Ab heute können sich Telekom-Anbieter wie Swisscom, Sunrise und Salt um Frequenzen für das 5G-Netz bewerben. Dafür müssen sie mindestens 220 Millionen Franken in die Hand nehmen. Aber was ist 5G eigentlich? Und warum sollten wir es wollen? BLICK beantwortet die wichtigsten Fragen.
Was ist 5G?
Schauen Sie auf Ihr Smartphone. Links oben steht wohl 4G. Das heisst «4. Generation» und bezeichnet den aktuellen Mobilfunkstandard. Verkürzt gesagt, verrät das Kürzel, wie viele Daten in welcher Zeit mit diesem Standard übertragen werden können. Mit 4G beispielsweise kann 1 Gigabit pro Sekunde herunter- und 50 Megabit hinaufgeladen werden. Die Verzögerung beträgt dabei etwa zehn Millisekunden. Das ist etwas technisch, aber es heisst: Damit ist es gut möglich, auf dem Handy eine Folge der Lieblings-Netflix-Serie oder die Tagesschau zu gucken. Schon ziemlich gut. 5G wird aber viel besser.
Um wie viel besser?
5G wird massiv schneller: Mit 5G sind Download-Geschwindigkeiten von bis zu 10 Gbit pro Sekunde möglich. Und mit 5G können viel mehr Geräte gleichzeitig Daten übertragen, da die Frequenzkapazität und der Datendurchsatz erhöht werden.
Und was habe ich davon?
Sie sitzen im Zug und schauen auf dem Handy den Achtelfinal der Fussball-Weltmeisterschaft Schweiz – Schweden. Und weil Sie in einem Schweizer Zug unterwegs sind, machen das auch alle anderen Pendler. Die Folge: Das Bild wird unscharf, die Übertragung stockt immer wieder. Und das Netz ist überlastet. Kein Wunder: Denn die übertragenen Datenvolumina in öffentlichen Mobilfunknetzen verdoppeln sich seit Jahren alle neun bis zwölf Monate. Mit 5G wird das Vergangenheit sein. Es ermöglicht Anwendungen, von denen wir heute nicht einmal träumen.
Zum Beispiel?
Mit 5G sinkt die Reaktionszeit auf einige wenige Millisekunden Verzögerung. Die Übertragung findet praktisch in Echtzeit statt. Bleiben wir beim Fussballspiel: Das Bild ruckelt nicht mehr und Sie können auswählen, aus welcher Kameraperspektive Sie das Spiel verfolgen wollen.
Braucht das nicht wahnsinnig viel Strom?
Nein! Mit 5G kann der Energieverbrauch pro übertragenem Bit um den Faktor 1000 gesenkt werden. Das Netz wird nachhaltiger und auch noch günstiger im Betrieb.
Wo könnte 5G überall zum Einsatz kommen?
- Im Strassenverkehr: 5G ist Voraussetzung für selbstfahrende Autos. Denn diese brauchen lückenlos in Echtzeit Umgebungsdaten und Verkehrsinformationen, um Route und Geschwindigkeit zu berechnen.
- Viel aufregender ist aber die medizinische Anwendung: Durch 5G muss man nicht mehr vor dem Arzt auf dem OP-Tisch liegen. Der Arzt kann Tausende Kilometer entfernt in seinem Büro sitzen und einen Roboter anweisen, der den Eingriff durchführt.
- 5G ist auch der Grundstein für Virtual-Reality-Anwendungen aller Art – von der Stadtführung bis zum Cybersex.
- Internet der Dinge: Smartphones, die beim Kühlschrank zu Hause nachfragen, ob noch genug Milch da ist. Das Auto, das der Heizung zu Hause meldet, wann man daheim ankommen wird, damit es im Winter dann auch kuschlig warm ist.
Wann geht es los mit dieser neuen Welt?
Der Bund schreibt jetzt die Frequenzen aus. Ab 2020 soll es losgehen. Dafür braucht es aber einige Voraussetzungen: zum einen genug Antennen, damit das Netz auch stabil betrieben werden kann. Und natürlich auch neue Handys und Tablets. Denn 5G baut auf völlig neuen Verfahren auf.
Kommen mit 5G auch neue Gefahren auf uns zu?
Experten schätzen, dass 5G eine Vielzahl von neuen Bedrohungen mit sich bringt. Können Cyber-Erpresser heute «nur» auf Computer- oder Handy-Daten zugreifen, wären sie dank des Internets der Dinge wohl in der Lage, Besitzer aus ihrem Haus auszusperren. Aber 5G bringt auch mehr Sicherheit: WLAN-Netzwerke, heute ein Haupteinfallstor für Cyberschädlinge, braucht es mit 5G nicht mehr. Die 5G-Technik schafft überdies extrem zuverlässige Kommunikationswege, die auch im Fall einer Naturkatastrophe nicht zusammenbrechen.