BLICK hinter die Story: Zur Primetime im türkischen TV
BLICK-Brief bringt Erdogan in Rage

Der offene Brief, mit dem BLICK die Türkinnen und Türken in der Schweiz aufgerufen hatte, gegen Erdogans Referendum zu stimmen, schlug hohe Wellen.
Publiziert: 27.12.2017 um 10:06 Uhr
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Aktualisiert: 08.10.2018 um 19:23 Uhr
Florian Wicki
  • 8. März: BLICK macht publik, dass der türkische Aussenminister in die Schweiz kommen will. Er will hier für ein Ja zum Verfassungsreferendum werben. 
  • 13. März: BLICK verfasst einen offenen Brief an alle türkischen Menschen in der Schweiz, mit dem Aufruf, Nein zu stimmen und Erdogan nicht mehr Macht zu geben.
  • 14. März: Erdogan meldet sich persönlich via Fernsehauftritt zum BLICK. Das Aussenministerium will eine Entschuldigung.

Die Geschichte begann am 8. März 2017. BLICK machte publik, dass der türkische Aussenminister Mevlüt Cavusoglu, ein Handlanger des Präsidenten Recep Tayyip Erdogan, auf seiner Europatour für das türkische Referendum auch nach Zürich kommen wollte. Zur Erinnerung: Erdogan hatte nach dem missglückten Putschversuch 2016 Verfassungsänderungen aufgegleist, die ihn quasi zum alleinigen Herrscher der Türkei machen.

Den Zürchern wurde die Sache zu heiss. Der Regierungsrat wollte den Auftritt verbieten, aus Sicherheitsgründen. Der Bundesrat widersprach, der Anlass fand statt, aber im Verborgenen.

An alle Türkinnen und Türken in der Schweiz

Am 13. März verfasste BLICK einen offenen Brief an die türkischen Wählerinnen und Wähler in der Schweiz, auf Deutsch und auf Türkisch. Im Brief – auf der Frontseite abgedruckt – wurden diese gebeten, Erdogans Referendum abzulehnen. Es gehe nicht an, in der Türkei die Meinungsfreiheit abzuschaffen, per Abstimmung eine faktische Diktatur einzuführen und gleichzeitig hier in der Schweiz alle Vorzüge einer offenen und freien Gesellschaft zu geniessen.

Der von BLICK verfasste offene Brief fand seinen Weg bis zum türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan. Recep Tayyip Erdogan präsentiert im türkischen Fernsehen die Frontpage des BLICK vom 14. März 2017. BEST QUALITY AVAILABLE
Foto: Screenshot TV

Und dieser Brief schlug ein. Bei der BLICK-Redaktion gingen Hunderte E-Mails und Anrufe ein. Viele Türkinnen und Türken bedankten sich für die deutlichen Worte und den Nein-Aufruf, doch auch nicht wenige Nazi-Vergleiche, Beleidigungen und Drohungen wurden zum Ausdruck gebracht.

Höhepunkt: Am Abend meldete sich Erdogan persönlich, zur Primetime im türkischen Fernsehen, mit einer BLICK-Ausgabe in der Hand! Sein Kommentar: «Sogar Schweizer Zeitungen lernten jetzt Türkisch.» Am TV gibt sich der Präsident gelassen. Offiziell fordert der türkische Botschafter im Namen von Erdogan eine Entschuldigung für die «Respektlosigkeit» und die «beleidigenden Worte gegen unseren Staatspräsidenten».

Der offene Brief landete schlussendlich sogar noch beim Schweizer Presserat. Ein Erdogan-Anhänger reichte Beschwerde ein, BLICK habe mit der «weder neutralen noch objektiven» Aktion die «Erklärung der Pflichten und Rechte der Journalistinnen und Journalisten» verletzt. Die Beschwerde wurde beim Presserat später übrigens abgelehnt, mit der Begründung, «das Recht auf Information, auf freie Meinungsäusserung und auf Kritik» sei «ein grundlegendes Menschenrecht». Und die Menschenrechte hätten in der Schweiz eine wichtige Stellung.

BLICK hinter die Story

BLICK-Redaktoren blicken zurück auf das Jahr 2017 und berichten über die Geschichte hinter der Story. Dabei verraten sie Witziges, Erstaunliches, Bewegendes, Unerwartetes und Berührendes.  Entdecken Sie, wie es zu dem Bericht kam und was danach passierte.

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