Bauern sind sich der Klimaproblematik bewusst
«Wir wollen CO2-neutral produzieren»

Regionale Produkte verlieren in der CO2-Bilanz gegen Importware: Jetzt schalten sich die Obstbauern in die Klimadebatte um heimische Erdbeeren und Äpfel ein.
Publiziert: 17.07.2019 um 08:07 Uhr
1/8
Äpfel aus dem Ausland sind unter Umständen besser für die Klimabilanz als solche aus der Schweiz.
Foto: Keystone
Cinzia Venafro

Schweizer Obst und Gemüse – alles andere ist Beilage: Dies zumindest propagiert die SVP, die mit einem «Inländervorrang» für Schweizer Gemüse den Klimawandel bekämpfen will. Doch regional einzukaufen, ist nicht immer besser fürs Klima, zu diesem Schluss kommen mehrere Studien, beispielsweise eine Untersuchung der ETH.

Jetzt wehren sich die Schweizer Obstproduzenten gegen den Vorwurf, ihre Früchte würden das Klima mehr schädigen als importierte Ware. 

«Unsere Bäume sind die besten CO2-Filter»

«Unsere Bäume sind die besten CO2-Filter. Das wird in der Klimadebatte um Schweizer Früchte leider vergessen», sagt Jimmy Mariéthoz (48), Geschäftsführer des Schweizer Obstproduzenten-Verbands Swissfruit.

Das Hauptproblem der hiesigen Produkte: Werden sie im beheizten Treibhaus gezogen oder im Kühlhaus gelagert, haben sie eine schlechtere CO2-Bilanz als von weit her eingeschiffte Früchte. So kann ein Schweizer Apfel, der letzten Herbst geerntet wurde und in speziellen Kühlhäusern überwinterte, sogar den Klima-Vergleich gegen einen saisonalen neuseeländischen Apfel verlieren.

CO2-neutrale Schweizer Früchte

Mariéthoz gibt zu: «Ja, das Kühlungsproblem ist noch nicht gelöst. Aber wir sind auf gutem Weg.» Ziel des Verbands sei, Schweizer Früchte «in Zukunft annähernd CO2-neutral zu produzieren», so Mariéthoz. «Die Technologie dafür ist am Entstehen. Wir sind auf sehr gutem Weg. Jedes Jahr investieren unsere Produzenten in erneuerbare Energie und neue Technologie.»

Die Branche hätte den Weckruf der Natur – und den der klimastreikenden Schüler – erhört. Mariéthoz betont: «Wir leiden schliesslich als einige der Ersten, wenn das Klima verrückt spielt! Die Obstbauern sind täglich in der Natur und sehen und spüren, dass der Klimawandel alles verändert.»

Doch leider würde das Verhalten der Konsumenten in eine ganz andere Richtung gehen. Sinnbildlich hierfür sei das Erdbeer-Problem. «90 Prozent der Import-Erdbeeren essen die Schweizer, bevor Schweizer Erdbeeren überhaupt reif sind.» Erdbeeren seien in den Augen vieler Konsumenten «leider ein Ganzjahresprodukt geworden», so Mariéthoz. CO2-Bilanz hin oder her.

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?