Die Wirtschaft kämpft für das ultraschnelle 5G-Netz. Ohne dieses verpasse die Schweiz den Anschluss an die digitale Transformationen, so ihr Argument. Schnellere Verbindungen sind nur ein Argument für 5G. Zusätzlich bietet die neue Technik auch eine bis 1000-fach höhere Kapazität. Sprich: Es haben mehr Leute gleichzeitig eine stabile Verbindung. Das ist vor allem wichtig, da Experten davon ausgehen, dass in den nächsten Jahren weltweit Milliarden von Geräten und Diensten ans Mobilfunknetz angeschlossen werden. Es entsteht das Internet der Dinge. So brauchen etwa selbststeuernde Autos, Telemedizin oder auch intelligent gesteuerte Gebäude Anschluss ans Datennetz. Ländliche Gebiete können zudem günstiger mit schnellem Internet erschlossen werden.
Doch die Vorbehalte gegenüber hohen Strahlenwerten sind gross. Vor rund 15 Monaten hat der Ständerat einer Lockerung der Strahlenschutzgrenzwerte noch eine Absage erteilt.
In letzter Sekunde umstimmen
Dass nun erneut über eine Erhöhung der Strahlenwerte diskutiert wird, hat mit dem hohen Druck und dem Lobbying der Swisscom zu tun. Denn mit dem zunehmenden Datenvolumen komme die heutige Infrastruktur an den Anschlag, so ihr Argument.
Kippt der Ständerat seinen ursprünglichen Entscheid? Eine parlamentarische Gruppe rund um die Nationalräte Thomas Hardegger (61, SP) und Maximilian Reimann (75, SVP) hofft dies nicht. Das Ziel der Gruppe SEI es, den technologischen Fortschritt in Einklang mit Natur und Umwelt, Mensch und Tier zu nutzen. Zu diesem Zweck werden Hardegger und Reimann den Ständeräten vor deren Debatte ein Papier mit wissenschaftlichen Argumenten zur Strahlenbelastung verteilen und versuchen, diese in letzter Sekunde von einem Ja abzubringen.
Wissenschaftler warnen: Langzeitwirkung nicht abschätzbar
Ihre Fakten beziehen die beiden unter anderem von Manuel Murbach (38). Murbach ist Doktor der Biomedizintechnik und Projektleiter der «IT'IS»-Stiftung, einem Spin Off der ETH Zürich. Er rät dem Ständerat von einer voreiligen Erhöhung der Strahlenwerte dezidiert ab, denn: «Die Langzeitwirkungen der Strahlen sind nicht abschätzbar.»
Mehrere aktuelle Studien gäben keinen Grund zur Entwarnung, meint der Wissenschaftler. Im Gegenteil, Tests an Mäusen würden sogar auf Gesundheitsschäden hinweisen. Die jüngsten Erkenntnisse würden eben doch zeigen, dass das Krebsrisiko steigen könnte.
Kleinmaschiges Netz wäre klüger
Die Erhöhung wäre deshalb weder zukunftsgerichtet noch nachhaltig, so Murbachs Auffassung. Denn auch mit höheren Grenzwerten müsste das Antennennetz in ein paar Jahren ausgedehnt werden wegen des stetig steigenden Datenvolumens.
«Statt die Umweltgesetze zu lockern und die Strahlengrenzwerte zu erhöhen, müsste man jetzt in den Ausbau des Antennennetzes investieren und dieses dichter und kleinmaschiger machen», ist Murbach überzeugt.
Statt also kurzfristig die Grenzwerte in möglicherweise gesundheitsgefährdende Höhen zu schrauben – und in wenigen Jahren sowieso dennoch mehr Antennen aufzustellen – solle man die heutigen Werte beibehalten und warten, bis die ohnehin notwendigen zusätzlichen kleineren Antennen aufgestellt sind.
Je grösser die Distanz zwischen den Antennen, desto grösser die Strahlenbelastung
Denn viele, kleinere Antennen strahlen viel weniger als wenige Grosse. «In einem kleinmaschigen Antennennetz ist die Strahlenbelastung viel tiefer. Denn je weiter die Antenne weg ist, desto mehr muss zum Beispiel das Handy strahlen», erklärt der Wissenschaftler. «Und da ist unser Körper direkt ausgesetzt.»
Swisscom-Chef Urs Schäppi argumentiert mit der Weltgesundheitsorganisation WHO
In einem Interview mit Blick sagte Swisscom-Chef Urs Schäppi zum Thema Strahlen: «Wir haben mit Abstand die strengsten Grenzwerte in Europa. Massgebend ist die Weltgesundheitsorganisation WHO: Der Grenzwert, den sie empfiehlt, ist zehnmal höher als jener bei uns. Aber es ist ein emotionales Thema. Man sieht Strahlen nicht, da kommen Ängste auf.»
Und er warnte: «Wenn die Schweiz ihre führende Position nicht verlieren will, ist die Politik gefordert, die Grenzwerte nach unten anzupassen. Es gibt Tausende Studien dazu, aber keinen wissenschaftlichen Befund, dass Mobilfunkstrahlung schädlich ist. Wenn ich wüsste, dass es schädlich ist, wäre ich als Erster für eine Änderung – zum Schutz unserer Kunden.»
Einen HD-Kinofilm in etwa fünf Sekunden herunterladen? Kein Problem mehr. Eine bis 1000-fach höhere Kapazität, sprich: Mehr Leute haben gleichzeitig eine stabile Verbindung? Auch kein Problem mehr. Der neue Mobilfunk-Standard 5G ist ultraschnell und ultrastabil. Und das bei 90 Prozent weniger Stromverbrauch. Heute nutzen moderne Smartphones 3G und 4G – wir surfen (noch) 100-mal langsamer als nach Einführung der neuen Technologie. Punktuell sollen erste Schweizer Städte bis Ende 2018 durch die Swisscom mit 5G-Empfang erschlossen sein. Dies mittels USB-Sticks und Routern für Laptops, die 5G empfangen können. Eine breite Abdeckung durch die drei Telekomanbieter, folglich auch durch Sunrise und Salt, wird erst für 2020 erwartet. 3G- oder 4G-fähige Smartphones werden über diesen Zeithorizont hinaus nutzbar bleiben.
Einen HD-Kinofilm in etwa fünf Sekunden herunterladen? Kein Problem mehr. Eine bis 1000-fach höhere Kapazität, sprich: Mehr Leute haben gleichzeitig eine stabile Verbindung? Auch kein Problem mehr. Der neue Mobilfunk-Standard 5G ist ultraschnell und ultrastabil. Und das bei 90 Prozent weniger Stromverbrauch. Heute nutzen moderne Smartphones 3G und 4G – wir surfen (noch) 100-mal langsamer als nach Einführung der neuen Technologie. Punktuell sollen erste Schweizer Städte bis Ende 2018 durch die Swisscom mit 5G-Empfang erschlossen sein. Dies mittels USB-Sticks und Routern für Laptops, die 5G empfangen können. Eine breite Abdeckung durch die drei Telekomanbieter, folglich auch durch Sunrise und Salt, wird erst für 2020 erwartet. 3G- oder 4G-fähige Smartphones werden über diesen Zeithorizont hinaus nutzbar bleiben.