Herr Landolt, in den meisten Kantonen hat Ihre Partei in der laufenden Legislatur an Boden verloren. Wie wollen Sie diesen Trend bis zu den Wahlen 2019 stoppen?
Martin Landolt: Es hat sich eingependelt. Wir sind vielerorts zum dritten Mal angetreten. Nach der Euphorie der Anfangsjahre wurden wir zunächst abgestraft und landeten nun dort, wo wir derzeit hingehören.
Vier Prozent Wähleranteil lassen sich nicht längerfristig halten?
Nein. Auf lange Sicht sollten wir wohl die zehn Prozent knacken. Mit Blick auf die nächsten Jahre muss es uns aber erst einmal gelingen, wieder relevant zu werden.
Das heisst konkret?
Bis 2015 waren wir als Mehrheitsbeschaffer von Bedeutung. Der Verlust dieser Rolle schmerzt mehr als der des Bundesratssitzes. Aber ab 2019 wollen wir der progressiven Seite wieder zum Durchbruch verhelfen.
Auf Kosten welcher Partei wollen Sie wachsen – der FDP?
Noch lieber auf Kosten der SVP. Die Allianz der konservativen Egoisten bestimmt mit ihrer Mehrheit im Nationalrat die politische Agenda. Nur dank einiger freisinniger Abweichler konnten wir verhindern, dass in der Bildung oder bei der Entwicklungshilfe gespart wird. Die Kultur im Parlament hat sich massiv verschlechtert. Das schlägt sich bis in die Kommissionsarbeit hinter verschlossenen Türen nieder.
Was heisst das?
Die Konfrontationen sind härter geworden, persönlicher. Mit manchen Leuten kann man kein Feierabendbier mehr trinken, sie huldigen permanent ihrer Ideologie. Rückblickend muss man sagen: Es war eine verlorene Legislatur. Für die BDP und für das Land. Letzteres ist gravierender.
Das klingt frustriert.
Wir leiden unter dieser fehlenden Relevanz und auch unter teilweise unfairer Berichterstattung. Ja, wir haben verloren. Aber stets die gleiche undifferenzierte These vom Untergang der BDP lesen zu müssen, ist ermüdend. Immerhin können wir dank dieser Legislatur beweisen, dass es uns braucht.
Wenn es die BDP braucht, warum gelingt es Ihnen nicht, daraus Kapital zu schlagen?
Es braucht Fürsprecher und neue Gesichter. In den nächsten Jahren leiten wir einen Generationenwechsel ein. Ich will, dass auf unseren Listen Frauen und Junge bevorzugt werden.
Ist Martin Landolt Teil dieses Generationenwechsels?
Sicher. Anfang 2020 gebe ich das Parteipräsidium ab.
Und Ihr Mandat als Nationalrat?
Wenn ich vom Generationenwechsel spreche, werde ich sicher nicht zum Sesselkleber. Wenn ich in Glarus wiedergewählt werde, möchte ich aber noch ein paar Jahre als Ex-Präsident im Parlament die Früchte meiner Arbeit ernten (lacht).
Dann wäre spätestens Ende der kommenden Legislatur Schluss?
Aus heutiger Sicht ja.
Haben Sie einen Plan B für die Zeit nach der Politik?
Das ist nicht planbar. Aber ich spüre aus Gesprächen mit Wirtschaftsvertretern, dass die Erfahrung als Parteipräsident einen Wert hat.
Ein mögliches Rahmenabkommen mit der EU wird heiss diskutiert. Wie beurteilen Sie die Chancen, dass ein solcher Vertrag noch zustande kommt?
Es ist aus meiner Sicht alternativlos. Sonst steht am Ende der EU-Beitritt oder die Isolation. Beides will ich nicht. Der einzig gescheite Weg ist der bilaterale Weg – dazu gehört nun mal ein Rahmenabkommen. Und vor allem braucht das Land endlich Planungssicherheit.
Verstehen Sie die Position der Gewerkschaften, nach der die flankierenden Massnahmen unantastbar sind?
Bundesrat Cassis hätte vorab und direkt mit den Gewerkschaften sprechen müssen, sicher nicht über die Medien. Denn auch wenn ich mit den Linken politisch wenig am Hut habe: Sie fügen dem Land keinen Schaden zu und verlassen für Lösungen auch mal ihre ideologischen Positionen. Für die SVP gilt das leider nicht.
Sie haben Ihre eigene politische Karriere in der SVP lanciert ...
Ich war ab 1998 in der moderaten Glarner SVP aktiv. Was an der Parteispitze abging, interessierte mich damals noch nicht. Erst langsam, aber stetig wuchsen bei mir die Zweifel. Die Abspaltung der BDP nach der Abwahl von Christoph Blocher war nur der berühmte letzte Tropfen.