Basel streitet um Ozeanium
Gibt es bald Riesenkraken am Rhein?

Am 19. Mai entscheidet das Basler Stimmvolk, ob am Rheinknie ein Ozeanium gebaut werden kann. Der Abstimmungskampf ist heftig. Das Nein-Lager wird dabei von einer prominenten Umweltschützerin angeführt: Vera Weber, die selbst das Basler Bürgerrecht besitzt.
Publiziert: 30.04.2019 um 13:22 Uhr
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Umweltschützerin Vera Weber führt den Kampf gegen das Ozeanium an.
Foto: Peter Gerber
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Ruedi StuderBundeshaus-Redaktor

«Basel liegt am Meer» – mit diesem Slogan wirbt der Zoo Basel für ein neues Ozeanium. Riesenkraken, Haifische und vielerlei Zierfische aus allen Klimazonen könnten in ein paar Jahren in Basel zu sehen sein. 

Dafür soll auf der auf der Heuwaage am Rande der Altstadt ein Gross-Aquarium errichtet werden. 100 Millionen Franken kostet der 28 Meter hohe und drei Geschosse tiefe Bau, der vollständig über private Spenden finanziert werden soll. 

500'000 Besucher jährlich

Die Ozeanium-Fans zeichnen ein Bild in schillernden Farben. Das Ozeanium mit seinen 30 Aquarien soll zum Lernort für Schulen, zum Sensibilisierungsort für den Meeres- und Artenschutz, zum Anziehungspunkt für Forscher und zum Highlight für Touristen werden. 500'000 Besucher jährlich werden erwartet.

Der Grosse Rat hat sich mit deutlicher Mehrheit hinter das Projekt gestellt. Trotzdem könnte das Basler Stimmvolk die Pläne am 19. Mai versenken. Dann entscheidet es nämlich über baurechtliche Anpassungen, die für das Ozeanium nötig werden. Zwar plädieren die bürgerlichen Parteien FDP, LDP, CVP und GLP für ein Ja. Doch SP und SVP haben mittlerweile Stimmfreigabe beschlossen. Umweltverbände und Grüne stellten sich von Beginn weg gegen das Projekt.

Vera Weber kämpft für ein Nein

Das Thema bewegt die Stadt – und das Nein-Lager wird von einer prominenten Umweltschützerin angeführt: Vera Weber (44), Präsidentin der Fondation Franz Weber (FFW). Die Tochter des kürzlich verstorbenen Franz Weber (†91) verfügt selbst über das Basler Bürgerrecht. Ist sie ansonsten in der ganzen Welt für den Tierschutz unterwegs, liegt ihr Fokus in diesen Wochen voll auf Basel, wo sie an Podiums- und Infoveranstaltungen für ein Nein kämpft.

«Diese Abstimmung hat für mich einen grossen Stellenwert, es ist für mich die wichtigste Abstimmung in diesem Jahr», sagt Weber zu BLICK. Seit Jahren führt die FFW eine Kampagne gegen das Ozeanium. Nun steht der entscheidende Tag bevor. 

«Aquariumsindustrie» bekämpfen

Für Weber ist der Natur- und Tierschutz der Hauptgrund für ihre Gegnerschaft. «Wir müssen die Aquariumsindustrie bekämpfen, denn diese trägt zur Zerstörung der Korallenriffe und der Meere bei», so Weber. Über 90 Prozent der Tiere würden in der Wildnis gefangen, weil sie sich in der Gefangenschaft kaum fortpflanzen könnten. 

Kommt hinzu, dass bis zu 80 Prozent der gefangenen Fische das Aquarium gar nie lebend erreichen würden. «Sie sterben beim Fang, beim Umgang mit ihnen, auf dem Transport, wegen Stress – noch bevor sie im Aquarium landen», sagt die Umweltschützerin.

Was Weber überhaupt nicht passt: Die Befürworter führen den pädagogischen Wert des Ozeaniums ins Feld. Indem man den Besuchern die Bedeutung des Meeres aufzeige, würden diese für den Artenschutz sensibilisiert. «Das ist absolut grotesk», wettert Weber. «Im 21. Jahrhundert wissen wir genau, wie schlimm es um unsere Meere steht. Es ist doch Wahnsinn, in Australien, auf Hawaii oder den Philippinen wilde Tiere zu fangen und sie hier einzusperren, um sie zu schützen.»

Ja-Lager bestreitet Schreckenszahlen

Die Naturschutzfrage ist auch im Abstimmungskampf ein entscheidendes Thema. Das Ja-Lager bestreitet die von Weber ins Feld geführten Schreckenszahlen. Der Zoo verspricht, Tiere nur von Händlern zu beziehen, «die nachhaltigen und tiergerechten Fang und Transport gewährleisten». Schon heute betreibt der Zolli ein Vivarium und «verliert heute praktisch keine Meerestiere bei Einkauf, Transport oder Akklimatisation». 

Die Ausgangslage für den 19. Mai bleibt jedenfalls spannend. Dann entscheidet das Stimmvolk, ob Basel am Meer oder eben doch einfach nur am Rhein liegt. Bei einem Ja will das Ozeanium 2024 seine Tore für Besucher öffnen.

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