Die SP-Telefonaktion ist in vollem Gange. Rund 100'000 SP-Sympathisanten, welche die Partei in ihrer Datenbank gespeichert hat, sollen bis zu den Wahlen telefonisch kontaktiert und überzeugt werden, am 18. Oktober an die Urne zu gehen. Eine hohe Mobilisierung dank Telefon-Marketing heisst das Credo nach dem Vorbild USA.
Um einen möglichst grossen Effekt zu erzielen, versuchte die Parteileitung ihre prominentesten Aushängeschilder für die Aktion zu begeistern. Wie motivierend wäre es doch für potenzielle SP-Wähler, von einem SP-Regierungsmitglied zur Wahlurne gebeten zu werden!
Doch der Aufruf war vergebens. Innenminister Alain Berset will sich bei der Aktion nicht exponieren – Simonetta Sommaruga nur ganz wenig. Die Justizministerin wird diesen Samstag zwar Parteikollegen beim Telefonieren besuchen. Dies bestätigt SP-Kommunikationschef Michael Sorg. Selber zum Hörer greift die Bundespräsidentin aber nicht.
Die beiden SP-Magistraten legen den bundesrätlichen Verhaltenskodex also strikte aus. Dieser besagt, dass Bundesräte im Vorfeld von Wahlen und Abstimmungen bei parteipolitischen Aktivitäten – also Auftritten und Wahlwerbung – eine «gebührende Zurückhaltung» ausüben sollen.
Dieses sogenannte Aide-Mémoire wurde 2011 revidiert. Früher stand es den Regierungsmitgliedern offen, sich auch für Wahlkampfplakate ablichten zu lassen. Was 2007 der damalige SVP-Bundesrat Christoph Blocher exzessiv nutzte – mit dem Wahlslogan «Blocher stärken! SVP wählen!»
Auch in diesem Wahlkampf nimmt die SVP das bundesrätliche Zurückhaltungsgebot am wenigsten ernst. So stellte sich Ueli Maurer gleich für beide Wahlkampfsongs zur Verfügung: Singend bei «Wo e Willy isch, isch ou e Wäg» und als cooler Typ mit Sonnenbrille bei «Welcome to SVP».