Bischof und Zanetti warnen vor Cassis-Solo-Kandidatur
«Staatspolitisch nicht so klug»

Die beiden Solothurner Ständeräte Pirmin Bischof (CVP) und Roberto Zanetti (SP) stehen der Einerkandidatur der FDP Tessin skeptisch gegenüber. Bischof hält es für «staatspolitisch nicht so klug» einen Tessiner gegen einen Romand in der Bundesversammlung antreten zu lassen.
Publiziert: 13.07.2017 um 07:44 Uhr
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Aktualisiert: 28.09.2018 um 22:23 Uhr
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Ständerat Pirmin Bischof, (CVP, Solothurn) sagt: «Es wäre staatspolitisch nicht so klug, wenn es zu einer Ausmarchung zwischen einem Tessiner und einer Kandidatur aus der Romandie käme.»
Foto: YOSHIKO KUSANO

In der CVP gilt er selber dereinst als möglicher Bundesrat. Bei der Nachfolge von Didier Burkhalter wird der ein gewichtiges Wort mitreden: Die Einschätzung von CVP-Ständerat Pirmin Bischof (58) zur Strategie der Tessiner FDP ist darum von Bedeutung.

Gegenüber der «Solothurner Zeitung» bekräftigt er zwar den Anspruch des Tessins: Er halte ihn nach 20 Jahren für ausgewiesen. Doch mit der Einerkandiatur von Ignazio Cassis ist Bischof nicht zufrieden. So sagt er dem Blatt, er fände es «weise», wenn die Freisinnigen zwei Kandidaturen aus dem Tessin präsentieren würden.

Selbst wenn für ihn ist eine Auswahl gar nicht unbedingt zwingend sei. Aber wenn schon, dann «wäre es staatspolitisch nicht so klug, wenn es zu einer Ausmarchung zwischen einem Tessiner und einer Kandidatur aus der Romandie käme», sagt Bischof der «Solothurner Zeitung». Ein sanfter Wink mit dem Zaunpfahl.

Zanetti: Entscheid «unverständlich»

Ähnliche Kritik kommt vom Solothurner SP-Ständerat Roberto Zanetti (63): Auch er hält den Anspruch der italienischsprachigen Schweiz für unbestritten. Und er findet es deshalb «unverständlich», dass die Tessiner FDP nicht zwei Kandidaturen aufstellt. Denn das Parlament werde wohl auf einer Auswahl bestehen, wie die «Solothurner Zeitung» schreibt.

In die gleiche Richtung argumentiert, der Parteikollege von Bischof, der Solothurner Nationalrat Stefan Müller-Altermatt (41): Er erachte den Anspruch des Tessins als gegeben, mit zwei Kandidaturen aus der Südschweiz würde sich das Parlament dem eher verpflichtet fühlen.

Regionaler Anspruch bestritten

Bei der Umfrage der «Solothurner Zeitung» gibt es dann tatsächlich auch aus der Solothurner Delegation im Bundeshaus Stimmen, die den regionalen Anspruch nicht so stark gewichten. Er erachte es als «wünschenswert», dass das neue Bundesrats-Mitglied aus der «lateinischen» Schweiz kommt, sagt SP-Mann Philipp Hadornm (50).

Der Nationalrat erwarte ein Zweierticket mit einem Mann und einer Frau, das habe auch die SP bei der letzten Vakanz eingehalten. Seine Parteikollegin Bea Heim (71) findet es «begrüssenswert», wenn der nächste Bundesrat – noch lieber die nächste Bundesrätin – aus dem Tessin käme. Eine regionale Herkunft als zwingendes Kriterium vorzuschreiben, findet Heim dagegen falsch.

Auch für SVP-Nationalrat Walter Wobmann (59) würde ein Bundesrat aus dem Tessin zwar «absolut Sinn machen, die Romandie hat ja schon zwei», aber letztlich sei die Kantonsfrage für ihn kein Kriterium. Es gehe um Kompetenz und Können und darum, dass jemand «zum Land, zum Volk und zur Verfassung steht». Der andere Solothurner SVP-Vertreter im Nationalrat, Christian Imark (35), sagt der Zeitung, Cassis sei wohl für ein breites Spektrum wählbar.

Einzig FDP-Nationalrat Kurt Fluri (61) steht vorbehaltlos hinter der Einerkandidatur der Tessiner FDP. Diese sei für die Nachfolge von Bundesrat Didier Burkhalter richtig, ein Auswahlticket würde man den Tessinern in Bern als Entscheidungsschwäche auslegen, wie er dem «Tagesanzeiger» schon am Dienstag sagte.

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