Bittere Pille! Basler überwiesen Trump-Anwalt monatlich nutzloses Lobby-Geld
1,2 Millionen Dollar bezahlt und nur Schmach kassiert

Der Skandal, der die Welt bewegt, erreicht das Rheinknie – und lässt Novartis schlecht aussehen. Über eine Million Dollar hat der Basler Pharmakonzern einem dubiosen US-Anwalt bezahlt. Und erhielt dafür: nichts.
Publiziert: 11.05.2018 um 01:18 Uhr
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Aktualisiert: 14.09.2018 um 21:17 Uhr
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Beim diesjährigen WEF in Davos sass auch der aktuelle CEO Vas Narasimhan (ganz l.) mit Trump an einem Tisch.
Foto: World Economic Forum / Benedikt von Loebell
Peter Hossli

Kurz nach der Amtseinsetzung von US-Präsident Donald Trump (71) witterte dessen Anwalt Michael Cohen (51) das grosse Geschäft. Gegen Geld bot er Nähe zum Weissen Haus an.

Novartis griff zu. Der Schweizer Weltkonzern fürchtete, Trump würde die pharmafreundliche Krankenkasse Obamacare ändern und die Preise für Pillen und Pulver senken. Anfang Februar 2017 schloss Novartis mit Cohens Firma Essential Consultants ein Abkommen über eine Dauer von einem Jahr ab. Für Einfluss «in der US-Gesundheitspolitik» zahlte der Konzern monatlich 100'000 Dollar, insgesamt 1,2 Millionen Dollar, wie Novartis nun mitteilt.

Vom gleichen Konto, von dem Stormy Daniels bezahlt wurde

Was die Basler nicht wussten: Über das gleiche Bankkonto hatte Cohen 130'000 Dollar Schweigegeld an Pornodarstellerin Stormy Daniels (39) bezahlt, damit sie einen One-Night-Stand mit Trump nicht ausplaudert.

Der damalige Novartis-CEO Joe Jimenez (59) hiess das Abkommen mit Cohen gut. Tage zuvor, am 31. Januar 2017, sass er mit Trump an einem Tisch im Weissen Haus, zusammen mit anderen Pharmamanagern.

Im März 2017 trafen sich Novartis-Lobbyisten mit Cohen. «Alle haben sofort realisiert, dass das wohl zu schlüpfrig ist», zitiert das US-Gesundheitsportal «Stat» einen Novartis-Mitarbeiter. «Nach diesem ersten Treffen stellte Novartis fest, dass Michael Cohen und Essential Consultants nicht in der Lage sein würden, die Dienstleistungen zu erbringen», sagt Novartis-Kommunikationschef Michael Willi. «Das Unternehmen entschied, das Engagement nicht weiterzuführen.»

Novartis kooperierte mit Sonderermittler Mueller

Zahlen mussten die Basler trotzdem. Offenbar verlangte der Vertrag von Cohen keine konkreten Leistungen. Novartis schickte ihm monatlich 100'000 Dollar. Beim Anwalt kamen jeweils 99'980 Dollar an. 20 Dollar blieben als Bankspesen hängen.

Die Zahlungen fielen Sonderermittler Robert Mueller (73) auf. Er untersucht, ob Russland half, Trump ins Weisse Haus zu bringen. Im November 2017 gingen Muellers Juristen auf die Basler zu. «Novartis kooperierte vollumfänglich mit dem Büro des Sonderermittlers und stellte alle angeforderten Informationen zur Verfügung», sagt Willi. Für Novartis sei die Sache abgeschlossen.

Oligarch Vekselberg zahlte 500'000 Dollar an Cohen

Was bleibt, ist Schmach. Wie kann eine börsenkotierte Topfirma einem zwielichtigen Anwalt über eine Million Dollar zahlen – ohne zu prüfen, ob er nützlich ist? «Aus heutiger Sicht muss man das Abkommen mit Cohen als Fehler bezeichnen», sagt Willi. Er betont, der neue CEO Vas Narasimhan (42) sei «in keinerlei Hinsicht in diese Vereinbarung involviert» gewesen. Insbesondere stehe ein gemeinsames Essen mit Trump am diesjährigen WEF «in keinem Zusammenhang» mit Cohen.

Ans Licht brachte die Novartis-Zahlungen der Anwalt von Pornodarstellerin Daniels, Michael Avenatti (47). Offen legte er zudem, dass der russische Oligarch Viktor Vekselberg (61) 500'000 Dollar an Cohen bezahlte – für Mueller brisanter als stümperhafte Lobbying-Versuche. Er prüft, ob Trump über Cohen geheime Zahlungen getätigt hat.

Parteispenden und Lobbyausgaben

Bei den US-Präsidentschaftswahlen spielen Parteispenden eine tragende Rolle. Nicht zuletzt, weil es in den USA wie auch in der Schweiz keine staatliche Parteienfinanzierung gibt. Dabei unterstützen nicht nur Privatpersonen, sondern auch Mitarbeiter von Unternehmen via sogenannter Political Action Committees (PAC) ihre Favoriten. Darunter von Schweizer Firmen wie Novartis, UBS, Credit Suisse oder die Zürich Versicherung.

Weniger bekannt ist, dass Schweizer Multis zudem viel Geld für Lobbyarbeit in den USA zahlen. 2017 gaben sie mehr als 23 Millionen Dollar für Lobbying aus. Mit diesem Geld erhoffen sie sich, Einfluss auf die Gesetzgebung in den USA nehmen zu können.

Berühmt ist der Fall von Roche während der Vogelgrippe-Panik 2005. Die Basler engagierten damals mit ihren Chef-Lobbyisten mehrere PR-Agenturen. Diese fütterten die Medien mit Artikeln über die Gefahren einer Vogelgrippe-Pandemie. Daraus entstanden Forderungen von US-Politikern an die Regierung, Tamiflu-Medikamente im Wert von einer Milliarde Dollar einzukaufen. Vertreiber von Tamiflu ist Roche. 

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