Gesundheitsminister Alain Berset (45) hat die Durchführung einer Cannabis-Studie der Uni Bern nicht genehmigt. Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) teilte am Dienstag mit, dass die gesetzliche Grundlage für einen Pilotversuch der legalen Abgabe von Gras fehle (BLICK berichtete).
«Wir sind enttäuscht und bedauern den Entscheid», sagt Studienleiter Sven Trelle und betont: «Wir sind von der Wichtigkeit der Studie überzeugt. Sie hätte verlässliche Daten generiert, die wir als Grundlage für die politische Diskussion brauchen.»
Ziel wäre gewesen, zu untersuchen, welche Auswirkung der erlaubte Kauf von Cannabis in Apotheken auf das Konsumverhalten und auf die psychische und physische Gesundheit der Probanden habe, erklärt er. «Wir wollten explizit den Freizeitkonsum untersuchen. Jetzt werden wir die Begründung für das Nein mit unseren Juristen anschauen und dann entscheiden.»
«Keine sinnlose Studie»
Bei Stadtberner Nationalräten fallen die Reaktionen auf den BAG-Entscheid unterschiedlich aus. Zufrieden ist Andrea Geissbühler (SVP, 41), Präsidentin des Dachverbands Drogenabstinenz Schweiz. «Der Entscheid des BAG freut mich enorm», sagt sie zu BLICK. «Statt in eine sinnlose Studie können Steuergelder jetzt für wirklich wichtige Anliegen gebraucht werden: für die Krebsforschung oder Studien zu seltenen Krankheiten.»
Geissbühler ist nicht generell gegen Cannabis-Studien. Über eine Studie zur medizinischen Wirksamkeit von THC hätte man sprechen können, findet sie. Denn man wisse, dass Cannabis bei einigen Menschen, die unter Multipler Sklerose oder anderen Krankheiten leiden, eine Wirkung habe. «Doch diese Studie hatte nur ein Anliegen: die Legalisierung von Cannabis voranzutreiben. Dafür braucht es keine öffentlichen Gelder.»
«Angst vor den Resultaten»
«Wer sagt, dass die Studie die Legalisierung forcieren wolle, hat offensichtlich Angst vor den Resultaten», kontert SP-Nationalrat Matthias Aebischer (50). «Und letztlich unterstellt er, dass die Uni Gefälligkeitsstudien machen würde.» Er selbst befürworte die Legalisierung, würde aber anerkennen, wenn die Studie nicht zum Schluss käme, dass der Schwarzmarkt so ausgetrocknet werden kann.
«Kiffen ist nicht schädlicher als Trinken», sagt Aebischer. Er rate seinen Kindern zu nichts von beidem – doch die Verteufelung von Cannabis führe zu nichts.
«Mir ist klar, dass viele Erwachsene kiffen und trotzdem arbeiten und ihr Leben meistern», meint hingegen Geissbühler. Es gehe vor allem darum, die Jungen zu schützen, so die Polizistin. «Denn Kiffen ist noch viel schädlicher als Rauchen. Und wer das bestreitet, verharmlost das Problem einfach.»