Polizeibrutalität, Demütigung, Druckversuche – die Verhaftung von Whistleblower Adam Quadroni (48) im Bündner Baukartell-Skandal wird nun untersucht.
Wie die «NZZ am Sonntag» erfuhr, wurde Justiz- und Sicherheitsdirektor Christian Rathgeb (48, FDP) aktiv und erstattete bei der Staatsanwaltschaft Graubünden Anzeige gegen unbekannt. «Wir werden nun abklären, ob sich Polizisten in diesem Zusammenhang strafrechtlich relevanter Taten schuldig gemacht haben», bestätigt Staatsanwalt Bruno Ulmi diese Informationen.
Philipp Wilhelm (29) forderte erst kürzlich in der Zeitung «Südostschweiz», dass das Eingreifen der Polizei untersucht werden müsse. «Die Kantonspolizei spielt bei der Verhaftung von Herrn Quadroni eine sehr fragwürdige Rolle, der man jetzt nachgehen muss», sagte der Bündner SP-Präsident. Das meint auch BDP-Präsident Martin Landolt (49) im SonntagsBlick. «Wenn das so stattgefunden hat, wie es jetzt beschrieben wird, dann muss man die Arbeit der Polizei dringend hinterfragen.»
Vom Arzt unter Druck gesetzt
Gemäss Quadronis Aussagen im Online-Magazin «Republik» wurde der Whistleblower ohne Vorwarnung von schwer bewaffneten Spezialeinsatzkräften in Kampfmontur überwältigt. Geschlagen, getreten, an den Haaren gezogen, zu Boden gedrückt. Die Handgelenke mit Kabelbindern gefesselt, die Augen verbunden wurde er auf den Polizeiposten in Scuol GR gebracht.
Als Quadroni später vom pensionierten Bezirksarzt untersucht wird, stellt dieser Schürfungen, Hämatome und eine geplatzte Unterlippe fest – ohne das zu notieren. Gemäss Quadroni hat der Arzt ihn zudem unter Druck gesetzt, anzugeben, die Verletzungen stammten aus einem Streit mit seiner Frau. Der Bezirksarzt weist Quadroni in die Psychatrie ein – dieser sei selbstmordgefährdet. Nach vier Tagen wurde er entlassen. Weil nichts dran war an der Suizidgefährdung.
Alles geschah unter der Verantwortlichkeit des Bündner Polizeikommandanten Walter Schlegel (56), der nun in die Bündner Regierung will. (voi)