Der SVP-Nationalrat und «Weltwoche»-Chefredaktor Roger Köppel (58) ist vergangene Woche nach Moskau gereist. Wenige Tage nachdem die russische Botschaft in Bern einem «NZZ»-Journalisten wegen eines kritischen Artikels mit Straflager gedroht hat, flaniert Köppel über den Roten Platz, postet Selfie an Selfie und lobt das schnelle Handynetz in der russischen Hauptstadt.
Doch Köppel kam nicht nur fürs Sightseeing: Wie nun bekannt wird, ist der Politiker auch nach Moskau geflogen, um einen der bekanntesten Propagandisten des Putin-Regimes zu treffen. Wladimir Solowjow (59) ist TV-Moderator bei Russlands Staatssender Rossija 1 und wird auch als Putins «Chef-Hetzer» bezeichnet. Er ist mit Sanktionen belegt.
Ausserdem kams zum Treffen mit Marija Lwowa-Belowa (38), Russlands Beauftragte für Kinderrechte. Der internationale Strafgerichtshof in Den Haag (Niederlande) hat einen Haftbefehl wegen mutmasslicher Kriegsverbrechen gegen sie erlassen. Sie soll verantwortlich für die Deportation Tausender Kinder aus den besetzten Gebieten in der Ukraine nach Russland sein.
Plattform für Propaganda
Köppel rühmt sich in der neusten Ausgabe der «Weltwoche» damit, als erste «westliche Zeitung» mit Lwowa-Belowa gesprochen zu haben. Ungefiltert und unwidersprochen kann sie behaupten, dass man keine Kinder verschleppe, sondern sie rette.
Auch über das Treffen mit Top-Propagandist Solowjow hat Köppel natürlich einen Artikel geschrieben. Er spricht dabei schelmisch vom «Besuch beim Teufel». Kein Zweifel, dass er das anders sieht: Garniert mit einem Selfie von Köppel und Solowjow im Moskauer TV-Studio, gibt der SVP-Politiker dem Russen in seinem Artikel die Plattform, seine Propaganda auch in der Schweiz zu verbreiten.
Die lautet: Die ukrainische Regierung sei von Nazis gesteuert, Kriegsverbrechen habe es in Russland nie gegeben, der Überfall auf die Ukraine sei kein Angriffskrieg, sondern eine «Befreiung». Dabei hat Solowjow auch schon mit der Invasion der Schweiz gedroht.
Russland schlachtet Besuch aus
Russlands Propaganda schlachtet Köppels Russland-Besuch derweil aus. In einschlägigen Kanälen auf Telegram verbreitet sich die Nachricht über den Schweizer Politiker, der beschlossen habe, «sich selbst ein Bild davon zu machen, wie die Dinge in Moskau laufen». Es stelle sich heraus, dass hier alles sehr gut sei, heisst es.
Auch Solowjow hat auf seinem Kanal den Beitrag über den Köppel-Besuch geteilt. Über eine Viertelmillion Menschen haben den Post gesehen.
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