Ein italienischer Tourist namens Bruno weiss, wie man ohne grosses Skitalent trotzdem zu einem Social-Media-Hit wird: Er reist in die Schweiz, mietet als Double einen Ski-Stuntman und kann entspannt im Liegestuhl mitverfolgen, wie die Likes der Selfies seines Doppelgängers im Netz weltweit in die Decke schiessen. Denn der vermeintliche Bruno fährt abseits der Piste, springt von Monsterkickern und fliegt mit einen Speedflyer. Alles total attraktiv, aber auch wahnsinnig risikoreich.
Die Skisaison ist schon eröffnet
Mit diesem Spot wirbt Schweiz Tourismus seit kurzem für Winterferien in der Schweiz. Doch jetzt wird dagegen Kritik laut in der Romandie. So zeigt sich der Sprecher der Vereinigung der Westschweizer Bergführer, Frédéric Jordan, gegenüber der Lausanner Zeitung «Le Matin» unglücklich – vor allem mit den Selfies: «Es wird deutlich, dass das ein riskoreiches Verhalten ist.» Wenn sich Skifahrer und Snowboarder auf das Selfie konzentrierten, ginge ihre Aufmerksamkeit auf die Umgebung verloren.
Selfie-Jünger nehmen Risiken in Kauf
Für Jordan gibt es aber noch einen anderen Aspekt: Die Statistiken zeigten, dass Bergunfälle stark gesunken seien. «Geübte Berggänger und Riskosportler haben ihre Risiken meist im Griff, doch die Selfie-Jünger bewegen sich gegen diese Tendenz.»
Ähnlich äussert sich auch die Suva gegenüber der Zeitung: Man empfehle, sich immer den Risiken und seinen eigenen Grenzen bewusst zu sein. Der Walliser CVP-Nationalrat Yannick Buttet unterstreicht «die Wichtigkeit des Vorbilds, dass man der Jugend gibt». Für ihn muss die Tourismusbranche sehr fein differenzieren.
Bei Schweiz Tourismus sieht man den Tanz um «Likes», also um die Zustimmung aus dem Netz, nicht im Zentrum des Spots: «Wir wollten nur zeigen, dass in der Schweiz aufgrund des breiten Angebots jeder auf seine Rechnung kommt.» Selbstverständlich soll man nur Bilder posten, die man in Situationen aufgenommen hat, bei denen man alle Risikovorkehrungen eingehalten hat. (hlm)