Der Plakat-Skandal von Olten-Fans beim Eishockey-Derby zwischen dem SC Langenthal und dem EHC Olten schägt Wellen bis nach Bundesbern. Der behinderte Thurgauer CVP-Nationalrat Christian Lohr (54) zeigt sich über die Aktion mehr als empört.
Gewaltaufruf nicht akzeptabel
«Als Mensch, der seit Geburt auf einen Rollstuhl angewiesen ist, als Sportfan, aber auch als Politiker macht mich dieser Vorgang fassungslos», sagt Lohr zu BLICK. «Solche Aktionen verachte ich, weil wir keine Gewalt im Sport oder Aufforderungen dazu akzeptieren dürfen.»
Für ihn ist klar, mit Gedankenlosigkeit der Urheber lasse sich der Vorfall nicht einfach abtun. Auch die Ausrede, dass die Oltner auf eine frühere Provokation der Langenthaler reagiert hätten, lässt er nicht gelten: «Eine dumme Reaktion auf eine dumme Aktion: das kann keine Erklärung sein, geschweige denn eine Rechtfertigung.»
Lohr begrüsst Sozialdienst-Idee
Mit Bedauern meint Lohr: «Das Thema Behinderung und seine Auswirkungen auf den Alltag ist wohl noch nicht überall sensibilisiert genug.» Von daher begrüsst der CVP-Mann auch, dass die Urheber nicht bloss mit einem Stadionverbot sanktioniert werden sollen.
So denken die EHCO-Verantwortlichen an weiter gehende Massnahmen – wie etwa einen Sozialdienst im Paraplegiker-Zentrum. «Einen Sozialdienst absolvieren zu müssen, das erscheint mir eine passende Massnahme. Es geht eben nicht nur einfach um eine Symbolgeschichte», meint Lohr dazu.
Die EHCO-Verantwortlichen müssten sich aber auch anstrengen, mit den betroffenen Fangruppen das Thema aufzuarbeiten. «Erst, wenn das nichts nützt, sind schärfere Sanktionen unerlässlich.»
«Keller zeigt den richtigen Weg zum Fairplay»
Lohr selbst ist langjähriger Anhänger des Clubs Hockey Thurgau, für den Ronny Keller mehrere Saisons spielte und den Keller später auch einige Zeit präsidierte. «Ronny Keller habe ich in den letzten Jahren bei verschiedenen Begegnungen kennengelernt», sagt Lohr.
Ratschläge, wie Keller in dieser Geschichte reagieren sollte, will Lohr keine erteilen. «Mir scheint es wichtig, dass er nicht für Scheingefechte missbraucht wird.» Vielmehr sollten sich aber die Fans Keller zum Vorbild nehmen, findet der Sozial- und Sportpolitiker Lohr: «Er zeigt den richtigen Weg zum Fairplay mit seiner eindrucksvollen Lebenseinstellung.»