«Der Schritt über die Saane ist historisch!»
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Blick wird welsch:«Der Schritt über die Saane ist historisch!»

BLICK wird welsch – der zukünftige Chefredaktor Jeanneret im Interview
«Der Schritt über die Saane ist historisch!»

BLICK wird welsch! Er baut in Lausanne eine Online-Redaktion für eine französischsprachige Ausgabe auf. Rund 20 Leute soll die Redaktion umfassen. Das verrät der zukünftige Chefredaktor Michel Jeanneret.
Publiziert: 05.10.2020 um 11:59 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2020 um 19:13 Uhr
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Seit 60 Jahren gehört BLICK zur Schweiz.
Foto: Thomas Meier
Interview: Pascal Tischhauser

BLICK wagt den Sprung über die Sprachgrenze. Die Mediengruppe baut in Lausanne eine französischsprachige Online-Redaktion auf. Der langjährige Chefredaktor der Zeitschrift «L’illustré», der 47-jährige Michel Jeanneret, wird Chefredaktor des 2021 startenden welschen News-Portals.

BLICK: Herr Jeanneret, BLICK goes west. Was bedeutet das für die Romandie?
Michel Jeanneret: Das ist einfach nur eine tolle Nachricht – für alle. Wir erhalten eine neue starke Stimme in der Westschweiz. Und die kann sie brauchen! Der freie Geist des BLICK und seine Unabhängigkeit tun unserer Demokratie gut. Ich wage zu behaupten, dass wir in der Romandie manchmal zu nah sind zu unseren Politikern. Wir müssen Distanz halten, aber genauso respektvoll sein wie alle anderen.

Sie sind Feuer und Flamme für das Projekt.
Natürlich, das ist der Höhepunkt meines Berufslebens. Zusammen mit einem Team kann ich den BLICK in der Romandie aufbauen. Das ist ein logischer Schritt. Die Zeit ist reif.

Warum ist sie jetzt reif?
Wegen der Corona-Krise ist die Schweiz näher zusammengerückt. Es ist ein neues Wir-Gefühl entstanden. Man liest nicht nur davon, dass Romands erstmals Appenzell erkundet haben und Deutschschweizer zum ersten Mal bei uns waren. Ich sehe in meinem Umfeld: Es ist tatsächlich so! Und eben, es ist der BLICK.

Sie wollen in Lausanne eine eigene Online-Redaktion aufbauen. Wissen Sie schon, aus wievielen Leuten die Redaktion bestehen wird?
Es sollen gegen 20 Leute angestellt werden. Wir wollen auch ein Investigativ-Team aufbauen, das sich auf die Recherche konzentriert. Und weil wir keine Zeitungsredaktion sind, deren Ressorts eine bestimmt Anzahl Seiten zu füllen haben, können wir uns bei politischen Erdbeben und wirtschaftlichen Top-News voll auf das Thema der Stunde konzentrieren. Das natürlich auch dank der Zusammenarbeit mit den BLICK-Kolleginnen und Kollegen in der Deutschschweiz.

Wie soll diese Zusammenarbeit aussehen?
Geplant ist, dass wir pro Tag etwa 30 Artikel übernehmen, übersetzen und anpassen. Letzteres ist besonders wichtig, denn Storys, die in der Deutschschweiz vielleicht seit Wochen laufen, sind in der Romandie zuvor noch nie Thema gewesen. Hier müssen wir unserer Leserschaft die Vorgeschichte mitliefern.

Das wird ja vor allem bei Inlandthemen der Fall sein.
Wir übernehmen auch Auslandartikel und Kultur. Und vor allem die Storys von der besten Sportredaktion der Schweiz! Unsere Journalistinnen und Journalisten sollen sich dann auf die Recherche eigener Geschichten in der Romandie konzentrieren.

Im Inland kommt hinzu, dass Deutsch- und Westschweizer unterschiedlich ticken.
Klar, aber man sollte das auch nicht überbewerten. Es gibt Unterschiede, na und? Wir können voneinander profitieren. Genau das machen wir jetzt: Es ist nicht nur die Recherche, sondern es sind auch die Erklärstücke von BLICK, die uns von den Westschweizer Medien abheben werden. Ich sehe das bei meinen eigenen Kindern: Sie wissen alles über Frankreich und die USA, aber viel zu wenig über die Schweiz und unsere Politik.

Sie sind derzeit Chefredaktor von L’illustré, dem Westschweizer Pendant der Schweizer Illustrierten. Wie sind da die Erfahrungen in der Zusammenarbeit mit den Deutschschweizer Kollegen?
Spannend! Manche Dinge funktionieren bestens, andere sind schwieriger.

Was funktioniert nicht?
Ein Interview zusammen mit einem Deutschschweizer Kollegen zu führen ist natürlich bereichernd. Es dann aber einfach auf Deutsch und dasselbe Interview auf Französisch zu publizieren – vergessen Sie es! Sie müssen am Schluss für jede Leserschaft ein eigenes Interview machen. Denn Vorwissen und Interessen sind unterschiedlich.

Ist auch eine Zusammenarbeit mit Blick TV angedacht?
BLICK schreibt heute Geschichte. Der Schritt über die Saane ist historisch! Ich freue mich wahnsinnig, bin unheimlich gespannt und hab natürlich auch grossen Respekt vor den Aufgaben, die auf uns zukommen. Und ja, ich will am liebsten alles gleich umsetzen. Mich muss man eher bremsen. Darum kann ich nur sagen, wir machen jetzt diesen ersten Schritt und klar, Blick TV haben wir natürlich auch auf der Liste.

Wissen Sie schon, wie die französischsprachige BLICK-Ausgabe heissen soll – le BLICK?

Das steht noch nicht 100-prozentig fest. Wissen Sie, die Marke BLICK ist so stark, dass wir alles andere auf unserer Liste hatten und uns über den Namen noch wenig Gedanken gemacht haben. Ich sage nur, es gab schon verschiedene Anläufe in die Westschweiz zu gehen, heute starten wir tatsächlich damit. Ich freue mich riesig, dass ich mit an Bord bin!

«Bravo, BLICK!»
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BLICK wird welsch!Christian Dorer über die Westschweizer Redaktion
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