Seit Freitag gilt die neue EU-Datenschutzverordnung. Doch Gesetze schützen uns nicht vor eigener Freigebigkeit und Leichtsinn im Umgang mit unseren Daten. BLICK hat den Test gemacht: Die Porträts von Iris, Eduardo und Clara basieren alleine auf öffentlich zugänglichen Daten der drei. Sie stammen von Facebook, Twitter, Instagram, Ask.fm und natürlich Google. Aus Gründen des Persönlichkeitsschutzes wurden alle Namen geändert.
Iris will «endlich ihren Vater kennenlernen»
Vor gut zwei Jahren speichert Iris* diesen Spruch in ihrer digitalen Galerie: «Jedem Menschen, dem du dein Vertrauen schenkst, gibst du ein Messer in die Hand. Wenn du Glück hast, verteidigt er dich damit. Wenn du Pech hast, sticht er es dir in den Rücken.» Ihre Profile in den sozialen Medien sind so was wie ein kostenloser Messerversand in alle Welt.
Die Natelnummer und Mail-Adresse der 17-Jährigen findet man mit zwei Klicks. Mit ein paar mehr folgende Infos: Iris ist 1,68 Meter gross, ihre Lieblingszahl 13. Sie schaut gern Netflix-Serien wie «The Walking Dead». Sie weiss nicht, wer ihr Vater ist – nur, dass er aus dem Kosovo kommt. Deshalb lernt sie auch Albanisch. Ihre Mutter ist Kroatin. Deshalb will sich Iris die kosovarische und die kroatische Flagge auf den Unterarm tätowieren lassen. Iris hat aber auch chinesische Wurzeln,
wie sie auf der Plattform Ask.fm schreibt. Das ahnt man auch an den Kindheitsbildern, die sie postet: Die kleine Iris mit «Hello Kitty»-T-Shirt und schulterlangen schwarzen Haaren lächelt in die Kamera.
Fotos mit üppigem Décolleté
Heute reichen ihr die Haare bis zum Kreuz, das sie auf den Fotos vor dem mit Schnörkeln umrahmten Spiegel durchdrückt – eine auf Social Media beliebte Pose, um den Po zur Geltung zu bringen. Ihre Augenbrauen hat Iris zu dicken Strichen gemalt. Sie schminkt sich gern, auf ihrem weissen Schminktischli stehen über ein Dutzend Pinsel und Stifte.
Sie präsentiert im Internet auch ihr üppiges Décolleté. «Lieber biz meh dran als so en Stecke si seg ich immer», schreibt Iris, die 68 Kilo wiegt. Rundum zufrieden also? Ihre Haare könnten etwas länger sein, findet sie.
Sie mag Basketball und Kickboxen. In einer Stadt im Kanton Zürich ging sie zur Schule und mit 15 dort schon in den Club. Dann zog sie nach Solothurn.
Rahel ist eine ihrer besten Freundinnen. Genau eine einzelne Person wolle sie nie wieder zur wichtigsten in ihrem Leben machen. Das schreibt Iris, nachdem im Sommer 2016 ihre Beziehung in die Brüche gegangen ist. Sie habe es satt, «verlah z werde» und die Nase «voll vu Type».
Eduardo will ein Star auf Youtube werden
Auf Facebook findet man erst mal nichts über Eduardo, den «Eidgenoss(oke... viertel Spanier)». Für Leute in seinem Alter – er wird Ende November 16 – ist das nicht untypisch? Twitter? Da ist er erst seit Januar. Eduardo treibt sich eher auf Plattformen wie Snapchat, Instagram oder Youtube herum.
Der Junge mit den grossen Brillengläsern, Ring im linken Ohr und der kessen Ponyfrisur will ein richtig Grosser werden auf der Videoplattform Youtube. Er war deshalb Ende Dezember auf der «Youcon» – eine Social-Media-Messe im Zürcher Hallenstadion. T-Shirts mit dem Namen seines Youtube-Senders hat er schon drucken lassen.
Auf dem Kanal stellt er seine wöchentlichen Videoblogs (Vlog) ein. Er filmt sich und seinen Kumpel Fabian, wie sie ein ferngesteuertes Auto herumsausen lassen oder ihr Zimmer in einem Tessiner Hostel beziehen. Eduardo filmt, wie er auf einem Gerüst herumklettert oder mit seinem kleinen Cousin
Omero herumalbert. In den Videos sieht man auch, dass er gerne Kapuzenpullis trägt, Energydrinks und eine bestimmte Sorte Minz-Eistee trinkt – mit einer Flasche davon liegt er sogar im Bett. Natürlich gestellt für seine Zuschauer.
Für die analysiert er, was es zum Youtube-Star braucht. Klar: Spezialeffekte! Jubel-Posen! Auch sonst ist Eduardo eher humorvoll unterwegs. Witzelt über sein eigenes Hochdeutsch und darüber, dass sein Youtube-Kanal 2019 bestimmt für «besten Inhalt» nominiert werde. Als jemand unter einem seiner Instagram-Bilder kommentiert, er sei doch ein Schnösel, schickt Eduardo ein Herzli zurück.
Er spielt gerne das Onlinegame «Rules of Survival», grilliert aber auch mal in T-Shirt mit Blumenmuster in Lachen SZ am Obersee. Er ist eben nicht nur im Netz unterwegs: Vor einem Jahr trat er mit dem Jugendchor im Tessin vor 1500 Zuschauern auf. «Isch mega geil gsi», schreibt Eduardo auf Instagram.
Geil war es wohl auch an der Côte d'Azur, wo er vergangenen Herbst ein paar Tage im Ferienhaus einer Klassenkameradin verbrachte. Eduardo filmt sich auf einem Balkon mit Blick auf die Promenade von Cannes. «Läuft bei uns.»
Lehrerin Clara ist am liebsten in den Bergen
Etwas bieder wirkt Clara auf den ersten Blick. Das 1998 geborene Meitli hat eine Berner Brieffreundin, nennt ihre beste Freundin Laura «meinen Lieblingsidiot», die wiederum nennt Clara «Ehefrau». Die 20-Jährige mit den dunkelblonden Haaren und dem goldenen Kreuzkettchen um den Hals mag Helene Fischer, Shakira und David Guetta. «Titanic» und «50 Shades of Grey« gehören zu ihren Lieblingsfilmen. Skirennen schaut sie sich nicht nur im Fernseher, sondern live in der Kälte an.
Aufgewachsen in einer Stadt im Sarganserland, bleibt sie dort. Auch nach der Fachmatur Anfang 2017. Auch als Clara im September anfängt, die Pädagogische Hochschule St. Gallen zu besuchen. Sie singt im kantonalen Jugendchor, diagnostiziert sich selbst als «Musik-süchtig».
Kurz: Clara spürt ihre Wurzeln, ist ein Gemeinschaftsmensch. Wenn ein Putzjob, dann nicht irgendwo, sondern in einem Mehrgenerationenhaus. Kein Wunder, wenn man in einer grossen Familie mit vier Geschwistern aufwächst.
Die Familie fliegt nach Mallorca oder in die Hotelburg-Ferien nach Kreta. Im Blüemli-Bikini posiert Clara am Strand. Sie war aber auch schon ohne Eltern am Meer: Auf der Maturareise in ein Hotelresort bei Antalya – Bungalows, Pool mit Rutsche – lassen sich Clara und eine Freundin an einem Gleitschirm von einem Boot durch die Mittelmeerluft ziehen. «Das beste, was ich je gemacht habe», schreibt Clara danach auf Instagram.
Eigentlich aber ist Clara lieber in den Bergen, vor allem um den Walensee herum. Ihr Gefühl: «Hoch obe in de Berge, döt bin ich dehei», wie sie auf Facebook schreibt. Sie klettert auch gerne. Den Drang in die Höhe hat sie von ihrem Vater, der auch Bergläufe macht. Der dürfte stolz auf sie sein: Im November 2012 hat sie beim Postenlauf mit ihrer damaligen Schulklasse 320 Höhenmeter und acht Kilometer unter zwei Stunden gemeistert. Und das bei schlechtem Wetter.
Bei dem Lauf damals kommt sie an dem Schulhaus vorbei, wo sie heute Nachhilfeunterricht erteilt – für «alle Fächer Primarstufe». Wer Interesse hat, kann sich bei ihr melden. Ihre Natelnummer und E-Mail-Adresse stehen im World Wide Web.
Sobald Sie sich im Internet bewegen, hinterlassen Sie Spuren. Um ganz unsichtbar zu werden, müssen Sie einigen technischen Aufwand betreiben. Doch auch schon wenige Vorsichtsmassnahmen verhindern, dass Ihre Daten in falsche Hände geraten. Hier einige Tipps:
Gesunder Menschenverstand
Würden Sie dieses Bikinifoto Ihrem Chef oder Ihrer Grossmutter zeigen? Falls nein, sollten Sie es auch nicht auf Facebook oder Instagram teilen. Auch Kinderfotos gehören nicht auf Social-Media-Plattformen. Nutzen Sie einen Gratisdienst wie Facebook oder Google, überlegen Sie sich, wieso dieser nichts kostet. Altruismus ist auch im Internet selten.
Konto-Privatsphäre überprüfen
Stellen Sie sicher, dass auf Social-Media-Plattformen nur Ihre Freunde Ihre Beiträge sehen können. In den Facebook-Einstellungen finden Sie diese Option unter «Privatsphäre». Dort können Sie ebenfalls verhindern, dass Ihr Facebook-Profil über Google gefunden wird. Und auch die Freundesliste sollten nur «Freunde» oder «nur ich» sehen dürfen.
Lohnenswert: Erstellen Sie Listen für Ihre Freunde. Sollen Ihre Fussballfotos nur den Freunden aus Ihrem Sportverein zugänglich sein? Mit Listen erreichen Sie das spielend.Sind Sie unsicher, wer Ihr Facebook-Profil anschauen kann? Mit der Facebook-Funktion «Anzeigen aus der Sicht von» können Sie Ihr Profil mit fremden Augen anschauen.Auch Instagram bietet private Konten. Dadurch sehen nur jene Menschen Ihre Beiträge, denen Sie es erlaubt haben.
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Google Maps zeichnet ständig Ihre Position auf und speichert sie im Internet. Auch andere Apps sammeln Daten, weil Sie ihnen Zugriff auf das Gerät gewährt haben. Erlauben Sie jeder App nur jenen Zugriff, den sie wirklich braucht. Überprüfen Sie regelmässig diese Berechtigungen. Auf dem iPhone finden Sie diese Einstellungen im Register «Datenschutz», auf einem Android-Gerät unter «App-Berechtigungen».
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Cookies sind kleine Dateien, die eine Website auf Ihrem Computer oder Handy hinterlegt. Dadurch erkennt Sie eine Website wieder – und kann so Ihr Verhalten aufzeichnen. Alle gängigen Browser bieten die Option, alle Cookies beim Beenden zu löschen.
Registrieren mit E-Mail-Adresse statt Google-oder Facebook-Konto
Bei vielen Internetangeboten müssen Sie sich nicht mehr mit Ihrer E-Mail-Adresse registrieren, sondern können direkt Ihr Google- oder Facebook-Konto verwenden. Bequem, Sie müssen sich so kein weiteres Passwort merken. Problematisch dabei: Ihre Daten werden direkt mit Ihrem Facebook- oder Google-Profil verknüpft. Melden Sie sich stattdessen besser mit einer zweiten, anonymen E-Mail-Adresse an.
Lauschangriff im Schlafzimmer
Intelligente Lautsprecher wie Amazon Alexa oder Google Home hören Ihnen ununterbrochen zu. Sollten Sie Apples Siri oder OK Google aktiviert haben, hört auch Ihr Handy jedes Ihrer Gespräche mit. Für Hacker sind diese Geräte ein gefundenes Fressen. Man munkelt, dass Gespräche analysiert werden, um gezielt Werbung zu schalten.
Überlegen Sie sich gut, ob Sie Ihre Privatsphäre gegen Bequemlichkeit eintauschen wollen.
So hinterlassen Sie keine Spuren
Wollen Sie vollends zum Internet-Geist werden, empfehlen wir: Tauschen Sie Whatsapp gegen eine sichere App wie Signal oder Threema. Whatsapp verschlüsselt zwar Ihre Texte, nicht jedoch Bilder.
Weichen Sie auf eine Suchmaschine wie DuckDuckGo aus, die nicht Ihren gesamten Suchverlauf speichert.
Tarnen Sie Ihre Spuren, indem Sie über VPN surfen. Auch der «Tor»-Browser ist eine Möglichkeit.
Verschlüsseln Sie Ihre E-Mails, zum Beispiel mit dem kostenlosen Standard OpenPGP.
(Simon Huwiler)
Sobald Sie sich im Internet bewegen, hinterlassen Sie Spuren. Um ganz unsichtbar zu werden, müssen Sie einigen technischen Aufwand betreiben. Doch auch schon wenige Vorsichtsmassnahmen verhindern, dass Ihre Daten in falsche Hände geraten. Hier einige Tipps:
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(Simon Huwiler)