SVP zieht wegen Corona die Notbremse
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SVP zieht Notbremse:SVP zieht wegen Corona die Notbremse

Basis soll neuen Präsidenten nur noch abnicken
SVP-Spitze will Fakten schaffen

Wegen des Coronavirus muss die SVP die Wahl eines neuen Präsidenten verschieben. Nun aber versucht die Parteispitze, mit einem «Interimspräsidenten» schon mal vorzuspuren.
Publiziert: 10.03.2020 um 23:00 Uhr
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Aktualisiert: 12.06.2020 um 20:13 Uhr
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Die SVP hat die Delegiertenversammlung abgesagt, an welcher der Nachfolger von Präsident Albert Rösti gewählt werden sollte.
Foto: Keystone
Daniel Ballmer und Ruedi Studer

Die SVP-Spitze hat die Notbremse gezogen. Wegen des Coronavirus ist die Delegiertenversammlung vom 28. März in Basel abgeblasen – und damit auch die Wahl der Nachfolge von Parteipräsident Albert Rösti (52).

Doch Rösti will – anders als SP-Chef Christian Levrat (49) – seine Amtszeit nicht verlängern. Offiziell ist daher noch unklar, wie und wann es weitergehen soll. Doch BLICK weiss: Hinter den Kulissen läuft die Nachfolge-Regelung auf Hochtouren. Die Findungskommission unter Ex-Fraktionschef Caspar Baader (66) soll bis Ende nächster Woche einen Vorschlag präsentieren. «Wir wollen das nicht hinauszögern», bestätigt Baader.

Spitze will neuen Parteichef vorgeben

Die Wunschvariante der SVP-Spitze: Pünktlich zum Abgang von Rösti soll ein Interimspräsident die Partei übernehmen. Dieser würde wohl vom neunköpfigen Parteileitungsausschuss bestimmt und als «designierter Präsident» eingesetzt. Sprich: Er soll dann von den Delegierten als neuer Parteichef nur noch abgenickt werden. Das bestätigen mehrere Parteimitglieder.

Favorit Salzmann löst nicht nur Begeisterung aus

In den Statuten der SVP ist dieser Fall allerdings nicht vorgesehen. Entscheidend aber ist, wen und wie viele Kandidaten die Findungskommission vorschlägt. Denn: Ein «designierter Präsident» kommt nur in Frage, wenn die Baader-Truppe auf einen Einervorschlag setzt.

Offiziell nominiert ist bisher nur Nationalrat Alfred Heer (58, ZH), der sich aber einen Rückzug vorbehält. Auch Ratskollege Andreas Glarner (57, AG) würde sich zur Verfügung stellen.

In der Pole-Position soll derzeit Ständerat Werner Salzmann (57, BE) stehen, der in den Führungsgremien als «solid» erachtet wird, aber keine Begeisterung auslöst. Auch weil er für die Übernahme des Präsidiums einige Bedingungen gestellt habe. Dennoch dürfte er Favorit bleiben, sollte Wunschkandidat Marcel Dettling (39, SZ) nicht noch überraschend seinen Hut in den Ring werfen.

Vizepräsidenten nur als Plan B

Präsentiert die Findungskommission aber einen Zweier- oder gar Dreiervorschlag, muss die SVP einen Plan B aus dem Hut zaubern. Um keinen Kandidaten zu desavouieren, sollen die drei Vizepräsidenten Magdalena Martullo-Blocher (50, GR), Céline Amaudruz (40, GE) und Marco Chiesa (45, TI) die Rennleitung übernehmen.

«Wir könnten uns auf die drei Landesteile aufteilen, das wäre die beste Lösung», so Chiesa. «Auch die Kampagne für die Begrenzungs-Initiative können wir so problemlos führen. Ich bin jedenfalls bereit, die Verantwortung für meine Sprachregion zu übernehmen.»

«Ich bin immer da für die Partei»

Zurückhaltender zeigt sich Martullo-Blocher: Dass sie als Vizepräsidentin in die Bresche springen würde, «ist eine Variante». Sie lässt aber durchblicken, dass es nicht unbedingt ihre Wunschvorstellung ist. «Es ist auch vorstellbar, dass bereits ein neuer Präsident übernimmt», sagt sie. Die verschiedenen Möglichkeiten würden nun diskutiert. Der Ausgang hänge auch davon ab, wann die Delegiertenversammlung durchgeführt werden kann.

«Der normale Weg wäre, dass nun ein Vize einspringt. Die Vizepräsidenten müssen an die Säcke, wenn der Präsident ausfällt», meint derweil Glarner. Er wäre aber auch bereit, als Interimspräsident zu amten. «Ich bin immer da für die Partei.»

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