Sie waren in Finanzplatzfragen noch gar nie gleicher Meinung. Bankunternehmer und SVP-Nationalrat Thomas Matter (52) und Bundesberns Bankenschreck Susanne Leutenegger Oberholzer (70).
Jetzt kämpfen die beiden erstmals Seite an Seite – als Präsidenten des Nein-Komitees gegen die Vollgeld-Initiative. Das Begehren, über das wir in gut sieben Wochen abstimmen, ist komplex und eignet sich eher als Seminar für Wirtschaftsstudenten denn für einen Urnengang. Verlangt wird im Kern, dass nur noch die Nationalbank Geld schöpfen darf. Geschäftsbanken soll dies gänzlich verboten werden.
«SP hat meistens falsche Ansichten» – «SVP hat Position verraten»
Eine Idee, die das oft so zerstrittene Parlament zusammenrücken lässt. «Warum soll nicht auch die SP einmal auf der richtigen Seite stehen?», fragt Matter. Er bekämpfe die Linken nicht, weil sie Linke seien, sondern weil sie meistens falsche, schädliche Ansichten vertreten würden.
Auch Leutenegger Oberholzer giftet, sie hege die Hoffnung, dass Thomas Matter lernfähig sei. Früher hätten SP und SVP zusammen gegen die zu grossen Banken und den Schutz des Werkplatzes gekämpft, erinnert sich die Baselbieterin. «Wir forderten gemeinsam mehr Eigenkapital für Banken mit Staatsgarantie, einen Stopp der Abzockerei durch eine Sperrung der Boni von Bankmanagern und eine starke Regulierung. Leider hat die SVP diese Positionen inzwischen verraten.»
«Gib Vollgas, SLO!»
Im Vollgeld-Abstimmungskampf verlangt sie von Matter, dass er als Banker die Schwachstellen der Initiative professionell durchleuchtet und dem Volk klarmacht.
Auch Matter stellt Forderungen an seine erst- und wohl auch einmalige Komplizin: «Ich erwarte, dass Frau Leutenegger Oberholzer gegen die Vollgeld-Initiative Vollgas gibt. Zumal es vielleicht ihr letzter grosser Abstimmungskampf als Nationalrätin ist.» SLO, wie das Urgestein genannt wird, hat ihren Rücktritt auf spätestens Ende Jahr angekündigt.
Unabsehbare Folgen einen links und rechts
Die Schweiz würde bei einem Ja zur Vollgeld-Initiative zu einem Versuchskaninchen für international aktive Vollgeld-Aktivisten. Denn ein solches System gibt es weltweit noch nirgends. Es ist vor allem diese Ungewissheit, die links und rechts eint: « Warum sollen wir etwas flicken, was gar nicht kaputt ist», so Banker Matter.
Die Geldpolitik funktioniere unter der Leitung der Nationalbank gut und effizient. Das schweizerische Finanzwesen werde weltweit bewundert und stehe mit seiner stabilen Frankenwährung sehr gut da. Bankenschreck Leutenegger Oberholzer pflichtet bei: «Die Schweiz braucht keine Vollgeld-Experimente mit ungewissem Ausgang und keine Nationalbank, die unkontrolliert agiert und zur Gefahr für unsere Arbeitsplätze werden kann.»
Die Schweiz stimmt wieder ab: Erklärungen zu allen Initiativen, aktuelle News und prominente Stimmen zum Thema finden Sie hier.
Die Schweiz stimmt wieder ab: Erklärungen zu allen Initiativen, aktuelle News und prominente Stimmen zum Thema finden Sie hier.
Die Vollgeld-Initiative will, dass Geld künftig – ob elektronisch oder physisch – nur noch von der Nationalbank hergestellt werden darf. Die Initianten behaupten, mit einer Vollgeld-Reform würde das Finanz- und Bankensystem krisensicher. «Der Steuerzahler und die Realwirtschaft werden damit entlastet, denn die Nationalbank kann Milliarden zusätzlicher Geldherstellungserlöse an Bund, Kantone oder als Bürgerdividende an die Bevölkerung auszahlen», so die Initianten. Die Folge: keine Bankenpleiten, keine Finanzblasen, keine Schuldenwirtschaft mehr. (zas)
Die Vollgeld-Initiative will, dass Geld künftig – ob elektronisch oder physisch – nur noch von der Nationalbank hergestellt werden darf. Die Initianten behaupten, mit einer Vollgeld-Reform würde das Finanz- und Bankensystem krisensicher. «Der Steuerzahler und die Realwirtschaft werden damit entlastet, denn die Nationalbank kann Milliarden zusätzlicher Geldherstellungserlöse an Bund, Kantone oder als Bürgerdividende an die Bevölkerung auszahlen», so die Initianten. Die Folge: keine Bankenpleiten, keine Finanzblasen, keine Schuldenwirtschaft mehr. (zas)