Baugleiche Panzer wie jene der Schweizer Armee in Syrien zerstört
Der Leopard kommt unter Beschuss

In Syrien zerstörten IS-Kämpfer mehrere Leopard-Kampfpanzer. Das wirft Fragen auf – auch in der Schweiz. Weil auch unsere Leoparden im Kriegsfall ähnlichen Angriffen kaum trotzen könnten.
Publiziert: 17.07.2017 um 00:04 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 03:39 Uhr
Schweizer Armee-Panzer nicht mehr sicher
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Der Leopard kommt unter Beschuss:Schweizer Armee-Panzer nicht mehr sicher
Matthias Halbeis

IS-Terroristen haben einen Mythos zerstört: Jenen von der Unzerstörbarkeit des Kampfpanzers Leopard 2. Bei Kämpfen mit türkischen Streitkräften in der Stadt al-Bab in Syrien wurden erstmals mehrere dieser Panzer in Grund und Boden geschossen. 

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Ein von IS-Kämpfern zerstörter türkischer Leopard-Panzer in Syrien.
Foto: Zvg

Kämpfer der Terrormiliz griffen die Kettenfahrzeuge im Dezember 2016 von hinten und von der Seite an. Dort, wo die Ungetüme nicht so gut geschützt sind wie vorn. Russische Anti-Panzerwaffen vom Typ Kornet sollen alleine für sechs von zehn Ausfällen verantwortlich sein. Weder im Kosovo noch bei Kämpfen in Afghanistan ging auch nur ein einziges Raupenfahrzeug verloren. Dort fuhr zwar ein Leopard der Kanadier auf eine Sprengfalle der Taliban – die Besatzung überlebte aber.

Die Leoparden in Syrien gingen in bebautem Gebiet in Flammen auf. Sie sind baugleich mit jenen der Schweizer Armee. Das schürt die Diskussion, ob die 60 Tonnen schweren Ungetüme überhaupt für Einsätze im Umfeld von Siedlungen geeignet sind und wie sie zu schützen wären. Denn das Grundkonzept der schweren Kampfpanzer stammt noch aus dem Kalten Krieg – als man den Feind von vorne erwartete und mit grossen Panzerschlachten rechnete.

Armasuisse kennt «abgeschossene Leopard-Kampfpanzer»

Weil die zerstörten Panzer mit dem Schweizer Modell identisch sind, beschäftigen die Vorfälle auch die bundeseigene Rüstungsagentur Armasuisse. Laut deren Sprecher Kaj-Gunnar Sievert (51) gehört das Analysieren von Einsätzen, Konflikten und Erfahrungen anderer Streitkräfte zur täglichen Arbeit im VBS. So auch die abgeschossenen oder auf dem Gefechtsfeld zurückgelassenen türkischen Leopard-Kampfpanzer in Syrien.

Sievert geht aber davon aus, dass auch andere Panzertypen mit vergleichbaren Panzerabwehr-Lenkwaffensystemen ausser Gefecht gesetzt worden wären. Dafür spricht, dass auch im Konflikt zwischen Russland und der Ukraine beide Seiten zahlreiche Panzer verloren – aus ähnlichen Gründen wie in Syrien.

Gewichte verschieben sich

Sicherheitspolitiker in Bern kennen die Bilder aus Syrien. Nationalrat Marcel Dobler (36, FDP/SG) sagt: «So schnell können Waffensysteme vom technologischen Fortschritt überholt werden.» Die Gewichte würden sich verschieben, «wenn eine Anti-Panzerwaffe, die vielleicht 10'000 Franken kostet, einen millionenteuren Kampfpanzer erledigen kann».

Nationalrat Marcel Dobler (36, FDP/SG): «So schnell können Waffensysteme vom technologischen Fortschritt überholt werden.»
Foto: GAETAN BALLY

Schutzsysteme gegen solche Angriffe und zusätzliche Panzerungen für die Fahrzeuge seien bald serienreif. Ähnlich wie bei Artillerie und Luftwaffe stelle sich jetzt auch bei den Panzern die Frage, was die Schweizer Armee brauche, um im Ernstfall zu bestehen. Vor kurzem hat Dobler eine Interpellation eingereicht: Er will wissen, wie gross der Finanzbedarf der Armee wirklich ist.

Fraglich, ob Nachrüstung sinnvoll

Anders sieht es Nationalrat Beat Flach (52, GLP/AG): «Eine weitere Nachrüstung ist vermutlich nicht sinnvoll.» Der Leopard müsse ab 2031 ersetzt werden. Flach bezweifelt, dass die Schweiz überhaupt noch solche Panzer benötigt.

Nationalrat Beat Flach (52, GLP/AG): «Eine weitere Nachrüstung ist vermutlich nicht sinnvoll.»
Foto: GAETAN BALLY

Sollten Panzer vermehrt als Allzweckwaffe verwendet werden, bekomme der Zielkonflikt zwischen Panzerung und Mobilität noch grösseres Gewicht. «Langsam und mit unüberhörbarem Gedröhne durch eine Stadt zu fahren, um Infanterietruppen zu unterstützen, ist nicht die Stärke des Kampfpanzer», findet er. Je enger und je unübersichtlicher eine Siedlung, desto verwundbarer werde er.

Für Ständerat Josef Dittli (60, FDP/UR) ist es nicht angemessen, diese Sache aufgrund von Berichten in der Kommission zu traktandieren. Bisher habe der «Leo» die Anforderungen vollumfänglich erfüllt. Er geht davon aus, dass Schweizer Armee und Armasuisse diese Berichte bearbeiten: «Dies kann je nach Beurteilung dann zu Kreditvorlagen führen.»

Ständerat Josef Dittli (60, FDP/UR): Bisher habe der «Leo» die Anforderungen vollumfänglich erfüllt.
Foto: GAETAN BALLY
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