«Schliessen Sie die Augen und stellen Sie sich einmal Adrian Amstutz als aktuellen Justizminister anstelle von Frau Sommaruga vor.»
Dies sagt SVP-Präsident Toni Brunner in der «Sonntagszeitung». Nichts verkörpere die Wahlen im Herbst so sehr wie dieses Bild.
Na dann los! Lasst uns träumen mit Toni Brunner. Das Parlament wählt im Dezember Adrian Amstutz, Hochbauzeichner aus Sigriswil BE, in den Bundesrat. Dieser Amstutz tritt dann ans Rednerpult und sagt: «Ich will nicht – weil ich es nicht kann.» Er könne sich nicht ans Kollegialitätsprinzip halten. «Ich könnte nicht schweigen.»
Brunner macht sich mit seiner Bundesrat-Amstutz-Soap lächerlich. Er führt seinen Fraktionschef vor, der wiederholt beteuert hat – in der Realität –, er denke nicht im Traum an den Job. Brunner verhöhnt aber auch ein Schweizer Erfolgsrezept. Dieses Land verdankt nicht nur der direkten Demokratie vieles. Diesem Land geht es auch deshalb so gut, weil es ein vernünftiges Parlament und eine stabile, kollegiale Regierung hat. Diese denkt auch langfristig und hüpft nicht jedem Wahlkampfthema hinterher. Die Regierung hat das Gesamtwohl im Auge.
Brunner darf gern von Bundesrat Amstutz, Bundesrat Köppel oder Bundesrätin Martullo-Blocher träumen, wenn ihn das beflügelt. Doch muss er seine kruden Fantasien gleich mit aller Welt teilen?
Mit Kandidaten, die selbst nicht wollen oder schlicht keine Erfahrung in der Politik haben, lässt sich die Erfolgsgeschichte Bundesrat nicht weiterschreiben. Dann wird der zweite SVP-Sitz ganz bestimmt zum Albtraum.