Heute startet im Parlament die Sommersession. Dabei dürfen die Nationalräte in den kommenden Wochen vier neue Gschpänli begrüssen. Morgen Dienstag werden drei Berner neu vereidigt – und in der dritten Sessionswoche ein Zürcher.
Gleich für eine Doppelvakanz auf eidgenössischer Ebene sorgten die Berner Regierungsratswahlen vom 25. März: Die beiden Nationalrätinnen Evi Allemann (39, SP) und Christine Häsler (55, Grüne) haben den Sprung in die Kantonsregierung geschafft und geben ihr Bundeshaus-Mandat ab.
Alt Nationalrätin feiert ihr Comeback
Für Häsler zieht die Grüne Aline Trede (34) in den Nationalrat ein. Sie feiert damit ein Comeback im Bundeshaus – politisierte die studierte Umweltnaturwissenschaftlerin doch bereits von 2013 bis 2015 in der grossen Kammer. In dieser Zeit reichte sie insgesamt fast 100 Vorstösse ein. So forderte die zweifache Mutter etwa einen 18-monatigen Elternurlaub, Massnahmen gegen Lebensmittelverschwendung oder einen nationalen Feiertag zur Einführung des Frauenstimmrechts.
Die umtriebige Bernerin dürfte der Bundesverwaltung also einiges an Arbeit bescheren. Nicht von ungefähr zog sie mit dem Slogan «Mit Aline geht das» dieses Jahr auch in den Grosssrats-Wahlkampf. Trede wurde prompt als Grossrätin gewählt, verzichtete aber zugunsten des Nationalratsmandats darauf.
Vom SP-Sekretariat ins Bundeshaus
National bekannt ist auch Allemanns Nachfolgerin Flavia Wasserfallen (39). Die dreifache Mutter war nämlich während gut sechs Jahren Co-Generalsekretärin der SP Schweiz. Die Politologin bringt aber auch bereits legislative Erfahrung mit. Sie sass von 2002 bis 2012 im Grossen Rat des Kantons Bern.
Morgen nun startet sie im Nationalrat und schreibt auf ihrer Homepage: «Solange es in der Schweiz Menschen gibt, die trotz Arbeit nicht in Würde leben können – solange die Rahmenbedingungen für die Vereinbarkeit von Familien und Beruf so ungenügend sind – solange Frauen weniger verdienen als Männer – so lange will ich in der Politik mitwirken.»
Vaterschaftsurlaub-Lobbyist rückt nach
Auch der dritte Berner vertritt die Linke: SP-Mann Adrian Wüthrich (38). Im Gegensatz zu seinen beiden neuen Ratskolleginnen wohnt er aber nicht in der Stadt Bern, sondern in Huttwil BE. Und im Gegensatz zu den beiden Frauen ist sein Nachrutsch-Grund ein trauriger: Er erbt den Sitz des verstorbenen SP-Nationalrats Alexander Tschäppät (†66).
Als Präsident der Gewerkschaft Travailsuisse spielen für Wüthrich sozial- und arbeitspolitische Themen eine wichtige Rolle. Aktuell engagiert sich der zweifache Vater an vorderster Front für die Vaterschaftsurlaub-Initiative. Warum er einst der SP beitrat, erklärt er auf seiner Homepage so: «Die Sorge um die Umwelt, der Einsatz für die weniger Bemittelten und der Einsatz für Chancengleichheit überzeugten mich.»
Dank CVP-Zwist nach Bern
Als Vierter im Bunde wird der Zürcher CVP-Mann Philipp Kutter (42) in der letzten Sessionswoche am 11. Juni vereidigt. Der studierte Historiker, Kommunikationsfachmann und Wädenswiler Stadtpräsident kommt überraschend rasch zu seinem Mandat: Seine Vorgängerin Barbara Schmid-Federer (52) geht im Zwist mit Parteichef Gerhard Pfister (55), mit dessen wertkonservativem Kurs sie sich nicht zu identifizieren vermag.
Der zweifache Vater zählt die Themen Familien, Bildung und Wirtschaft zu seinen Schwerpunkten. Der Wirtschaftsmotor Zürich finde in Bern zu wenig Gehör, klagt er. Bundesgesetze seien zudem kompliziert und teuer. Er macht klar: «Im Nationalrat werde ich mich einsetzen für einen starken Standort Zürich, für eine föderale Schweiz mit starken Gemeinden und gegen Zentralismus.»