Die Widmer-Schlumpf-Partei verliert ihre letzten Wähler! Am Sonntag hat sich die BDP in Luzern halbiert – auf mickrige 0,8 Prozent. Im Baselbiet hat sie sich jüngst sogar geviertelt: Drei der vier Sitze im Landrat sind weg. Und im Kanton Bern gingen vor einem Jahr satte elf von 25 Mandaten flöten.
Bereits in zwölf Tagen steht in Zürich die nächste Bewährungsprobe an. Es ist wahrscheinlich, dass die BDP auch hier Federn lassen muss. Die Schmach wäre ähnlich gross wie in Bern. Schliesslich sind zwei ihrer neun Nationalräte Zürcher. Die Minipartei verkommt ein halbes Jahr vor den Eidgenössischen Wahlen zur Mikropartei – und kämpft im Herbst ums Überleben.
Nur: Mit welchen Mitteln? Der BDP fehlen ausserhalb der Stammlande Bern, Graubünden und Glarus bekannte Köpfe.
Parteigründer Hans Grunder will jetzt die Notbremse ziehen. Der Emmentaler pocht nach den Schlappen auf eine Kampagne, die Widmer-Schlumpf ins Zentrum rückt. «Solange wir eine Bundesratspartei sind, müssen wir diesen Trumpf voll ausspielen», sagt er.
Deshalb wäre es «nicht anrüchig, sie im Wahlkampf zum Aushängeschild zu machen». Im Volk werde die Partei schliesslich stark mit ihr verknüpft.
Bei kantonalen Wahlen konnte die BDP jüngst einzig in Graubünden zulegen, der Heimat der Bundesrätin. Für Hans Grunder ein klares Zeichen, dass der Widmer-Schlumpf-Effekt funktionierte – «und auch auf nationaler Ebene funktionieren könnte».
Parteichef Martin Landolt hat für solche Forderungen kein Gehör: «Wir wollen keinen Personenkult um Widmer-Schlumpf veranstalten. Sie selbst will dies am allerwenigsten!»
Der Glarner will an der beschlossenen Kampagne mit Bienen-Sujet festhalten und mit der Energiewende, den bilateralen Verträgen und der Förderung von Frauen punkten. «Wir wollen voll auf Themen setzen und die Sachpolitik der BDP ins Zentrum rücken», sagt auch Wahlkampfleiter Lorenz Hess.
Ob diese Strategie aufgeht? Sicher ist: Sollte sich der Wähleranteil der BDP auch auf nationaler Ebene halbieren – so wie in Luzern –, verschwindet die Partei in der Bedeutungslosigkeit. Womöglich kann sie im Herbst nicht einmal mehr eine eigene Fraktion stellen. Dafür sind nämlich mindestens fünf Nationalräte nötig.
In den Kantonen Bern, Zürich und Aargau wackeln die Sitze gewaltig. Kommt es zum Fiasko, wäre Widmer-Schlumpfs Bundesratssitz so gut wie weg. Weil SP, Grüne und CVP eine Wiederwahl der Finanzministerin konkordanz-technisch kaum mehr rechtfertigen könnten.
Kommt dazu: Laut Insidern wird sich die Bündnerin in diesem Fall gleich selbst aus dem Rennen nehmen.