Die Internetfahnder der Koordinationsstelle für Internetkriminalität (Kobik) machen im World Wide Web Jagd auf Kriminelle. Sie sind virtuellen Bankräubern auf der Spur, überführen Cyber-Spione und Pädophile, die im Internet Kinderpornos anbieten. Zudem warnen sie die Öffentlichkeit vor Betrügern und gefälschten Mails.
Die Zahl der Kriminellen in der virtuellen Welt steigt rasant: Rund 1000 Meldungen gehen jeden Monat bei der Kobik ein. Letztes Jahr registrierten die Internetfahnder 10'214 Fälle, 10,9 Prozent mehr als im Vorjahr. Ein anstrengender Job: Auf die immer neuen Maschen der Betrüger können sie nur reagieren.
Die zehn Kobik-Mitarbeiter sind voll ausgelastet, auch sechs zusätzliche Kräfte vom Fedpol konnten die Arbeitsbelastung für jeden Einzelnen nur wenig senken. Die Folge: Die Ermittler brennen aus, und mit ihnen ihr oberster Chef.
So räumte Kobik-Chef Thomas Walther im Sommer klammheimlich seinen Posten. Laut Insidern stand Walther kurz vor einem Burn-out. Mit ein Grund waren die fehlenden Ressourcen bei der Kobik. Fedpol-Sprecher Alexander Rechsteiner bestätigt auf Anfrage den Abgang Walthers: Er habe selbst um seine Versetzung gebeten um sich Fedpol-intern einer neuen Herausforderung zu stellen. «Seinem Wunsch wurde bereits am 1. August stattgegeben.» Öffentlich kommuniziert wurde der Wechsel nicht.
Ein Nachfolger für Thomas Walther ist noch nicht gefunden: «Die Stelle wird demnächst ausgeschrieben», sagt Rechsteiner. Übergangsmässig übernimmt der stellvertretende Leiter, Tobias Bolliger, die Kobik-Leitung.
Der Berner Regierungsrat Christoph Neuhaus (49) ist Vorsitzender des Kobik-Leitungsausschusses. Die Kantone finanzieren das Kommissariat zu einem grossen Teil mit. Neuhaus bestätigt die akute Überlastung der Behörde: «Die Kobik hat ein Ressourcenproblem.»
Er fordert bei seinen Kollegen von den Kantonen mehr Mittel für die Internetfahnder. Der Bund habe bereits intern eine Ressourcen-Verschiebung hin zur Kobik beschlossen. Neuhaus: «Jetzt liegt es an den Kantonen, ihren Beitrag zu leisten.»