«Privates hat mit der Politik nichts zu tun»
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SVP-Kantonsrat zu Vorwürfen:«Privates hat mit der Politik nichts zu tun»

SVP-Kantonsrat Diethelm soll Prostituierte misshandelt haben – jetzt nimmt er Stellung
«Mein Sexleben gehört mir»

Die Zürcher Staatsanwaltschaft wirft dem Schwyzer SVP-Kantonsrat Bernhard Diethelm vor, er habe versucht, eine Prostituierte zu vergewaltigen. Die SVP forderte daraufhin seinen vorübergehenden Parteiaustritt. Doch Diethelm weigert sich.
Publiziert: 27.06.2023 um 01:23 Uhr
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Aktualisiert: 28.06.2023 um 15:48 Uhr
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Der Schwyzer SVP-Kantonsrat Bernhard Diethelm trat am Mittwoch vor die Medien.
Foto: keystone-sda.ch
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Lea HartmannRedaktorin Politik

Der Schwyzer SVP-Kantonsrat Bernhard Diethelm (40) muss sich nächsten Montag vor dem Zürcher Bezirksgericht verantworten. Dem Koch und nebenamtlichen Kirchenschreiber wird vorgeworfen, eine Prostituierte misshandelt zu haben. Einige der Anklagepunkte: versuchte Vergewaltigung, Gefährdung des Lebens und harte Pornografie.

Gemäss der Anklageschrift, die Keystone-SDA vorliegt, soll Diethelm im Jahr 2021 die Frau für fünf Stunden sadomasochistische Rollenspiele einen Betrag von 4200 Franken geboten haben. Nach dem Betreten der Wohnung habe er ein Halsband mit Hundeleine, Latexhandschuhe und eine schwarze FFP2-Maske angezogen.

Nachdem Medien am Wochenende Details aus der Anklageschrift publik gemacht hatten, ergriff Diethelm nun die Flucht nach vorn. Im Schwyzer Rathaus bezog er am Mittwoch Stellung zur aus seiner Sicht «einseitig und völlig überrissen daherkommenden Anklageschrift».

«Transparenz ja, aber nicht so»

Diethelm betonte, dass es sich um ein Vier-Augen-Delikt handle. Die Anklageschrift beruhe allein auf den Behauptungen der Klägerin. Er warf den Medien vor, ihn mit der Berichterstattung vorverurteilt zu haben. «Mein Sexleben gehört mir und gehört nicht in die Öffentlichkeit. Transparenz ja, aber nicht so.» Es bestehe kein Zusammenhang mit seiner politischen Tätigkeit.

Aus diesem Grund weigert sich Diethelm auch, bis zum Urteilsspruch die Parteimitgliedschaft niederzulegen. Dies käme einem Schuldeingeständnis gleich, darin seien sich er und der Präsident der SVP-Sektion Wägital einig. Die SVP Schwyz hatte nach einer eilig einberufenen Sitzung am Wochenende die Sektion dazu aufgefordert, Diethelms Mitgliedschaft vorübergehend zu sistieren.

Er soll Frau gewürgt haben

Zum Vorfall, der zur Anklage führte, war es im Juni 2021 gekommen. Diethelm soll einer Prostituierten für Sadomaso-Rollenspiele 4200 Franken angeboten haben. Kaum hatte er die Wohnung betreten, in der sich die beiden verabredet hatten, soll er die Frau laut Anklageschrift von hinten gewürgt haben, bis sie fast das Bewusstsein verlor. Daraufhin soll er versucht haben, sie mit einer unbekannten Substanz zu betäuben. Als die Frau laut um Hilfe schrie und versuchte zu entkommen, sei er mit Hundeleine um den Hals aus der Wohnung geflohen.

Die Staatsanwaltschaft listet in der Anklageschrift zig Verletzungen auf, die die Vorwürfe belegen sollen. Diethelm habe die Frau «auf skrupellose Weise in unmittelbare Lebensgefahr» gebracht, so der Vorwurf. Zudem fanden die Ermittler auf Diethelms Handy Videos, die Sex mit Tieren zeigen. Die Staatsanwaltschaft fordert eine Gefängnisstrafe von vier Jahren plus eine Busse von 1000 Franken.

Basis entscheidet über Parteiausschluss

Die SVP Wägital – beziehungsweise eines ihrer Mitglieder – macht nicht zum ersten Mal Schlagzeilen. So drohte vor einigen Jahren der gesamten Sektion der Parteiausschluss, weil ein anderes Mitglied auf Facebook einen Kommentar abgesetzt hatte, der Hitler verherrlicht hat. Diethelm stellte sich damals hinter seinen Parteikollegen und behauptete, dieser habe mit «Onkel Dölf» nicht Adolf Hitler, sondern einen Schriftsteller gemeint. Was selbst die Kantonalpartei für eine fadenscheinige Ausrede hielt.

Wird sich die Sektion nun erneut einer Aufforderung von oben widersetzen? Laut Roman Bürgi, Präsident der SVP Schwyz, habe die Sektion für kommende Woche eine Sitzung einberufen, an der sie über den vorübergehenden Ausschluss Diethelms entscheiden werde. Er hofft, dass die Versammlung – gegen den Willen des Ortspräsidenten und des Betroffenen – Diethelm vorübergehend das Parteibuch entzieht. «Sonst müssen wir weitere Schritte prüfen.» Man müsse an die vielen Mitglieder SVP Schwyz denken, appelliert Bürgi. «Unsere politische Arbeit darf nicht beeinträchtigt werden.»

Für Diethelm gilt die Unschuldsvermutung.

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