BLICK-Kolumnist Pierre Maudet warnt vor brutalen Trends
Gewalt wird jünger, weiblicher und brutaler

Die Kriminalstatistik sieht zwar grundsätzlich positiv aus. Ein Aspekt davon sollte uns aber Sorgen bereiten, meint BLICK-Kolumnist Pierre Maudet.
Publiziert: 11.04.2018 um 11:27 Uhr
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Aktualisiert: 14.09.2018 um 19:24 Uhr
Raubüberfälle, Schlägereien, Sexualdelikte, Gewalt und Drohungen gegen Beamte werden häufiger und heftiger.
Foto: MARTIN RUETSCHI
Pierre Maudet

Wie jedes Jahr wurde Ende März die neuste Kriminalstatistik veröffentlicht. Die gute Nachricht: Die Zahl der Straftaten ging auch 2017 zurück – und zwar in der ganzen Schweiz. Aber die Statistik, jedenfalls ein Teil davon, hat auch etwas Trügerisches. Denn wer genau hinschaut, erkennt eine Entwicklung, die besorgniserregend ist.

Die Rede ist von der zunehmenden Jugendkriminalität, die vor allem ausserhalb der Deutschschweiz grassiert. In Genf ist sie um 17 gestiegen, in Freiburg um 20, im Tessin gar um 30 Prozent. Am stärksten nimmt dabei die physische Gewalt zu.

Ich sehe es in meinem Alltag: Raubüberfälle, Schlägereien, Sexualdelikte, Gewalt und Drohungen gegen Beamte werden häufiger und heftiger. Es ist auch vermehrt zu beobachten, wie sich ein Betroffener mit nicht bloss einem oder zwei anderen prügeln muss, sondern sich gleich zehn Angreifern gegenüber sieht. Das Motiv für solche Schlägereien ist häufig belanglos. Die Hauptsache scheint fast, dass noch jemand davon ein Filmchen für Youtube dreht.

Aus der Kriminalstatistik, insbesondere bei den Freiheitsstrafen, kann man diese neue Trends zwar noch nicht herauslesen. Aber das ist nur eine Frage der Zeit. Man wird bald sehen, dass auch die Zahl der verurteilten jungen Frauen zunimmt – und ihre Wiedereingliederung in die Gesellschaft nicht immer gelingt.

Fazit: Wir haben zwar ein modernes Jugendstrafrecht, aber die Umstände verändern sich gerade. Die straffälligen Jugendlichen werden immer jünger, weiblicher und brutaler. Anpassungen sind also vonnöten – in der Prävention, aber auch im Kampf gegen Wiederholungstäter. Die Rückfallquote verharrt aktuell bei 25 Prozent. Dass sie nicht steigt, ist für die Zukunft unserer Gesellschaft entscheidend.

Pierre Maudet (40) ist Sicherheits- und Wirtschaftsminister des Kantons Genf. Der FDP-Politiker ist verheiratet und Vater von drei Kindern. Er schreibt jeden zweiten Mittwoch im BLICK.

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