Nationale Politiker brauchen ein dickes Fell. Das Erpressungsmail, das einige Nationalräte am Sonntag erhalten haben, ist nur eine von vielen Drohungen. Denn Beschimpfungen und Einschüchterungen gehören schon fast zum Politalltag. Das zeigen die Zahlen des Bundesamts für Polizei: 726 Drohungen gegen Bundespolitiker wurden 2017 gemeldet (siehe Box).
Ein Ordner mit «Shitmails»
Dabei handelt es sich nur um die Spitze des Eisbergs. Es werden längst nicht alle Einschüchterungen zur Anzeige gebracht. Auch SP-Nationalrätin Yvonne Feri (52, AG) rennt nicht wegen jedem Hassmail zur Polizei. «Ich habe einen guten Spamordner. Seltsame Mails lösche ich ungeöffnet», sagt sie zu BLICK.
Allerdings sind nicht alle Hassmails gleich als solche erkennbar. Besonders krasse Beispiele hat Feri in einem als «Shitmails» betitelten Ordner abgelegt. In den oft anonymen Zuschriften tönt es etwa so: «Na du Frusthenne. Hat dich heute schon ein Hengst angemacht? Tja, Wunschdenken einer hässlichen Krähe!» Oder: «Die schwarzen Flüchtlinge solltet ihr (SP) bei euch zu Hause unterbringen, ihr Frauen habt doch grosse Freude daran.»
Feri den Tod gewünscht
Einmal, nachdem sie sich gegen ein Burkaverbot geäussert hatte, erhielt sie eine für sie besonders schlimme Zuschrift. «Der Absender fand, dass man Leute wie mich im Zweiten Weltkrieg umgebracht hätte und dass ich gefälligst die Schweiz verlassen sollte», erzählt Feri. «Dass man mir quasi den Tod wünscht, hat mich stark getroffen.»
Sowieso gibt es gewisse Reizthemen, bei denen sie häufiger Hassmails erhält. «Nicht nur beim Burkaverbot, auch mit der Gleichstellungsfrage haben einige Mühe.»
Einschüchtern liessen sich die Politiker nicht – zu reden gibt der Fall im Bundeshaus trotzdem: SVP-Nationalrat Roland Rino Büchel (52) will die Cybererpressung gegen die Parlamentarier morgen im Büro des Nationalrats thematisieren. Ein Blick in die Statistik zeigt derweil: Die Zahl der Drohungen gegen Parlamentarier und Bundesangestellte hat in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen.
Im letzten Jahr waren es laut Bundesamt für Polizei (Fedpol) 726 – wobei mehrere Drohungen pro Tag von derselben Person nur einmal gezählt werden. «In etwa zehn Prozent der Fälle gehen wir von einer ernsthaften Gefährdung aus», sagt Fedpol-Sprecherin Cathy Maret. Dann wird meist die Kantonspolizei eingeschaltet. Maret stellt fest, dass die Hemmschwelle der Drohbriefschreiber sinkt. «Die Leute machen ihrem Ärger heutzutage viel schneller Luft.»
Einschüchtern liessen sich die Politiker nicht – zu reden gibt der Fall im Bundeshaus trotzdem: SVP-Nationalrat Roland Rino Büchel (52) will die Cybererpressung gegen die Parlamentarier morgen im Büro des Nationalrats thematisieren. Ein Blick in die Statistik zeigt derweil: Die Zahl der Drohungen gegen Parlamentarier und Bundesangestellte hat in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen.
Im letzten Jahr waren es laut Bundesamt für Polizei (Fedpol) 726 – wobei mehrere Drohungen pro Tag von derselben Person nur einmal gezählt werden. «In etwa zehn Prozent der Fälle gehen wir von einer ernsthaften Gefährdung aus», sagt Fedpol-Sprecherin Cathy Maret. Dann wird meist die Kantonspolizei eingeschaltet. Maret stellt fest, dass die Hemmschwelle der Drohbriefschreiber sinkt. «Die Leute machen ihrem Ärger heutzutage viel schneller Luft.»
Immer wieder Zeitschriften
Doch nicht nur verbal wurde Feri schon drangsaliert. Mehrmals schon wurden auf ihren Namen Waren bestellt. «Einmal erhielt ich Wanderschuhe, die mir viel zu gross waren – die Versandhäuser haben die Pakete aber jeweils ohne Probleme wieder zurückgenommen.»
Und während gut acht Jahren erhielt die Aargauerin Zeitschriften zugeschickt. «Immer anonym in einem orangen Couvert – und immer wieder andere Zeitschriften.» Was harmlos tönt, war für Feri eine Belastung. «Es hat mich verunsichert und ein ungutes Gefühl hinterlassen, weil es mir ein Rätsel war, wer und was dahintersteckt.» Es ist einer der wenigen Fälle, bei denen Feri die Polizei eingeschaltet hat. Eines Tages war plötzlich Schluss mit den Sendungen. Das Rätsel blieb ungelöst.
Drohnachrichten gegen Tochter
Doch auch bürgerliche Politiker können von Angriffen ein Lied singen. «Wir wissen, dass Sie eine Tochter haben», erhielt ein bürgerlicher Politiker schon als Drohnachricht. Seinen Namen möchte er deshalb nicht erwähnt haben.
Und als jüngstes Beispiel erhielten verschiedene FDP- und SVP-Parlamentarier wegen der erleichterten Waffenexporte in Bürgerkriegsländer dicke Post. Sie seien «zutiefst widerwärtig», schimpft darin ein Zürcher, und wünscht sich, dass «über Ihre Familien Leid einbricht, damit Sie hautnah mitbekommen, welchen Schaden Sie angerichtet haben».