Berufsmilitär startet Schlammschlacht von VBS-Account - und fliegt auf
SVPler will Rickli mit Macho-Fragen ausbremsen

Christian Lucek will bei der heutigen SVP-Regierungsratsnomination als Sieger vom Platz gehen. Der Berufsmilitär greift dafür von seinem VBS-Account aus in die frauenfeindliche Schublade gegen Konkurrentin Natalie Rickli – und fordert geheime Wahlen.
Publiziert: 11.09.2018 um 10:31 Uhr
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Aktualisiert: 12.10.2018 um 11:26 Uhr
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SVP-Nationalrätin Natalie Rickli (ZH) hat beste Chancen, heute Abend als Zürcher Regierungsratskandidatin nominiert zu werden.
Foto: Keystone

SVP-Kantonsrat Christian Lucek (54), Konkurrent von SVP-Nationalrätin Rickli für die Zürcher Regierungsratswahlen im März 2019, greift zum Zweihänder. Vor der Nominationsversammlung heute Abend hat er seine SVP-Parteikollegen per E-Mail aufgerufen, Rickli mit Fragen zum Zivilstand und zur Familienplanung zu löchern. Zudem hofft er auf eine geheime Wahl, der Antrag müsse aber «aus der Versammlung gestellt werden», schreibt er rot aufs Dokument.

BLICK weiss: Das Mail hat Berufsmilitär Lucek - er ist Berufsbordoperateur bei der Luftwaffe - von seinem VBS-Account verschickt.

Sein Macho-Argument: Eine Frau im gebärfähigen Alter und Politik ist ein Risiko. Was aber auch er wissen sollte: Die Realität sieht heute anders aus.

Natalie Ricklis (41) beste Freundin, SP-Nationalrätin Chantal Galladé (45, ZH), hat zwei Kinder geboren. Ihre SVP-Ratskollegin Andrea Geissbühler (41, BE) deren drei. Beide waren bei der Geburt ihrer Kinder im Amt in Bern.

«Wollen wir vier Frauen im RR?»: Der «Tages-Anzeiger» machte Luceks Anti-Rickli-Argumentarium publik.

Auch zahlreiche andere Schweizer Parlamentarierinnen und Regierungsrätinnen wie zum Beispiel die Zugerin Manuela Weichelt (51, Alternative-Grüne) haben längst bewiesen, dass sich Familie und Politik gut vereinbaren lassen. Im Männerclub der SVP Kanton Zürich ist diese Erkenntnis aber offensichtlich nicht angekommen. Angestachelt von Lucek sollen sie genau auf diese alten Macho-Vorurteile setzen.

Anspielung auf frühere Burn-out-Erkrankung

Lucek gab am Montagnachmittag seinen Unterstützern noch weitere Tipps per Mail, wie der «Tages-Anzeiger» berichtet. Man(n) solle zum Beispiel die Frage stellen: «Wollen wir vier Frauen im Regierungsrat?» Ebenso rät er, an der Versammlung auf die längst auskurierte Burn-out-Erkrankung von Rickli 2012 zu zielen. «Hübsches Wahlplakat ist das eine, aber es geht vor allem darum, während möglichst acht Jahren in einem 16-Stunden-Knochenjob harte Arbeit zu leisten (...).»

Sich selber hätte der Möchtegern-Regierungsrat gerne als bodenständigen, führungserfahrenen Macher dargestellt. Und als Schweizer. So liefert der Berufsmilitär seinen Kollegen die passende Antwort, falls jemand seinen Namen Lucek als komisch oder zu wenig eidgenössisch empfinden könnte: «Grossvater aus dem damaligen Böhmen 1915 in Bern eingebürgert, Grossmutter Marie Zürcher, Vater und Onkel leisteten Aktivdienst.» (Siehe Textkasten unten.)

Rickli schweigt clever

Vom «Tages-Anzeiger» auf seine Ratschläge an die Kollegen angesprochen, sagt Lucek nur, es seien halt alles Fragen, welche die Basis beschäftigen und die es zu beantworten gelte.

Die Frage, ob man vier Frauen im Regierungsrat wolle, bekräftigt er sogar in Anspielung auf den Zwist der früheren Regierungsrätinnen Rita Fuhrer (SVP, 65) und Dorothée Fierz (FDP, 71): Es habe durchaus schon schwierige Situationen in der Zürcher Regierung gegeben, «weil es in der Psychologie anders gespielt hat». Zicken-Alarm! Das meinte er wohl. 

Natalie Rickli äussert sich nicht. Die medienaffine Politikerin, für Journalisten sonst immer gut erreichbar, schweigt clever. Sie ist ja auch beruflich Kommunikationsspezialistin – was Lucek offensichtlich nicht ist. Ihm blieb heute Morgen nichts anderes, als eine Mail nachzuschieben, in der er zu Fairplay aufruft. (awi)

Auszug aus Luceks E-Mail

Aide memoire, Anregungen zu Voten, RR Kandidatur Christian Lucek

Behauptung: Militärkopf, kann nur befehlen
Reaktion: Moderne mil Fhr Ausbildung auf dieser Stufe findet nicht im Schützengraben statt sondern ist Managementschule, Stichworte: Entscheiden in kritischen Situationen, Projektleitung in komplexen Vorhaben, Strukturierte Problemanalyse - Varianten entwickeln — Entscheiden —Planen — Führen (BDL/APP/AFP)

Behauptung: Lebenslang Staatsbeamter, noch nie «gearbeitet»
Reaktion: Armee/Sicherheit wohl die einzige Aufgabe welche zu 100% Staatsaufgabe sein muss. Dienen am Land ehrenvollste Aufgabe. Verantwortungsvolle und zeitintensive Aufgabe mit Pikett/Nacht/Wochenend- und Auslanddiensten, hohe Belastbarkeit als Voraussetzung

Behauptung: komischer Name, kein Eidgenosse
Reaktion: Grossvater (aus Böhmen, heute Tschechien) 1915 in Bern eingebürgert, Grossmutter Marie Zürcher, Vater und Onkels leisteten Aktivdienst

 

Weitere mögliche Aufhänger in der Diskussion:

  • NR Rickli brauchts in Bern, Wahllokomotive auf NR Liste.
  • Wollen wir vier Frauen im RR?
  • Falls Zivilstand auf CV nicht ausgewiesen wird, danach Fragen, evtl Familienplanung?
  • Hübsches Wahlplakat ist das eine, es geht aber vor allem darum während möglichst 8 Jahren in einem 16h Knochenjob harte Arbeit zu leisten und einen bürgerlichen Fussabdruck in einer Kt. Direktion zu hinterlassen.
  • Lucek gut vernetzt und akzeptiert bei bürgerlichen Fraktionen im KR, kann Allianzen schmieden, überparteiliche Unterstützung ist wichtig bei den Wahlen für Exekutive.
  • Nationale Exponenten haben es erfahrungsgemäss schwer bei Majorzwahlen und Exekutivämter, stille Schaffer mit spezifischem Leistungsausweis haben gute Chancen.

Antrag auf geheime Wahl muss aus Versammlung gestellt werden.

Aide memoire, Anregungen zu Voten, RR Kandidatur Christian Lucek

Behauptung: Militärkopf, kann nur befehlen
Reaktion: Moderne mil Fhr Ausbildung auf dieser Stufe findet nicht im Schützengraben statt sondern ist Managementschule, Stichworte: Entscheiden in kritischen Situationen, Projektleitung in komplexen Vorhaben, Strukturierte Problemanalyse - Varianten entwickeln — Entscheiden —Planen — Führen (BDL/APP/AFP)

Behauptung: Lebenslang Staatsbeamter, noch nie «gearbeitet»
Reaktion: Armee/Sicherheit wohl die einzige Aufgabe welche zu 100% Staatsaufgabe sein muss. Dienen am Land ehrenvollste Aufgabe. Verantwortungsvolle und zeitintensive Aufgabe mit Pikett/Nacht/Wochenend- und Auslanddiensten, hohe Belastbarkeit als Voraussetzung

Behauptung: komischer Name, kein Eidgenosse
Reaktion: Grossvater (aus Böhmen, heute Tschechien) 1915 in Bern eingebürgert, Grossmutter Marie Zürcher, Vater und Onkels leisteten Aktivdienst

 

Weitere mögliche Aufhänger in der Diskussion:

  • NR Rickli brauchts in Bern, Wahllokomotive auf NR Liste.
  • Wollen wir vier Frauen im RR?
  • Falls Zivilstand auf CV nicht ausgewiesen wird, danach Fragen, evtl Familienplanung?
  • Hübsches Wahlplakat ist das eine, es geht aber vor allem darum während möglichst 8 Jahren in einem 16h Knochenjob harte Arbeit zu leisten und einen bürgerlichen Fussabdruck in einer Kt. Direktion zu hinterlassen.
  • Lucek gut vernetzt und akzeptiert bei bürgerlichen Fraktionen im KR, kann Allianzen schmieden, überparteiliche Unterstützung ist wichtig bei den Wahlen für Exekutive.
  • Nationale Exponenten haben es erfahrungsgemäss schwer bei Majorzwahlen und Exekutivämter, stille Schaffer mit spezifischem Leistungsausweis haben gute Chancen.

Antrag auf geheime Wahl muss aus Versammlung gestellt werden.

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