Bald Regierungsrätin? So tickt SVP-Rickli
Gegen Fleisch, EU und Doppeladler

Gut möglich, dass SVP-Nationalrätin Natalie Rickli Bern den Rücken kehrt und Zürcher Regierungsrätin wird. Wie denkt und lebt die bestgewählte Politikerin von 2011?
Publiziert: 13.07.2018 um 14:49 Uhr
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Aktualisiert: 14.09.2018 um 18:44 Uhr
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SVP-Nationalrätin Natalie Rickli überlegt sich eine Kandidatur für die Zürcher Regierung: «Es ist ein spannendes Amt.»
Foto: PETER KLAUNZER
Nico Menzato

Ausgerechnet am 17. Jahrestag der Terroranschläge von New York könnte die Polit-Karriere von Natalie Rickli (41) neuen Schub erhalten: Am 11. September nämlich entscheiden die Delegierten der Zürcher SVP, mit welchem Kandidaten oder welcher Kandidatin sie den Sitz von Markus Kägi (64), der am Mittwoch seinen Rücktritt bekannt gab, verteidigen wollen. 

Wunschkandidatin ist die beliebte Nationalrätin. Und diese zeigt erstmals Interesse an einem neuen politischen Amt. Verneinte sie bei anderen Gelegenheiten in der Vergangenheit ihre Ambitionen stets kategorisch, meint sie jetzt vielsagend: «Ich finde es ein interessantes Amt.»

Job gekündigt – SP-Freundin unterstützt 

Anfang Jahr hat Natalie Simone Rickli, wie sie mit vollem Namen heisst, ihren Job beim Medienunternehmen Goldbach Group an den Nagel gehängt – ein weiteres Indiz, dass ihre Zeit als Milizpolitikerin bald enden könnte und sie nach höheren politischen Weihen strebt.

Auch unterstützte sie ihre Freundin, aber politische Erzfeindin Chantal Galladé (45, SP) in ihrem Bestreben, Präsidentin der Winterthurer Kreisschulpflege Stadt-Töss zu werden. In der SVP sorgte Rickli damit für Kopfschütteln – in der SP jedoch für den (gewünschten) Applaus.

Gegen Pädophile und die SRG

2007 wählten die Zürcher die damals 30-jährige, telegene Winterthurerin in die grosse Kammer. Vier Jahre später erklomm sie bereits den Thron als bestgewählte Nationalrätin der ganzen Schweiz – und liess damit selbst Übervater Christoph Blocher (77) hinter sich.

Einen Namen machte sich Rickli mit ihrem geschliffenen Mundwerk vor allem mit Forderungen nach Verschärfungen des Strafrechts – etwa eine härtere Gangart gegen Pädophile. Als Medienpolitikerin trat sie als scharfe Kritikerin der SRG in Erscheinung und kämpfte erfolglos für die No-Billag-Initiative.

Wandern, Ski und Yoga

Die KV-Absolventin politisiert strikt auf SVP-Parteilinie, was zum Stolperstein für ein Exekutivamt werden könnte. Denn die Teilzeit-Vegetarierin – bei Grillfesten nimmt sie auch mal ein Stück Fleisch – ist aufgrund ihres Rechtsaussen-Kurses für Linke und auch viele Mitte-Wähler ein rotes Tuch. Doch um als Regierungsrätin gewählt zu werden, braucht sie auch Stimmen ausserhalb der Volkspartei. 

Politisiert wurde Rickli, die in ihrer Freizeit gerne wandert, Ski fährt, taucht und Yoga macht, wie so viele SVPler vor der EWR-Abstimmung 1992. «Ein linker KV-Lehrer wollte uns den EWR-Beitritt schmackhaft machen. Seine Argumente haben mich aber nicht überzeugt», schreibt Rickli auf ihrer Homepage.

Burnout stoppte Höhenflug

1996 trat sie der Jungen SVP Winterthur bei – und ihre Karriere nahm ihren Lauf. Seinen einzigen Rückschlag erleidet das SVP-Aushängeschild 2012. Ein Burnout zwingt sie dazu, eine fünfmonatige Auszeit zu nehmen. «Irgendwann konnte ich mehrere Wochen nicht mehr schlafen und war entsprechend erschöpft. Weil ich mich nachts nicht erholen konnte, bekam ich Nackenschmerzen. Die wurden chronisch. So setzte eine eigentliche Abwärtsspirale ein», erzählte sie nach der Genesung.

Einen Rückfall hat sie seither nicht erlitten. Die damalige Krankheit dürfte denn auch keine Hypothek für die Kandidatur als Regierungsrätin sein. Schon eher ihre ehrliche und impulsive Art, via Social Media zu provozieren.

«Goals sind für Kosovo gefallen»

So twitterte sie nach dem Doppeladler-Jubel: «Ich kann mich nicht wirklich freuen. Die beiden Goals sind nicht für die Schweiz gefallen, sondern für den Kosovo.» Und in der Zuwanderungsdebatte haute sie in typischer Stammtisch-Manier folgenden Satz in die Runde: «Wir haben wirklich zu viele Deutsche in der Schweiz.»

Ob Rickli tatsächlich Exekutivpolitikerin werden will, entscheidet sie in wenigen Wochen: «Ich werde eine Kandidatur über den Sommer prüfen und danach entscheiden.» (nmz)

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