Besserer Staatsbetrieb dank Freibad Marzili?
US-Zeitung schwärmt von Schweizer Badehosen-Politik

Ein US-Kolumnist ist erstaunt: In der Schweiz zeigen sich Bundesbeamte nach Feierabend in Badehosen und Bikini. Er ist überzeugt: Ein Marzili würde auch dem Weissen Haus guttun.
Publiziert: 31.07.2018 um 17:35 Uhr
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Aktualisiert: 14.09.2018 um 18:21 Uhr
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Sünnele mit Blick aufs Bundeshaus: Das Marzilibad in Bern.
Foto: Keystone

Der Bärenpark, die Lauben, der Zytglogge-Turm: Besuchen Touristen die Schweizer Bundesstadt Bern, sind es normalerweise diese Sehenswürdigkeiten, von denen sie den Daheimgebliebenen nach den Ferien vorschwärmen.

Den US-Journalisten John Kelly aber beeindruckte während seiner Schweiz-Ferien etwas ganz anderes. «In der Schweizer Hauptstadt sünnelen die Bundesbeamten nebeneinander», berichtet er den Lesern der «Washington Post» – einer der grössten Zeitungen im Land – mit grossem Erstaunen und sichtlicher Bewunderung. 

Halbnackte Politiker und Beamte? Unvorstellbar

Nach Feierabend sehe es in den Strassen Berns «wie in einem Zombiefilm» aus. «Menschenmassen pilgern durch die steile Strasse, die zum Marzili führt», schreibt US-Journalist Kelly. Die Marzili-Badi an der Aare liege direkt unter dem Bundeshaus, erklärt er den Lesern. Und kommt zum für ihn offensichtlich ziemlich unglaublichen Schluss: «Wenn man in Bern beim Bund arbeitet, sieht man seine Kollegen fast nackt. Man sieht seine Untergebenen. Man sieht seinen Boss.»

Halbnackte Beamte und Politiker: Eine Vorstellung, die dem Amerikaner sichtlich Mühe bereitet. Ein US-Senator in Badehosen? Eine Fraktionsvorsitzende, die sich Sonnencreme einreibt? Chefbeamte, die neben Praktikanten liegen? So etwas kann sich der Kolumnist in Washington nicht vorstellen. 

Doch Kelly ist überzeugt: Ein Marzili in Washington, das würde der US-Politik guttun. Er hat den Verdacht, dass die Nähe des Marzili-Bades zum Bundeshaus der wahre Grund für die hohe Qualität des Schweizer Polit-Systems ist. So kommt er zum Schluss: «Vielleicht ist das Problem in Washington – die ganze Vetternwirtschaft und die politische Verbitterung – dass wir einander nie in unseren Badeanzügen sehen.»

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