BLICK erklärt die Hochs und Tiefs der Schweiz mit ihrem Wasser
Sorgenkind Wasserkraft

Der Energiekonzern Alpiq legt den Teilverkauf seines Wasserkraftportfolios auf Eis. Weil keine Käufer gefunden werden konnten. Die Probleme bleiben.
Publiziert: 28.08.2017 um 16:05 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 21:05 Uhr
Stauseen sind eindrücklich – und liefern CO2-frei Strom.
Foto: Keystone
Nico Menzato und Julien Duc

Wieso gilt die Schweiz als Wasserschloss Europas?

Mehr als 600 Wasserkraftwerke erzeugen knapp 60 Prozent des Schweizer Stroms. Damit ist die Wasserkraft der wichtigste Pfeiler der Schweizer Stromversorgung. 35 Prozent kommen aus Speicherkraftwerken, 25 Prozent aus Laufwasser-Kraftwerken.

Wer steckt hinter dem Unternehmen Alpiq?

Einige Grossaktionäre von Alpiq sind staatliche Akteure. So ist die Westschweizer Holding EOS, an der wiederum etwa die Stadt Lausanne beteiligt ist, mit über 31 Prozent die grösste Teilhaberin. Die französische Elektrizitätsgesellschaft EDF hält gut ein Viertel der Aktien. Auch der Kanton Solothurn ist an Alpiq beteiligt.

Welche grossen Vorteile hat die Wasserkraft?

Bestehende Anlagen können Strom günstig, fast CO2-frei und mit hoher Zuverlässigkeit produzieren – und dies jahrzehntelang. Wasserkraft ist 24 Stunden verfügbar und kann dank steuerbaren Kraftwerken und Speicherseen je nach Nachfrage auch für den nötigen Ausgleich sorgen.

Werden neben den neuen erneuerbaren Energien wie Solar und Wind mit dem vom Volk angenommenen Energiegesetz auch Wasserkraftwerke staatlich unterstützt?

Ja. Durch eine von Kunden bezahlte Marktprämie wird versucht, die wirtschaftliche Situation der bestehenden Wasserkraftwerke zu verbessern. So sollen jährlich 120 Millionen Franken in die Kassen jener Grosswasserkraftanlagen fliessen, die ihren Strom am Markt unter den Gestehungskosten verkaufen.

Subventioniert der Bund Energiefirmen auch direkt?

Ja, dies ist ebenfalls Teil des Energiegesetzes, das im Frühling von Volk und Ständen angenommen worden ist. So zahlt der Bund Investitionsbeiträge beim Bau von Neuanlagen sowie der Erweiterung und Erneuerung von bestehenden Anlagen. Ziel: die Investitionsbereitschaft potenzieller Investoren zu erhöhen.

Wieso gibt es Streit um Wasserzinsen?

Stromfirmen müssen den Kantonen sogenannte Wasserzinsen abliefern. Sie müssen für die Benützung des öffentlichen Guts Wasser also etwas bezahlen. Derzeit sind es 110 Franken pro Megawattstunde. Der Bundesrat will diesen Betrag auf 80 Franken senken, um die gebeutelten Strombarone zu entlasten. Dies geht der Konferenz der kantonalen Energiedirektoren zu weit. Diese verlangte just am letzten Freitag, dass nur klar defizitäre Werke einen tieferen Wasserzins bezahlen müssen.

Welche politischen Forderungen stehen im Raum?

SP-Nationalrätin Jacqueline Badran verlangt via Vorstoss, dass Infrastrukturen der Energiewirtschaft nicht ans Ausland verkauft werden dürfen – etwa Wasserkraftwerke, Strom- und Gasnetze. Auch SVP-Chefstratege Christoph Blocher verlangte schon Staatsinterventionen zugunsten der Wasserkraft. Die Schweiz müsse alle Stromproduzenten so lange gleich hoch subventionieren, bis auch das Ausland damit aufhöre.

Wo sind die meisten Stauseen und welcher ist der grösste?

Die meisten Stauseen befinden sich in den Alpen oder deren Ausläufern. Der Höhenunterschied zwischen See und Kraftwerksanlage ist für die Energiegewinnung entscheidend. Die Mehrheit der Anlagen konzentriert sich auf die Bergkantone Wallis, Bern, Graubünden und das Tessin. Der volumenmässig grösste Stausee liegt im Wallis, heisst Lac des Dix und umfasst 401 Millionen Kubikmeter.

Wie funktioniert ein Wasserkraftwerk?

Foto: KEY


Im Vergleich zu anderen Arten der Energiegewinnung ziemlich simpel. Das Wasser fliesst zu einer Turbine. Diese wird durch die Energie des Wassers bewegt und treibt ihrerseits einen Generator an. Und fertig ist der Ökostrom.

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