Er gehört zu den schillerndsten Persönlichkeiten der Schweizer Politik. Zwölf Jahre amtete Alexander Tschäppät (65) als Stadtpräsident der Bundesstadt, von 1991 bis 2003 sass der Sozialdemokrat im Nationalrat und seit 2011 erneut.
Doch nun sind viele seiner Weggefährten in Sorge um «Tschäppu», wie man ihn in Bern nennt. Denn er leidet an Krebs, wie der SonntagsBlick berichtet. Darüber reden will Tschäppät aber nicht. Er wolle aus seinem Schicksal keine grosse Sache machen und lieber über das Leben statt über seine Erkrankung sprechen. So will er trotzdem an der am Montag beginnenden Frühlingssession teilnehmen.
«Alex Tschäppät ist sehr kämpferisch, und das hilft gegen den Krebs», sagt SP-Fraktionschef Roger Nordmann (44, VD). «Es freut mich, dass er in die Session kommt, und ich wünsche ihm viel Kraft.»
SP-Stöckli: «Er ist ein Animal politique»
Auch der Berner SP-Ständerat Hans Stöckli (65) ist wegen der Krankheit seines langjährigen Weggefährten betroffen. Die beiden verbindet einiges: Sie sind fast auf den Tag genau gleich alt, kennen sich bereits seit Uni-Zeiten über 40 Jahre, amteten beide als Richter und waren beliebte Stadtpräsidenten – Tschäppät in Bern, Stöckli in Biel.
«Ich zolle ihm meinen höchsten Respekt für die offene und kämpferische Art, wie er mit dieser schwierigen Lebenssituation umgeht. Und ich wünsche ihm und seiner Familie weiterhin viel Kraft», so Stöckli.
Dass Tschäppät auch jetzt an der Session teilnehmen will, zeigt für Stöckli: «Er misst der Politik einen wichtigen Stellenwert bei und bestätigt damit sein Lebenswerk. Er ist und bleibt eben ein Animal politique.»
SVP-Geissbühler: «Er macht das, was er gerne tut»
Die Betroffenheit ist nicht nur im eigenen politischen Lager gross. «Er ist ein sehr kollegialer Typ – über alle Parteigrenzen hinweg», sagt die Berner SVP-Nationalrätin Andrea Geissbühler (41). Sie sitzt mit ihm in der nationalrätlichen Rechtskommission. Deren Sitzungen besucht er ebenso wie jetzt auch die Frühlingssession.
«Er stellt nicht seine Krankheit in den Fokus, sondern sein Leben. Und die Politik ist sein Leben», so Geissbühler. «Er macht das, was er gerne macht – und das tut ihm sicher gut. Ich wünsche ihm in dieser schwierigen Situation jedenfalls alles Gute und viel Kraft.»
Wichtig für die Berner Kulturszene
Doch nicht nur in der Politik, auch in der Berner Kulturszene ist Tschäppät eine Figur. «Es macht mich sehr traurig, dass es ihm so schlecht geht», sagt Schauspiel-Legende Heidi Maria Glössner (74). Sie kenne Tschäppät als lebenslustigen Menschen. «Für Bern war er mit seinen originellen und unkonventionellen Aktionen immer ein Aufsteller.»
Für Marc «Cuco» Dietrich (70) vom früheren Trio Peter, Sue & Marc gehört Tschäppät zu den «besseren Stadtpräsidenten Berns und ist für die Kulturszene sehr wichtig». Die beiden kennen sich schon lange. «In meiner Zeit als Fasnachtspräsident hat er mir viele Türen geöffnet.» Angesichts von Tschäppäts Krankheit wünscht er ihm «viel Kraft und keine Schmerzen».