Das Walliser Dorf Collombey-Muraz am Freitagmorgen: Hier ist CVP-Nationalrat Yannick Buttet (40) seit 2013 Gemeindepräsident. Kurz nach 10 Uhr stürmt Buttet in sein Büro im 1. Stock des Gemeindehauses. «Ich beantworte keine Fragen. Nicht einmal dem BLICK», sagt Buttet freundlich.
Er wirkt gehetzt, trägt ein dickes Halstuch. Über Nacht hat es geschneit, das Dorf im Unterwallis hat sich gewandelt. Nicht aber die Meinung der Bewohner von Collombey-Muraz. Sie urteilen nicht anders über ihren Gemeindepräsidenten, der gestern wegen seiner Stalking-Affäre in die Schlagzeilen geriet.
Kein schlechtes Wort zu hören
«Das ist seine Privatsache», heisst es überall im Dorf. Die Einwohner stehen hinter Le Président, kein schlechtes Wort ist über Buttet zu hören. Er soll seine Ex-Geliebte belästigt haben, die in Siders wohnt.
Mitten in der Nacht zum 19. November, kurz vor 2 Uhr, läutet er bei der jungen Mutter Sturm, worauf die verängstigte Frau die Polizei ruft. Buttet versucht sich im Garten vor den Beamten zu verstecken, so die Lausanner Zeitung «Le Temps», kann aber gestellt werden. Seit einem Jahr soll er sie gestalkt, mit SMS, Mails und Anrufen geplagt haben. Ein Strafverfahren läuft.
«Es tönt nach Rache»
Zu den Vorwürfen wird im Dorf geschwiegen. Eine Frau, die an der Bar des Café Central sitzt, sagt: «Im Gegensatz zu anderen Politikern im Dorf grüsst er immer freundlich. Er duzt mich sogar.»
Ihre Kollegin glaubt bedingungslos an ihren Gemeindepräsidenten und hat bereits eine abenteuerliche Erklärung für die «Hexenjagd» auf Buttet parat: «Es tönt nach Rache. Ich glaube nicht, dass er diese Frau ein Jahr lang gestalkt hat. Wieso hat sie die SMS nicht blockiert?»
Was die Bewohnerin ausblendet – gegenüber «Le Temps» hat sich der Nationalrat bereits gerechtfertigt: «Ich bin in einer ernsten Ehekrise, die mein Urteilsvermögen und mein Verhalten beeinflusst.»