so in einem Tauschhandel die 65-Prozent-Mehrheit am Zürcher Tagblatt (Auflage: 128'000).
Der Deal muss zwar noch abgesegnet werden, aber die Grünen in Zürich hyperventilieren bereits und lancieren schon jetzt «Keine SVP-Propaganda – Kein Tagblatt»-Kleber.
Doch auch bei der Stadt sieht man den neuen Besitzer kritisch.
«Wir hätten lieber gehabt, wenn das Tagblatt beim Zürcher Verlagshaus Tamedia geblieben wäre. Immerhin ist es die älteste Zeitung der Schweiz und hatte seit eh und je einen starken Bezug zur Stadt Zürich», sagt Cuche-Curti. «Dass der Verleger kein Zürcher ist, tut schon ein bisschen weh.» Zwar wohne Blocher in Herrliberg, «aber er ist nicht Stadtzürcher».
Trotzdem will man bei der Stadt Zürich nun erst mal abwarten. «Wir haben einen Vertrag der bis Ende 2022 läuft», sagt Cuche-Curti. «Solange das Tagblatt alle Bedingungen erfüllt, haben wir kein Problem.»
Zu den Bedingungen gehören:
- Politische Ausrichtung muss ausgewogen sein.
- Beiträge müssen mit der Stadt Zürich zu tun haben.
Von den neun Stadträten (keiner von der SVP) planten alle, ihre Kolumne weiterhin im Gratisblatt zu schreiben. Cuche-Curti sagt aber klipp und klar: «Wir haben das Recht, aber nicht die Pflicht etwas zu publizieren.»
Politisch wird der Besitzerwechsel in den nächsten Monaten noch viel zu reden geben. Ein SP- und ein AL-Gemeinderat wollen im im Gemeinderat Postulate einreichen, welche die Einhaltung des Vertrages sicherstellen.